Thomas R.

Eine unheimliche Gabe

Eine unheimliche Gabe

Es gibt viele Berichte über Scheintote die versucht haben sich aus ihrem Grab zu befreien. Jeder hat Angst davor lebendig begraben zu werden. Doch diese Berichte sind nur der Gipfel des Eisberges. In Wahrheit ist keiner der beerdigt oder verbrannt wird wirklich tot. Woher ich das weiß? Nun, die Verstorbenen reden mir, ob ich will oder nicht. Denn ich habe die verfluchte Gabe sie zu hören.

 

Als kleines Kind, ich war gerade 6 Jahre alt geworden, hörte ich zum ersten mal diese seltsamen Stimmen. Es waren viele verschiedene und alle sprachen durcheinander doch alle waren eine Art Hilferuf. Ich war total verwirrt und fragte meine Mutter ob sie diese Stimmen auch hörte. Sie verneinte und meinte ich hätte wohl Zuviel Fantasie und würde Zuviel vor der Glotze hängen. Also gab sie mir TV Verbot und hoffte das ich so wieder in ihren Augen normal werden würde. Doch diese Stimmen gingen nicht weg sondern wurden immer stärker und deutlicher.

Ich wurden von einem Arzt zum anderen geschickt doch keiner glaubte mir oder wollte mir nicht glauben.

Als wir eines Tages mal wieder vom Arzt heim kamen standen zwei Polizisten vorm Haus und wollten meine Mutter sprechen. Sie schickte mich gleich aufs Zimmer und unterhielt sich mit den Beamten im Wohnzimmer. Ich konnte leises Gemurmel hören, dann ein Aufschrei meiner Mutter. Anschließend war nur noch leises schluchzen zu vernehmen. Anscheinend weinte meine Mutter.

Ich hörte wie die Wohnungstür geschlossen wurde und kurz darauf kam meine Mutter Leichenblass zu mir und sagte das mein Vater bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war.

Sie legte sich zu mir ins Bett und hielt mich ganz fest im Arm und so schliefen wir weinend ein.

Am frühen morgen erwachte ich und hörte wieder diese Stimmen, doch nicht mehr so viele durcheinander und sie wurden immer leiser bis nur noch ein rauschen zu vernehmen war. Dafür ertönte eine Stimme, die mir wohl bekannt war. Es war die meines Vaters. Er sprach mich bei Namen an und sagte er ist nicht Tot sondern lebe und wisse nicht wo er ist und was passiert ist. Dann mischten sich wieder andere Hilferufe ein so das ich meinen Vater kaum noch verstehen konnte.

Ich weckte meine Mutter sofort und erzählte ihr davon aber sie schüttelte nur müde den Kopf und ging ins Bad. Danach waren die Stimmen für einige Tage verstummt.

Bis zu dem Tage als mein Vater auf eigenen Wunsch verbrand wurde. Ich weiß noch, ich war gerade in der Schule und so gegen zehn Uhr erreichte mich plötzlich ein lauter Schrei. Das war mein Vater, „ Es wird heiß, immer heißer. Feuer erreicht mich, die Flammen sind überall. Ich verbrenne, ihr könnt mich doch nicht einfach verbrennen, ich lebe doch noch“.

Dann noch ein lauter, unmenschlicher Schrei und anschließend nur noch eine unheimliche Stille.

Ich rannte aus dem Klassenzimmer. Ich rannte irgendwo hin, und währenddessen kamen die Stimmen wieder, diesmal aber lauter als je zuvor. Irgendwann fand ich mich unter einer Brücke wieder, setzte mich auf den Boden und weinte.

Meinen Vater hörte ich nie wieder.

Die Jahre vergingen und Stimmen wurden immer deutlicher und ich konnte bald auch miterleben was unmittelbar kurz vor ihrem angeblichen Tod geschah. Ich versuchte mit diesen armen Seelen in Kontakt zu kommen aber ich kann sie nicht erreichen. Sie können mich nicht hören aber ich sie, darum bin ich verdammt ihnen nur zu zuhören. Ich habe gelernt gewisse Stimmen auszublenden weil ihre Leiden zu grausam waren.

Zum Beispiel beschrieben mir viele das sie von Personen, die sie nur deshalb sterben mussten weil sie nicht deren Idealen ansprechen. Sie berichteten das ihnen vor laufenden Kameras die Kehle durchgeschnitten wurde. Anschließend wurden sie in der Wüste liegen gelassen damit die Tiere sie fressen konnten. Jedes mal wenn ein Tier einen Teil ihres Körpers abgebissen hat, schrien sie so laut das ich fast ohnmächtig wurde.

