Neben dem Urlaubsschein, Geldschein und dem Entlassungsschein, z. B. aus dem Gefängnis, ist der Führerschein einer der wertvollsten Scheine in der Bundesrepublik Deutschland. Er berechtigt, je nachdem, welche Klasse er hat, zum Führen eines Kraftfahrzeuges. Und es gibt Menschen, die machen allerlei Klimmzüge, um diesen zu erlangen.
Manche versuchen, durch Bestechung an diesen zu kommen. Andere meinen, mit dem Anbieten ihrer sexuellen Reize erfolgreich zu sein. Von diesen Personen handelt meine Kurzgeschichte nicht. Vielmehr berichtet sie von einer Frau, die auf ehrliche Art und Weise dieses begehrte Papier erhalten wollte.
Die Frau erhielt vorher ab und zu bei ihrem Ehemann Unterricht. Er erklärte ihr, was und wo das Brems- und das Gaspedal ist, wo die Hupe zu finden und betätigt wird, wie sie den Blinker links und rechts setzen muss. Das Ergebnis war immer dasselbe: Der Ehemann raufte sich die Haare, weil seine bessere Hälfte die Dinge durcheinander brachte. Trotzdem meldete sie sich mutig und angriffslustig zum Unterricht in einer Fahrschule an.
Der Fahrlehrer, bei dem die Dame Unterricht hatte, war nicht zu beneiden. Aber er überstand alle Strapazen mit seiner Fahrschülerin, und so kam der Tag der praktischen Prüfung. Bei der ersten fuhr die Dame bei der Stadtbibliothek (Stadtbücherei), wo sie nach links in die Emil-Rosenberg-Straße hätte abbiegen müssen, geradeaus weiter und übersah das Einbahnstraßenschild. Der Prüfer trat, bevor sie vollends in diese hineinfuhr, kräftig auf die Bremse. Die Dame hätte jetzt richtig reagieren müssen, und der Prüfer hätte ein Auge zugedrückt, wenn sie den Rückwärtsgang eingelegt und dann den Blinker links gesetzt hätte, dass sie in diese Richtung abbiegen will. Aber die Dame meinte, da es der 11. November war, der Prüfer hätte sich einen Scherz erlaubt und fuhr geradeaus weiter, also in ihr Unglück hinein. Der Prüfer ließ sie nun anhalten, erklärte ihr, dass sie doch hätte merken müssen, dass sie falsch fährt, als er auf die Bremse trat und bedauerte, ihr den begehrten Schein nicht aushändigen zu können. Der Fahrlehrer, der auf dem Rücksitz sah, wusste nun, dass er seinen Problemfall weiterhin betreuen durfte.
Es vergingen ein paar Wochen, bis die Dame wieder Mut gefasst hatte und sich erneut der Führerscheinprüfung unterzog. Der Fahrlehrer war froh, dass dieser Tag gekommen war. Die Dame stieg in das Auto, der Prüfer saß neben ihr und der Fahrlehrer hinten auf dem Rücksitz. Der Prüfer sagte, was die zu Prüfende machen soll, und es lief alles gut. Mit fortschreitender Fahrt atmete der Fahrlehrer immer mehr auf und dachte, dass heute die Prüfung erfolgreich abgeschlossen wird. Doch dann geschah das Malheur. Die Dame fuhr im Albrecht-Dürer-Ring in Richtung Mahlastraße. Dort, wo die Sparkasse Rhein-Haardt ihre Zweigstelle hat, geht die Straße ein wenig bergauf und die Ampel stand, anstatt auf dem richtigen Signal Grün, auf dem falschen, nämlich auf Rot, so dass die Dame anhalten musste. Als das Signal der Ampel von Gelb auf Grün sprang und die Dame hätte anfahren und nach rechts abbiegen müssen, den Blinker hatte sie schon vorher richtig gesetzt, fuhr das Auto nicht vor- sondern rückwärts. Der Prüfer bedauerte sehr, dass er ihr den Führerschein nicht überreichen kann, denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie alles richtig gemacht. „Aber einem Prüfling, der am Berg nicht anfahren kann, kann er das begehrte Ticket nicht übergeben“ erklärte der Prüfer.
Der Fahrlehrer holte tief Luft, weil er wusste, dass sein Problemfall nun weiterhin in seinem Unterricht erscheinen wird.
Die Dame schilderte mir diesen Sachverhalt selbst und war sehr darüber empört, dass man sie habe durchfallen lassen. „Das ist eine Ungerechtigkeit, mich durchfallen zu lassen, wo ich doch nur den einen Fehler gemacht habe!“ war ihre Auffassung. Ich sagte daraufhin zu ihr: „Bitte, stellen Sie sich vor, es hätte ein Kraftfahrzeug hinter ihrem Fahrzeug gestanden, das rückwärts gerollt ist, was zum Glück nicht der Fall war. Der Führerschein ist doch der Nachweis, dass man ein Fahrzeug problemlos führen kann und nicht Probleme bereitet! Aber vielleicht bekommen Sie bei der dritten Prüfung den begehrten Führerschein, weil der Prüfer Sie bei einer vierten nicht mehr sehen will.“
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.12.2017. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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