Marlene Remen

DIE APFELSPARDOSE

Es gibt immer wieder Tage, an denen einem soviel durch den Kopf geht.
Und Erinnerungen kommen zurück, die schön sind, aber auch solche,
die weh tun können. Beides gehört zum Leben, denn sie sind es, die bleiben.
Vielleicht hängt diese Erinnerung auch damit zusammen, daß in zwei
Monaten schon wieder Weihnachten ist, für die es Einiges vorzubereiten gilt.

Als meine Kinder noch klein waren, war es bei uns zur Gewohnheit geworden,
aber auch zur Freude, sie durften in der heiligen Nacht bei Mama und Papa schlafen.
Oft nahmen sie dann auch ihre Geschenke, die sie bekommen hatten, mit zu uns
ins Bett. Erst wurde mal geregelt, wer schläft bei Mama und wer bei Papa.
Meine Tochter war da gerade mal acht Jahre und mein Sohn knapp zwei Jahre alt.
Natürlich wollten Beide bei mir ins Bett, aber dies wäre doch zu eng geworden.

So landete meine Tochter mit ihrer Puppe Susi bei meinem Mann und mein Sohn
mit der Apfelspardose bei mir. Nun muß ich dabei sagen, meinem Sohn war dieses
Ding nicht geheuer. Es hatte ein Aufziehwerk und wenn man ein kleines Geldstück
auf eine markierte Stelle legte, ging ein Klappe auf und ein Wurm kam heraus und
schnappte sich die Münze.  Eng an mich gekuschelt , sein Händchen lag auf meiner
Wange, doch dabei ließ er dieses Ding nicht aus den Augen. Es stand auf der Ablage
des Ehebetts und war durch die Beleuchtung vom Tannenbaum, die durch die
Glastür des Wohnzimmers schien, sehr gut zu sehen.

Irgendwann sind wir aber dann doch Alle eingeschlafen, aber ich spürte, mein
Kleiner schlief sehr unruhig. Am nächsten Morgen waren beide Kinder wieder in
ihren Zimmern und ich machte Frühstück für uns. Dann hörte ich einen gewaltigen
Krach aus dieser Richtung und lief sofort hin. Da saß mein kleiner Sohn auf seinem
Bett und blickte mich triumphierend an. Vor ihm die Spardose in alle Einzelteile
zerlegt, die eingesammelten Geldstücke hielt er freudig in der Hand.

"Was hast du gemacht, rief ich und er lachte und sagte, Worm is böse, hatte Deld
genehmt, darfe nich, Deld is wieder da !"  Mein Mann kam dazu, sah die Bescherung
und auch er lachte. "Das hast du Prima gemacht, Geld gehört nicht in die Spardose,
sondern ab damit ins Geschäft und was Leckeres kaufen."  Das strahlende Gesichtchen
meines Sohnes sehe ich heute noch vor mir und immer zu Weihnachten fällt mir diese
Begebenheit wieder ein. Er war wirklich ein kleiner Entdeckergeist, der den Dingen
immer auf den Grund gehen mußte, mein kleiner Marcello.

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