Raissa Pasichnyk

DAS WEIHNACHTSGESCHENK 23.12.2017

Eine alleinstehende Frau sah jeden Tag in ihren Briefkasten. Und schloss ihn enttäuscht wieder. Niemand schrieb ihr. Daheim wartete auch niemand auf sie. Manchmal klagte sie am Telefon über ihre Einsamkeit. Dann beruhigte ich sie, so gut ich konnte. Und plötzlich, an Heiligabend, kam mir unerwartet eine Idee. Ich beschloss, der einsamen Frau eine kleine Überraschung zu machen. Ich kaufte bei der Post einen Briefumschlag, schrieb in scherzhafter Form einen kleinen Brief und wob in den Text Weihnachtsglückwünsche ein. Fröhlich lief ich auf die Straße, warf den Brief in den nächsten Briefkasten und kehrte zufrieden nach Hause zurück.
In der Feiertagshektik vergaß ich die Sache irgendwie. Doch ein paar Tage später klingelte in meiner Wohnung das Telefon. Ich nahm den Hörer ab und vernahm die Stimme der alleinstehenden Frau. "Anja, haben Sie mir diesen Brief geschrieben?" fragte sie sofort, nachdem wir uns begrüßt hatten. Doch der Tonfall der Frage weckte in mir unwillkürlich ein unbestimmtes Schuldgefühl. Also antwortete ich im gleichen Tonfall. "Anja", fuhr die Frau fort, "haben Sie mir diesen Brief geschrieben, weil Sie etwas von mir wollen?" Und nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: "Oder einfach so?" "Einfach so", antwortete ich, ebenfalls nach kurzem Zögern, und legte den Hörer auf.
 

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