Alfred Hermanni

Wulluwutsch und der Einsiedler

 

von Alfred Hermanni  Alle Rechte vorbehalten  26.02.2018

 

Der Herbst ging zu Ende, als der kleine Ausreißer Wulluwutsch und sein bester Freund, der Hund Henri, einen finsteren Wald erreichten.

Es waren jetzt schon bald fünf Monate vergangen, als er an seinem zehnten Geburtstag, aus dem Waisenhaus ausbüxte, wo er ständig von fiesen Mitbewohnern schikaniert und auch verprügelt wurde.

Henri lief voraus und Wulluwutsch folgte ihm. Henris Instinkt hatte ihm schon oft geholfen, trockene und warme Unterschlüpfe zu finden, die er brauchte, um sich vor der Kälte und dem Regen zu schützen.

Doch die letzten beiden Nächte musste er im Freien verbringen, weil sie einfach kein Glück hatten, einen sicheren Ort zu finden. Stattdessen mussten er und Henri die Nächte im Freien verbringen und die Kälte und Nässe steckten ihm in den Knochen. Er brauchte unbedingt ein trockenes und warmes Örtchen, wo er ein Feuer machen konnte, um sich und Henri aufzuwärmen. Vor allem brauchte er aber etwas anständiges zu Essen. Sein Magen knurrte und Henris nicht minder.

Langsam wurde es dunkel und von einem sicheren Ort war weit breit nichts zu sehen.

Wulluwutsch drang immer tiefer in den dunklen Wald hinein und schon bald wurde die Sicht so schlecht, dass er kaum noch etwas sehen konnte.

Ein Stück voraus konnte er Henri bellen hören und ging etwas zu schnell in diese Richtung. Das wurde ihm dann zum Verhängnis. Plötzlich rutschte er aus und fiel in ein Loch, stieß mit dem Kopf an etwas hartes und es wurde schwarz vor seinen Augen.

 

*

 

Als Wulluwutsch aufwachte, war es schön warm um ihn herum und er lag auf etwas, auf dem er schon lange nicht mehr gelegen hatte. Eine Matratze, bemerkte Wulluwutsch, als er seine Augen öffnete. Er lag in einem Bett. Ein richtiges, warmes Bett und eine dicke Wolldecke wärmte seinen Körper.

Wo bin ich?, dachte er.

Hallo, junger Mann. Ich sehe, du bist aufgewacht. Wie geht es dir?“, hörte er und drehte seinen Kopf.

Ein alter Mann lächelte ihn an und sein Blick hatte etwas freundliches und sanftes, das Wulluwutsch noch nie in seinem Leben gesehen hatte.

Ich... ich glaube ganz gut. Mein Kopf tut weh“, antwortete er.

Ja, du hast schon eine dicke Beule am Kopf. Ein richtiges Hörnchen, würde ich sagen“, bemerkte der alte Mann.

Wie komme ich hierher?“, fragte Wulluwutsch.

Du hast einen sehr intelligenten Hund“, antwortete der Alte: „Ich war unterwegs, um Pilze zu sammeln, als dein Freund angelaufen kam und mich

anbellte, winselte und immer wieder vor und zurück lief. Da dachte ich mir, dass er mir irgendetwas damit sagen will und folgte ihm. So habe ich dich dann in einer Erdspalte gefunden, wo du bewusstlos auf dem Boden lagst.

Ich habe dich dann dort heraus geholt und zu meiner Hütte gebracht.“

Und wo bin ich nun?“, wollte Wulluwutsch wissen.

Na, in meiner Hütte, weitab vom nächsten Ort, tief im finsteren Wald, wo ich schon seit bald zwanzig Jahren einsam und allein lebe. Ich bin ein Einsiedler.“

Der Mann war groß und von kräftiger Gestalt. Sein dunkles, von grauen Strähnen durchzogenes Haar trug er schulterlang. Sein dichter Vollbart war an der Kinnspitze schlohweiß und an den Wangen ebenfalls schon ergraut.

Wulluwutsch schaute sich um und bemerkte als erstes einen Kamin, in dem ein Feuer loderte und den Raum mit Wärme versorgte. Auch einen alten Kanonenofen sah er, dessen Ofenrohr nach oben durch das Dach ragte. Auf dem Ofen stand ein Kessel mit heißem Wasser, welches der Mann in eine Tasse goss.

Hier, ich habe dir einen Kräutertee bereitet. Der wird dir helfen auch von innen schön warm zu werden. Lass ihn noch ein wenig ziehen, dann ist er auch nicht so heiß.“

Der alte Mann reichte ihm die Tasse und sagte: „Ich heiße Alois und wie ist dein Name?“

Wulluwutsch, ich heiße Wulluwutsch.“

Wulluwutsch also. Hm, das ist ein Name, den ich noch nie gehört habe. Also, Wulluwutsch, erzähl mir, was dich an diesen abgelegenen Ort gebracht hat. Ein Junge in deinem Alter sollte doch zur Schule gehen und bei seinen Eltern sein.“

Wulluwutsch überlegte, ob er dem Alten wirklich alles sagen sollte, schließlich kannte er ihn nicht und hatte Angst, dass der Mann ihn verraten könnte. Dann müsste er wieder ins Waisenhaus und Henri würde man ihm auch wegnehmen.

