Michael Geneschen

Das verk... Abenteuer

Ganz vorsichtig schlich er auf die Terrasse. Vorsichtig schaute er nach rechts und nach links. Noch ein kurzer Blick unter den Tisch hindurch ob nicht jemand gerade aus der Küche nach draußen kam und dann war es nur ein kleiner Sprung, die Vorderpfoten auf den Tisch und … schwups, war das Stück Fleisch vom Teller geklaut. Diego gab Gas und machte sich von dannen um die Beute so schnell es ging in seine Hütte zu verschleppen. Aus der Entfernung hörte er wie die Türe zur Terrasse aufging und sich wieder schloss, dann war Fubios erboste Stimme zu hören: „Magda, das Fleisch ist weg.“ Wieder hörte Diego wie die Küchentüre geöffnet wurde. „Was soll das heißen das Fleisch ist weg. Hast du wieder irgendwelche Zaubertricks ausprobiert und das Fleisch weggezaubert.“, rief Frau Schmidtchen. „Ich habe gar nicht gezaubert.“, entgegnete Fubios. Der Ärger war klar und deutlich in seiner Stimme zu hören. „Du hast mir den Teller mit dem Abendessen gegeben. Ich habe ihn hier auf den Tisch gestellt und bin noch mal kurz rein um mir die Zeitung zu holen. Und als ich zurück kam war es weg.“ Kurz trat eine Pause ein. „Da gibt es nur einen Täter.“, sagte Frau Schmidtchen dann. „Oh…“, grollte Fubios. „Dem werde ich jetzt die Meinung geigen.“ Diego zog den Kopf ein. Er erwartete sein Herrchen jeden Moment vor seiner Hütte. Er nahm es leicht, Fubios Wut hielt meistens nicht lange an. So war es in den vergangenen Tagen immer gewesen. Was konnte er denn dafür wenn Frauchen ihn hungern ließ? Dieser blöde Tierarzt hatte ihm eine Diät empfohlen. Und Frau Schmidtchen zog diese Diät mit aller Härte durch. Zu Diegos Überraschung kam aber niemand.

 

Wie soll ein Hund von etwas Trockenfutter zum Frühstück und zum Mittag leben. Und selbst am Abend gab es keinen Leckerbissen. Dazwischen zwei Stunden spazieren gehen mit regelmäßigem Stöckchen holen. Das ist doch kein Leben. Diego lag in seiner Hütte. Er fühlte sie sein Magen knurrte. So ging das nicht! Er musste etwas dafür tun. Sein Zeitgefühl sagte ihm, dass es bald so weit sein musste, dass Frau Schmidtchen und Fubios zu Mittag aßen. Und da das Wetter warm und sonnig war standen die Chance gut bis perfekt, dass sie dies auf der Terrasse taten. Diego entschied sich doch mal nachzusehen. Leise schlich er an der Terrasse entlang. Niemand war zu sehen. Doch ein verführerischer Geruch stieg in seine Nase. Vorsichtig checkte er die Lage auf der Terrasse. Tatsächlich, da stand ein einsamer Teller. Bestimmt hatte Fubios wieder die Zeitung vergessen. Und seine Lesebrille musste er ja auch regelmäßig suchen. Vorsichtig schlich Diego auf den Tisch zu. Er stellte sich auf die Hinterpfoten. Was gab es denn heute Gutes? Erbsensuppe! Spitze. Die liebte Diego. Er machte keine langen Umschweife und schleckte die Suppe aus dem Teller. „Kann ich noch einen Nachschlag haben?“, fragte er sich selber zufrieden. Doch bevor er erwischt wurde zog er es vor den Rückzug anzutreten. Gesättigt machte er es sich in seiner Hütte gemütlich. Was ihn wunderte war, dass weder Frau Schmidtchen noch Fubios schimpften.

