Anna Elisabeth Hahne

20. Aus meinem Brasilien- Tagebuch, 17./18.08.2005

17.08.2005

8.00 Uhr, Abfahrt aus Governador Valadares.

Silvio und ein Buttler des Hotels, Panorama, begleiteten Nadine, Valéria und mich zum Busbahnhof.
Die Fahrt ging mit einem gut ausgestatteten Reisebus von Valadares nach Vitória, an den Atlantischen Ozean.

15.30 Uhr, Ankunft in Vitória, Principe Hotel.
Vitória ist die Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Espirito Santo. Sie liegt 530 km nordöstlich von Rio de Janeiro auf einer kleinen Insel, in einer Bucht, um die herum mehrere Flüsse in den Atlantik fließen. Vitória ist eine Hafenstadt, und liegt außerdem 346 km südöstlich von Governador Valadares.

Nach dem Hotelzimmereinrichten und Duschen, ging es zu Fuß in die City. Unterwegs dorthin sahen wir Menschen, die auf Bürgersteigen saßen, schliefen oder teilnahmslos, nahezu apatisch, lagerten. Selbst Frauen mit ein oder zwei kleinen Kindern hielten sich dort auf.

„Was für eine Armut!“

Hier habe ich Armutsbilder mitten im Stadtzentrum gesehen, die ich zuvor in Belo Horizonte und in Governador Valadares so nicht sah.
Aus Sicherheitsgründen sind Nadine, Valéria und ich dann später mit dem Bus zum Hotel zurück gefahren.

18.08.2005

Nach dem Frühstück im Hotel, sind wir zu Fuß in die Innenstadt gelaufen, um einen Bankautomaten zu suchen. Als wir das und noch anderes erledigt hatten, fuhren wir mit dem Bus Richtung Busbahnhof, der in der Nähe des Hotels lag. Doch erstaunlicher Weise bog der Bus kurz vor dem Busbahnhof in eine andere Richtung. Da wir noch genügend Zeit zur Verfügung hatten, ließen wir uns, kurzentschlossen, auf eine kleine Stadtrundfahrt ein. (In Brasilien ist das Busfahren überall äußerst günstig.)
Doch dann führte die Fahrt immer weiter aus der Stadt hinaus. Selbst durch flächenmäßig groß angelegte Armenviertel fuhren wir.

Als wir dann aber merkten, daß der Bus zu weit hinausfuhr, sprach Nadine den Busfahrer an, und dieser erklärte, daß er erst am nächsten Tag zurück, zur Innenstadt, fahren würde. Zudem meinte er, daß es keinen anderen Bus nach ihm geben würde, der noch heute zum Bahnhof zurück fahren würde. Schnell überlegten wir, was zu tun ist. Der Busfahrer bekam unser Problem mit. Er kontaktierte, aus sich heraus, umgehend über Funk einen Kollegen, der gerade sich auf der Rückfahrt befand. So kam es, daß zwei verabredete Busfahrer mit ihren Bussen, mitten auf der Fahrbahn, sich begegneten, anhielten, die Straße total blockierten, einen Stau verursachten, so daß wir Gelegenheit zum Umsteigen bekamen.
Als ich in den zurückfahrenden Bus einstieg, grüßte ich den Fahrer freundlich, und dieser sah mich mit großen, freudig- strahlenden Augen an. Ich erkannte ebenfalls die Situation, und konnte mir das Lachen nicht verkneifen. Wir beide sahen jeweils in zwei total blaue Augen. Er in meine, ich in seine. Als ich dann durch den Mittelgang zum Schaffner ging, schaute ich erneut in stahlblaue Augen. Wir lachten uns an, und während der ganzen Rückfahrtzeit bemerkte ich, wie beide Herren mich beobachteten, und wie auch ich immer ihre Augen suchte. Ich mußte mich schon zusammenreißen, um nicht aufdringlich zu erscheinen.
In der ganzen Zeit, in der ich in Brasilien war, sah ich keinen Menschen mit blauen Augen. Ich war erstaunt, wie sehr mich dieses Erlebnis faszinierte. Erst jetzt verstand ich auch, warum die Herren an den Kontrollpunkten, am airport bei der Einreise, mir so lange und intensiv in die Augen sahen, und mich dann abschließend freundlich, bei der Verabschiedung, anstrahlten.

Als wir nach unserem Trip am Busbahnhof in Vitória ankamen, kauften wir direkt die Busfahrkarten für die nächste Fahrt nach Rio de Janeiro.

Vitória, Abfahrt: 22.45 Uhr

Rio de Janeiro, Ankunft: 06.15 Uhr

Da wir noch genügend Zeit zur Verfügung hatten, fuhren wir mit dem Bus erneut in die City, von Vitória. Wir bummeln dort, und sahen uns die Stadt noch weiter an.
Die Menschen in dieser Stadt erlebte ich bedeutend ernster, wesentlich gestreßter als in Belo Horizonte und gar in Governador Valadares. Genauer gesagt, ich empfand die Stimmung als merkwürdig und gereizt. Ich sah hier viel mehr Arme und Bettler in den Straßen und Parks, als je zuvor.
Und wieder sah ich schlafende und zusammengekauerte Menschen, Erwachsene mit Kindern, an denen wir, wie andere Menschen, direkt vorbeigingen. Ein ungutes Gefühl kam in mir hoch.
Nachdem wir unseren Einkauf erledigt hatten, und den Friseurbesuch beendeten, fuhren wir mit dem Bus, aus Sicherheitsgründen, es war bereits dunkel, zum Hotel.

Noch bevor wir das Hotel verließen, wählte ich die Telefonnummer von Herrn Bischof S., doch leider war er nicht zu sprechen. Ich ließ ihm herzliche Grüße, durch die Sekretärin, ausrichten.

Am Abend ging es dann mit dem luxus Omnibus nach Rio de Janeiro.

 

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