Manfred Bieschke-Behm

Mama, warum wird es im Herbst so früh dunkel

Mama, warum wird es im Herbst so früh dunkel (Eine Vorlesegeschichte)

 

„Warum wird es im Herbst so früh dunkel ab und warum lassen die Blume ihre Köpfe hängen?“, fragt die kleine Angelika ihre Mutter.

Du immer mit deinen Warum-Fragen. Nimm es doch so, wie es ist“, ereifert sich die Mutter, die im Moment nicht weiß, wie sie die Fragen ihrer Tochter kindgerecht erklären kann.

„Du weißt es nicht, du weißt es nicht“, ereifert sich Angelika und freut sich, ihre Mutter in Verlegenheit gebracht zu haben.

„Doch ich weiß, warum die Tage im Herbst kürzer sind als im Sommer und ich weiß auch, warum einige Blumen im Herbst ihre Köpfe hängen lassen.“

„Na, wenn du es weißt, kannst du es mir ja auch erzählen Mama“

„Pass auf liebe Angelika. Ich versuche, dir deine Fragen zu beantworten. Der Sommer, dass weißt du, hat viele ganz lange Tage. Wenn du aufstehst, ist es schon hell, und wenn du schlafen gehst, ist es immer noch hell. Das bedeutet, dass derjenige, der für die Länge der Tage zuständig ist, viel zu tun hat. Der Herbst nun ist dazu da darauf zu achten, dass die langen Tage zur Ruhe kommen. Du musst wissen, dass auch Tage müde werden und sich ausruhen müssen. So wie du, wenn du den ganzen Tag über gespielt hast.“

Angelika hört ganz aufmerksam zu.
„Ach so ist das. Schließen die Tage ihre Augen so wie ich, wenn ich müde bin?“, will Angelika wissen und schaut ihre Mutter erwartungsvoll an.

„Kann schon sein“, antwortet die Mutter. „Du hast doch selbst schon beobachtet, dass es an manchen Tagen gar nicht richtig hell wird oder schon sehr früh dunkel wird.“

„Das stimmt. So wie heute.“

„Genau Angelika. Heute zum Beispiel ist so ein Tag. Heute hat der Tag besonders früh seine Augen zugemacht. Lassen wir ihn schlafen gehen. Du wirst sehen, morgen ist er ausgeschlafen und alles um uns herum ist hell.“

Jetzt möchte Angelika wissen weshalb Blumen im Herbst ihre Köpfe hängen lassen. Sie kaum es erwarten, von ihrer Mutter eine Frage zu erhalten.

Das mit den Köpfchen ist so ähnlich, wie mit den Tagen“, erklärt die Mutter. „Die Blumen haben Wochen und Monate lang geblüht und wir haben uns darüber gefreut. Irgendwann aber werden auch Blumen müde. Stell dir einmal vor jemand sagt zu dir, du darrst dich nicht hinsetzen und nicht hinlegen. Du musst immer kerzengerade stehen. Würde dir das gefallen?“

Angelika überlegt kurz und sagt dann: „Nein das würde mir nicht gefallen. Ich kann doch nicht immer stehen,“ ereifert sich Angelika. „Ich will mich doch auch Mal hinsetzen oder mich lang hinlegen.“

„Siehst du. Auch die Blumen wollen nicht immer nur stehen. Und deshalb passt der Herbst auf, dass es den Blumen gut geht und sie sich endlich ausruhen können. Sie ruhen so lange aus, bis die Tage wieder länger werden und die Sonne wieder den ganzen Tag über scheint. Und dann heben sich ihre Köpfe wieder und wir freuen uns darüber.“

Angelika ist ganz glücklich. Sie hatte tatsächlich geglaubt, ihre Mutter könne ihre Fragen nicht beantworten. Jetzt weiß sie, dass sie eine schlaue Mutter hat, die auf all ihre Fragen eine Antwort hat. Jetzt weiß Angelika, worauf der Herbst aufzupassen hat, und das sie nicht traurig sein muss, wenn Blumen ihre Köpfe hängen lassen und das mit den dunklen Tagen versteht sie jetzt auch.

 

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