 

Mit schnellen Pfoten lief ich durch Frau Schmidtchens Garten zu Diegos Hütte. Leise vor sich hin schnarchend lag der Hund dort. Nicht unbedingt zart weckte ich ihn. „Hast du es schon gehört?“, begrüßte ich den langsam in die Realität zurückkehrenden Hund. „Das Haus im Wald ist wohl wieder in Gebrauch.“ „Welches Haus?“, fragte Diego verschlafen. Ich atmete laut aus vor Empörung. „Wie viele Häuser gibt es in unserem Wald?“, fragte ich dann. „Ich kenne nur das, welches Fubios damals bewohnt hat.“ Jetzt verstanden wir uns. „Genau davon rede ich.“ „Und wer ist dort eingezogen?“, fragte Diego der langsam wach wurde. „Keine Ahnung!“, gab ich zur Antwort. „Aber man munkelt, dass es Jugendliche aus dem Nachbarort sind. Sie sollen dort wohl Schwarze Messen feiern. Meinst du nicht, wir sollten uns das mal ansehen?“ Jetzt war Diego wieder voll da. „Aber selbstverfreilich sollten wir das. Aber hast du keine Angst? Bei Schwarzen Messen werden doch Katzen geopfert.“ Ich machte eine wegwerfende Geste. „Schwarze Katzen.“, erklärte ich. „Aber wie du siehst bin ich nicht schwarz. Also kein Problem.“ „Wann geht es los?“, fragte Diego, der jedoch etwas nervös wirkte. „Es wird bald dunkel.“, antwortete ich. „Wir sollten dann los.“ „Alles klar.“, sagte Diego und stand auf. „Aber ich muss noch mal kurz auf mein Hundeklo.“ Ohne meine Antwort abzuwarten lief Diego auf das Hundeklo, welches Herr Niethner ihm gebaut hatte.

 

Nach einigen Minuten kehrte Diego zurück. So ganz glücklich sah er immer noch nicht aus. Aber wir machten uns auf den Weg. Als wir den Waldrand erreichten rief Diego erneut: „Lass uns einen kurzen Stop machen, ich muss mal in den Büschen verschwinden.“ Was war nur mit meinem Freund los? So hatte ich ihn ja noch nie gesehen!

 

Wir gingen weiter. Nach all den Jahren wussten wir wie wir ins Haus hinein und heraus kamen ohne gesehen zu werden. „Kannst du die komischen Geräusche mal abstellen?“, fragte ich genervt. Diego gluckste als wäre er eine Wasserbombe. Im Haus hörten wir Geräusche aus dem ersten Stock. „Das kommt bestimmt aus Fubios früherem Arbeitszimmer.“, sagte Diego. Und wieder gab er diese seltsamen Geräusche von sich. „Das ist das größte Zimmer im Haus.“ Also ab nach oben. Diego musste noch einmal kurz verschwinden. Ich verstand die Welt nicht mehr. Diego hatte sich doch noch nie vor einem Abenteuer gedrückt. Mit verzerrtem Gesicht kam er zurück. „Ist etwas nicht in Ordnung mit dir?“, fragte ich besorgt. „Frag nicht!“, gab Diego nur zur Antwort und bedeutete mir weiterzugehen. Die Tür zum früheren Arbeitszimmer stand offen. „Links neben der Tür stehen die alten Ritterrüstungen.“, sagte Diego. „Da können wir uns gut verstecken.“ Gesagt getan.

 

