Paul Rudolf Uhl

Ostwand

Es war Mitte September und ich war mit dem Werner auf der Meilerhütte, der Hütte mit dem längsten Hüttenanstieg im Wettersteingebirge. Erfahrungsgemäß ist Mitte bis Ende September die beste Zeit für Touren im Hochgebirge, weil es dann oft zu wochenlang anhaltendem Hochdruckeinfluß kommt.

Morgens war es noch etwas frisch in 2.100 m Höhe, aber schon nach ein paar Minuten Marsch auf dem Steiglein zum Einstieg in die Dreitorspitze – Ostwand war uns warm, von innen heraus, durch den Kreislauf. Die Ostwand weist keine größeren Schwierigkeiten auf, nur mit der Orientierung: einmal muß man ein paar Meter absteigen, um die Führe wieder zu finden.

Wir kamen gut voran, sicherten sorgfältig dabei. Die Sonne schien in die  Wand und es war warm. Plötzlich kamen über den Grat von Westen her Wolken, es wurde fast dunkel – mitten am Tage – und ein Hagelschauer entlud sich über unserem Berg. Wir hatten die Anoraks herausgeholt, uns weg geduckt und waren auf gutem Standplatz geblieben.

Es dauerte nur 10 Minuten, aber das genügte, um den Berg fast in eine Eiswand zu verwandeln. Die Temperatur war von plus 22 Grad auf minus 2 Grad gefallen. Was tun?  Werner schlug vor, abzuwarten, ob der Hagel nicht schnell wegschmolz, weil es ja eigentlich ein warmer Tag und die Großwetterlage schön war. So richteten wir uns ein, eine Weile zu rasten.

Der knappe Proviant war schnell verzehrt und tatsächlich knallte schon nach einer halben Stunde die Sonne wieder in die Wand und die meisten Hagelkörner waren daher auch schon verschwunden. Nur größere blieben liegen und behinderten unseren weiteren Aufstieg ein wenig.

Dennoch hatten wir es bald geschafft, seilten uns von einem der Vorgipfel ab und stiegen in wenigen Minuten zum Ostgipfel hinauf. Handschlag: „Berg Heil!“.

Der Abstieg zur Hütte über das Signalköpfl war eine Sache von 20 Minuten. An der Hütte angekommen, merkten wir, dass es wieder warmes Wetter war. Der Temperatursturz mit Hagel war wirklich nur eine kurze Episode, hätte aber auch Tage dauern können ...

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