Für einen Scherz, einen dummen Spruch war Hektor jederzeit zu haben, na ja, manchmal übertrieb er und redete ungeniert auf Passanten ein, die seinen Weg kreuzten, aber alles in allem war er verträglich, er, der Senfeier und Typen wie Sitting Bull und Crazy Horse mochte und aus dem Mund roch. Wenn er amüsiert in bunten Werbebroschüren blätterte, die andere wegwarfen, freute er sich auf den Abend, der Tag entlässt mich, pflegte er zu sagen, und dann fiel er in einen Tiefschlaf der bis zum späten Morgen anhielt.
Allerdings wurde ich nicht recht schlau aus ihm. Was er sich von der Spieler-Legende Seeler versprach, blieb mir lange ein Rätsel, doch eines Tages zog er los, um den großen Sportsmann und einstigen Torjäger zu treffen. Ich werde mit ihm reden, behauptete er, über Wembley, du weißt schon. Vom Leben hatte ich keine Ahnung, ich war jung, und Wembley klang wie ein Schlachtruf aus fernen Zeiten. Ich mochte Hektors packende Art und wollte, dass es stimmte, was er sagte und wie er dachte, für ihn, für mich, für die Passanten, die ihn für verrückt hielten. Egal, oder nein, ganz und gar nicht egal, Hektor machte sich auf, bog um die Ecke und verschwand für immer hinter einem Schleier aus Entschlossenheit und Lebewohl. Mir wurden die Tage lang, und ich sehnte mich nach Abwechslung. Was sollte ich tun ohne Hektor? Ich wurde sesshaft und ließ mich nieder als Marktschreier am Hafen, wo ich Güter des täglichen Bedarfs wie Aale und Strumpfhosen verhökerte. Doch nichts war wie früher. Das Leben war fade. Freudlos dämmerte ich dahin. Abends las ich dicke Romane und schlief unruhig. Aber ich begann, Senfeier zu mögen. Die neuen Zeiten, so sahen sie aus. Einmal glaubte ich, meinen Namen zu hören. Ich lief los in Panik, mein Herz raste. Der Ruf des verlorenen Freundes traf mich wie ein Torschuss von Uwe am Little Bighorn.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.03.2018.
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