Tatsächlich! Im Arbeitszimmer machten wir im dämmrigen Licht die Gestalt von zwei Jugendlichen in schwarzer Kleidung aus. Mit Sprühdosen sprühten sie an die linke und rechte Wand jeweils ein umgedrehtes Kreuz. „Das brauchen wir!“, erklärte der kräftigere der beiden Jungen großspurig. „Sonst lässt sich der Herr der Finsternis nicht beschwören.“ „Wirklich?“, fragte der schmächtigere etwas ängstlich. „Fang schon mal damit an einen magischen Kreis auf den Boden zu malen.“, wies der kräftigere seinen Freund an. „Und dann stellst du die Kerzen auf den Kreis und die Bibel und die anderen Sachen die ich bei habe. Und achte darauf, dass es ein Kreis ist, kein Ei!“ Der schmächtigere machte sich an die Arbeit. Nachdem er den Kreis gemalt hatte stellte er die Kerzen auf und zündete sie an. Das war auch nötig, denn inzwischen war es dunkel geworden. „Kommt Björn eigentlich noch?“, fragte der Junge seinen Freund. „Dieser Schwächling hat angeblich Kopfweh. Er hat doch Angst. Ein toller Satansanbeter ist er. Aber wir kriegen das auch alleine hin!“ Der schmächtigere Junge murmelte etwas Unverständliches. Als alles vorbereitet war knieten die beiden im Kreis, schlossen die Augen und fingen an fremdartige Gebete zu sprechen. Ich war fasziniert. Dann hörte ich ein seltsam glucksendes Geräusch. Ich schaute Diego an. Der machte ein Gesicht als höre er nichts. „Hast du das gehört?“, fragte der schmächtigere Junge. Der kräftigere grinste: „Ja, ich glaube wir sind auf einem guten Weg. Der Herr der Finsternis ist schon hier und macht sich bemerkbar.“ Diego gab in immer kürzeren Abständen jene seltsamen Geräusche von sich. Plötzlich fuhr der kräftigere Junge seinen Freund an: „Du Idiot! Du bist im falschen Gebet. So verärgern wir den Herrn der Finsternis. Er wird uns strafen!“ Ich sah wie sich Diegos Gesicht verzerrte. Dann konnte er nicht mehr. Er sprang auf, dabei warf er die Rüstung um. Das Geschepper erschreckte ihn nicht einmal. Er raste zur Tür hinaus, die Treppe hinunter und aus dem Haus hinaus. Ich zögerte noch einen Moment. Während der schmächtigere Junge erschrocken auf die Türe schaute rief der andere: „Siehst du, wir haben es geschafft. Der Herr der Finsternis war bei uns! Und du Trottel hast ihn mit deinem falschen Gebet verärgert.“ Auch ich sauste zur Türe hinaus und hinter Diego her. „Und einen Mitstreiter aus seiner Dämonenschar hat er auch mitgebracht. Und du hast sie nicht eingeladen sondern ausgetrieben.“ Das letzte was ich hörte war ein handfester Streit zwischen den beiden. Aber ich musste mich um Diego kümmern.

 

Ich fand ihn in einem Gebüsch hinterm Haus. „Tut mir leid Xaver, ich konnte nicht mehr.“ Zuerst war ich böse, doch jetzt war ich erleichtert, dass es Diego gut ging. Wir machten uns auf den Weg nach Hause. Als Diego in den Garten kam saß Fubios auf der Terrasse und rauchte eine Pfeife. Wieder fing Diego an zu glucksen. Mit schnellen Schritten verschwand er und kam kurze Zeit später zurück. „Na Diego, mal wieder Hunger gehabt?“, begrüßte Fubios ihn. „Und dann Bauchschmerzen gehabt?“ „Woher weißt du das?“, fragte Diego missmutig. Er konnte es nicht leiden wenn Fubios ihn ärgerte. „Magda hat einen sehr großzügigen Schuss Lebertran in die Suppe getan. Du weißt doch, der Tierarzt hat dir zu einer Diät geraten. Die musst du durchziehen. Wir brauchen unseren Wachhund doch noch.“

Diego hatte die Nacht durch noch richtig Spaß mit der Lebertran-Erbsensuppe. Fubios, Frau Schmidtchen und ich hatten unseren Spaß daran. Diego hat uns danach einige Tage nicht mehr mit uns gesprochen.

 

Strafe für Gier muss sein!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.08.2017. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Lebenseindrücke: Gedichte von Annette Messerschmidt



Die Autorin, geboren 1960, wohnt im Dreiländereck Nordrhein-Westfalen/Hessen/Rheinland-Pfalz. Erst spät hat sie ihr Talent zum Dichten entdeckt und ihre Gedanken und Erfahrungen zusammengetragen. So entstand eine Gedichtsammlung, an der die Autorin gerne andere Menschen teilhaben lassen möchte, und daher wurde der vorliegende Band zusammengestellt.

Das Leben ist zu kurz, um es mit Nichtigkeiten zu vergeuden oder um sich über die Schlechtigkeit der Welt allzu viele Gedanken zu machen. Wichtig ist, dass man sich selbst nicht vergiften lässt und so lebt, dass man jederzeit in den Spiegel schauen kann.

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