Ein anderer erzählte mir das er vor einem Panzer gekettet wurde und langsam von diesem überrollt wurde. Er beschrieb wie zuerst seine Füße zermalmt wurden und anschließend sein ganzer Körper. Seine Augen wurden aus dem Schädel gequetscht und somit konnte er sehen wie sein Körper nach und nach von Vögeln und Insekten „ entsorgt“ wurde. Er hatte schreckliche schmerzen.

Diese Stimmen erreichen mich noch jetzt. Aber es gibt auch welche die hörte ich nie wieder.

Eine Frau erreichte mich, sie war in einem Käfig gesperrt worden und mit Benzin übergossen. Dann wurde sie angezündet und die Flammen zerfraßen ihren Körper, Es waren grausame Schreie. Nachdem sie beschrieben hat wie sich langsam die Haut vom Körper gelöst hat

und sie zur Asche wurde, verstummte sie.

 

Die Geschichte eines Freundes von mir hat mich sehr mitgenommen.

Sein Name war Reiner und war mein bester Freund. Wir waren wie Brüder und unternahmen viele Motorradtouren quer durch die Welt, und er glaubte mir das ich die Toten hören kann. Als seine Frau ihn verlassen hatte wurde er ein ganz anderer Mensch und zog sich zurück.

Ich hörte seine Stimme an einem Sonntagmorgen als er sich von einer Brücke stürzte und schreibe hier das nieder was er erlebt und mir erzählt hat .

 

Ich falle, warum werde ich nicht Ohnmächtig? Man sagt doch das man das wird. Gleich pralle ich auf. Die Knochen bersten und alles scheint zu Brei zu werden. Ich kann nicht sehen aber hören und fühlen kann ich leider und zwar unerträgliche Schmerzen. Vielleich habe ich ja doch Glück und lebe weiter und es wird alles gut. Ein Rettungswagen kann ich hören, sie kommen mich zu retten. Ich kann sie reden hören aber das was sie sagen will ich nicht hören. Ich sei nur noch ein Haufen Fleisch und nicht mehr zu retten. Einer schickt den anderen los um den Bestatter zu holen. Nein, ich lebe doch noch, nicht den Bestatter. Ich werde über den Boden gezogen, alles schmerzt, ich höre das sie möglichst schnell die Fahrbahn freimachen wollen und die Leiche an den Rand ablegen wollen. Ich weiß das Du mich hören kannst, bitte hilf mir.“

Ich setzte mich sofort auf mein Motorrad und fuhr zu der Brücke von der er sich heruntergestürzt hat. Sein Bike stand noch da und ich fand einen Zettel von ihm.

Dort stand:

Hallo Thomas, ich hoffe das Du diese Nachricht findest. Es tut mir leid, aber das was ich gleich mache muss ich tun. Du hast mir viel über die Leiden der Toten erzählt. Über das langsame Sterben der Erdbestattung und den schmerzvollen Ende einer Einäscherung. Bitte sorge dafür das ich verbrannt werde. Du weißt ja, besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Verzeih mir und die linke Hand zum Gruß.“

 

Ich habe alles versucht aber es nicht geschafft, seinen Wunsch zu Erfüllen.

Die Familie bestand auf eine Erdbestattung und somit das langsame Sterben von Reiner besiegelt.

Das ist jetzt fast fünfzehn Jahre her. Und seitdem hörte ich ihn jeden Tag.

Er beschrieb das es plötzlich dunkel wurde und nach einigen Monaten spürte er wieder Leben in sich. Aber auch das er unheimliche Schmerzen hat. Ich wusste das es die Maden waren die ihn langsam auffraßen.

Ich erkannte, das es besser ist verbrannt zu werden als in der Erde von allerlei Getier gefressen zu werden. Es mag sehr schmerzvoll zu sein aber diffinitv das Beste.

Ich konnte ihn nicht länger Leiden lassen. Also bin ich zum Friedhof, habe ihn ausgegraben und im Wald verbrannt.

Seitdem ist seine Stimme verstummt.

 

Ich bin des Lebens jetzt müde, achte immer mehr auf mein Herzschlag. Habe Angst das es aussetzt und man mich in irgendein Loch vergräbt. Die Stimmen und Schreie machen mich wahnsinning.

Auch wenn es den einen oder anderen nicht verständlich sein wird, habe ich beschlossen mein Leben zu beenden. Und zwar so wie es sein muss. Ich werde mich selbst verbrennen. Tut nur kurz weh aber besser als Jahrelang schmerzen.

Das Ergebnis ist dasselbe, Tod.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 31.12.2017. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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