Als ich klein war, sagte man zu mir: "Spare in der Zeit, dann hast du's in der Not! Früher bekam ich, wie viele andere auch, mein erstes Sparbuch mit einem kleinen Guthaben geschenkt! Nach einem Jahr ging der Vater mit mir zur Bank, "um die Zinsen nachtragen zu lassen." - und siehe: Aus dem Geld war mehr Geld geworden. Peter, mein alter Freund kann heute noch, nach Jahrzehnten, auswendig die Nummer seines ersten Sparkonto hersagen. Wir kennen alle den Weltspartag, der Ende Oktober stattfindet. Bei den Kreditgenossen- schaften in Deutschland heißen die kleinen Sparvorbilder Marc und Penny. In Österreich begann 1956 die Sparefrohkampagne der Sparkassen mit einem Plakat, auf dem ein biegsam Männlein mit einer Münze als Bauch einer Schar Kinder voranschritt, darüber der Spruch: "Kleiner Mann, geht voran, weiß wie man sich helfen kann: mach es frisch und froh wie Herr Sparefroh!" Ja, Deutsche wie Österreicher. Wir waren fröhliche Sparerlein!
Heute ist alles vorbei und Vergangenheit. Es gibt keine Zinsen mehr, ja, es ist überall vom Negativzins die Rede, was bedeutet,dass Erspartes bei der Bank deponiert, immer weniger wert wird. Warum ? Weil die Banken früher das Geld ihrer Sparer benötigten, um damit Geschäfte zu machen. Warum ist das in unseren Tagen anders ? Weil Mario Draghi, Chef der EZB, Geld ohne Ende produziert. Aus Riesenrohren strömt es ins Wirtschaftsleben. Die Banken brauchen unser Geld nicht mehr, ja man liest in der Zeitung: "Schweizer Notenbank ächzt unter zu hohen Bankguthaben." Was wird nun aus uns, den Sparern ? Wir haben nichts anderes gelernt! Sollen wir Geld, dass wir übrig haben, wieder in die Matratze stopfen, in Strümpfe, Büchsen und Schweine packen ? Erfahrene Sparer erinnern sich an Zeiten, in denen es fünf oder sechs Prozent Zinsen gab. Nun gibt es schon seit geraumer Zeit so gut wie gar nichts mehr und mancherorts zahlt man Strafgebühren allein dafür, dass man spart. Werden die Negativzinsen auch auf fünf, sechs Prozent steigen ? Wäre es dann nicht logisch, dass die Brüder und Schwestern Leichtfüße unter uns für die roten Zahlen auf ihren Konten noch ein Honorar gezahlt bekämen ? Und dass, wer einen Kredit nähme, der Bank nicht Zinsen zahlen müsste, sondern solche selbstverständlich zusätzlich überwiesen erhielte ? Der Zins war stets der Lohn von morgen für den Verzicht von heute. Gibt es keinen Zins mehr, lohnt auch der Verzicht nicht.
Ich bin gespannt auf die Kampagnen der Banken und Sparkassen, mit denen neuen Generationen neues Verhalten anerzogen werden muss. Aus dem Sparbuch für den Grundschüler wird höchst wahrscheinlich ein Kreditheftchen, mit dem bereits die Jüngsten sich bei der Bank einen kleinen Stapel von Scheinen abholen können, um es dem Wirtschaftskreislauf anzuvertrauen. Aus dem Weltspartag wird man einen "Hau-es-raus-Day" machen, an dem die Jüngsten lernen, Geld möglichst zügig auszugeben, Ziel am Ende der neuen Maßnahmen ist es gemeinsam alle Sparbücher einem Reißwolf anzuvertrauen und vom abgehobenen Geld pro Nase drei Flachbildschirme zu erwerben. Und der neue Bankenslogan heißt dann: "Macht es frisch und froh wie der Zockefroh!" Oder . wie man in Baden-Württemberg zu sagen pflegt: "Wir können alles, außer sparen!"
(c) Olaf Lüken (2017)
Aus meinem Buch "Schöne neue Geldwelt" (2017)
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.01.2018.
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