Anna Elisabeth Hahne

14. Aus meinem Brasilien- Tagebuch, 29./30.07.2005

Aus meinem Brasilien- Tagebuch, 29.07.2005

Heute sind wir mit dem Bus ins Stadtzentrum Belo Horizonte gefahren, um zu Schauen, zu Bummeln, um zu Essen.
Zum ersten Mal haben wir die Stadt im Dunkeln erlebt. Ein lebendiges, faszinierendes Stadtbild und – leben. Einfach toll!

Die Präsenz der Polizei war enorm. Überall waren die Männer zu sehen. Sie sollen den Menschen wohl das Gefühl von Sicherheit vermitteln und natürlich, wenn Bedarf geboten, schnell eingreifen.


Aus meinem Brasilien- Tagebuch, 30.07.2005

Heute um 9 Uhr nahm ich zum 2. Mal an einem Gottesdienst der Protestantischen Advents- Kirche teil.

Ich lernte zuvor am 23.07. Edna, die Priesterin der Gemeinde kennen, als ich vor der verschlossenen Kirche stand.
Beim 1. Gottesdienst, so schien es mir, wurde eindringlich auf junge Mädchen und Frauen von verschiedenen Männern, alle in schwarz gekleidet, eingeredet oder vielleicht sogar geschimpft. Es ging darum, daß sich Mädchen/ Frauen nicht vor der Ehe hingeben sollten.

Zugegeben, die „Beschimpfung“ war anfangs ein wenig unheimlich für mich. Da aber Edna, die Priesterin, neben mir in der Kirchenbank saß, und mir die Texte in Englisch und gebrochenem Deutsch übersetzte, fand ich zunehmend Sicherheit.

Alle Gottesdienstteilnehmer waren festlich gekleidet, und gaben sich äußerst positiv. Insgesamt herrschte im gesamten Gotteshaus eine angenehme, herzliche und harmonische Atmosphäre.

Bei der Verabschiedung fragte mich Edna, ob ich wieder kommen würde, und ich sagte: Ja, wenn es mir möglich ist, gerne.
Heute beim 2. Besuch kam es mir so vor, als wenn der ganze Gottesdienst, die Texte, mir galten. Per Film wurden soziale Projekte, hier vor Ort, gezeigt, für die sich diese Kirchengemeinde einsetzt. Ich war äußerst beeindruckt. Ich gewann den Eindruck, als wenn sich der Staat kaum oder gar nicht verantwortlich fühlen würde, und als wenn er es den Kirchen, sonstigen Organisationen überlassen würde, die soziale Not aufzugreifen, sich zu kümmern oder gar Not zu lindern.

In einem Gespräch mit einem Brasilianischen Arzt erfuhr ich heute, daß es viel zu wenig Ärzte im Land insgesamt geben würde, so daß die Menschen gar nicht ausreichend versorgt werden könnten. (Die Mediziner werden vom Staat bezahlt, abgesehen von den Praxisinhabern.) Ferner gibt es zu wenig staatliche Kinderheime. Somit müssen Kinder schon zwangsweise auf der Straße leben, weil sie von ihren Familien nicht versorgt werden oder werden können.
Zudem sei es vorgekommen, so erzählte mir der Mediziner, daß Polizisten, die gebeten worden sind Straßenkinder vor Geschäften zu vertreiben, diese Kinder einfach erschossen hätten. In dem konkreten Fall, von dem er sprach, gab es noch nicht einmal eine polizeiliche, sprich gerichtliche Untersuchung.


Fazit: Menschen vor Ort kennen die Nöte, tun was oder nichts. Manche haben ein schlechtes Gewissen, andere nicht. Sie haben vielleicht auch keine Möglichkeit etwas zu tun und, oder überlassen es anderen.
Nach meinen Infos bisher: Der Staat trägt keine, oder viel zu wenig soziale Verantwortung für seine Bürger.

 

Nadine, Valéria und ich waren heute in Minas Shopping.
Minas Shopping ist ein riesiges, postmodernes Einkaufs- und Vergnügungscenter für Menschen mit Geld. Gebaut wurde es mitten in eine Favela, eine arme Wohngegend. Die Menschen, die hier in einfachen Holzhütten und in heruntergekommenen Steinhäuser wohnten, wurden einfach, für diesen Bau, vertrieben. Am Rande des Centers sind noch Behausungen zu sehen.
An Aus- und Eingängen des Einkaufscenter postierten Sicherheitsleute. Sie kontrollierten und sorgten dafür, daß keine Unberechtigten, sprich Arme (erkennbar an Kleidung), hinein fanden.


Fazit: Welche Gegensätze! Welches Unrecht!

Anna Elisabeth Hahne

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