Der alte Mann sah ihm seine Bedenken an und sagte: „Du brauchst keine Angst haben. Ich denke, du bist von zu Hause ausgerissen und fürchtest dich jetzt, dass ich dich wieder zurückbringe. Aber das brauchst du nicht. Ich werde dich nicht verraten. Möchtest du mir jetzt deine Geschichte erzählen?“

Wulluwutsch sah diese sanften Augen und fühlte plötzlich, dass er hier an einem sicheren Ort war und der alte Mann ihn nicht fortbringen würde.

Also erzählte er die ganze Geschichte. Vom Waisenhaus mit den tyrannischen älteren Kindern, die ihn ständig hänselten und so richtig fies waren, von den Betreuern, denen es nicht gelang dieses zu unterbinden.

Von seiner Flucht von dort, von Henri, den er mit einem Dorn in der Pfote fand, vom Bauern in Frankreich, der ihn schuften ließ und dann doch an die Polizei verraten hatte, bis zum Fall in das Loch, wo er sich die dicke Beule holte.

Na, das war schon ganz schön abenteuerlich, was du da erlebt hast. Sag

mal, du hast mir von deinen Betreuern im Waisenhaus erzählt, vor allem hat sich dein Erzieher Daniel doch gut um dich gekümmert. Was glaubst du, macht er sich wohl Sorgen um dich?“, fragte Alois.

Hm, ja, glaube ich“, meinte Wulluwutsch.

Junge, glaube mir. Er macht sich ganz furchtbare Sorgen. Er war immer gut zu dir und hat dich viel gelehrt. Du solltest ihn wissen lassen, dass es dir gut geht. Du musst ja nicht sagen, wo du bist, aber informieren solltest du ihn.“

Ja, ich glaube du hast recht. Aber wie soll ich das machen, ein Telefon gibt es doch weit und breit nicht, außerdem kenne ich die Telefonnummer nicht.“

Das stimmt wohl, Telefon gibt es hier nicht, aber du könntest ihm schreiben. Dann bringe ich den Brief zu einem befreundeten Bauern, der ein paar Kilometer von hier seinen Hof hat und deinen Brief zur Post bringen könnte. Natürlich ohne Absender. Was meinst du?“

Ich glaube, das sollte ich machen. Daniel wird sich bestimmt freuen, wenn er erfährt, das es mir gut geht“, stimmte Wulluwutsch dem Vorschlag zu.

Dann mache es so. Ich werde dir Papier und einen Stift bringen und du schreibst diesen Brief. Einen Briefumschlag wird mein Freund, der Bauer, bestimmt haben und eine Briefmarke sicherlich auch.“

Wulluwutsch hatte ein gutes Gefühl als er den Brief zu Ende geschrieben hatte und seinem Erzieher Daniel von seinen Abenteuern berichtete und vor allem, dass er mit Henri einen wirklich guten Freund hatte. Alois ließ er unerwähnt, aus Vorsicht, damit er keinen Hinweis gab, wo er sein könnte.

Morgen bringe ich den Brief weg, bis dahin solltest du dich ausruhen. Ich mache uns nun etwas feines zu essen, für Henri natürlich auch. Und nun schlafe noch ein wenig“, sagte Alois und streichelte Henri, der zusammengerollt am Fußende des Bettes lag.

Das ist ein guter Hund, dein Henri“, hörte Wulluwutsch noch, als er auch schon einschlief.

 

*

 

Als Wulluwutsch aufwachte vernahm er sofort einen köstlichen Duft.

Frisches Brot, Rühreier mit Speck und Zwiebeln und geräucherter Schinken lagen auf Blechtellern, die auf dem kleinen Tisch in Alois' Hütte standen.

Für Henri hatte Alois eine kleine Dose mit Rindfleisch geöffnet, die er, wie er sagte, aus seinen Notvorräten geopfert hatte.

So ließen sie es sich also schmecken und Wulluwutsch aß soviel, bis er nicht mehr konnte.

Na, du warst aber ganz schön ausgehungert, wie ich sehe, und dein Freund hier auch.“

Ja, das stimmt. In den letzten Tagen hatten wir kaum etwas zu essen. Ich lebte hauptsächlich von Nüssen und Henri hat ein paar Mäuse gefangen“, erklärte Wulluwutsch.

Henri rülpste und legte sich am Kamin zum schlafen hin.

 

Ich gehe hinaus, um ein wenig Holz hacken, damit wir es heute Nacht schön warm haben“, sagte Alois und ging hinaus. Schon bald hörte Wulluwutsch, wie draußen das Holz unter den wuchtigen Schlägen des alten Mannes gespalten wurde. Dann brachte Alois das Holz in die Hütte und legte es neben dem Kamin ab, warf ein paar Holzscheite in das Kaminfeuer und auch in den Ofen wurde Holz nachgelegt.

Heute Nacht wirst du in meinem Bett schlafen, ich mache es mir mit Henri vor dem Kamin bequem. Morgen baue ich dir dein eigenes Bett“, erklärte Alois und Wulluwutsch fragte: „Ich darf hier bleiben? Ich muss nicht gehen?“

Nein“, sagte Alois: „Hier im Schwarzwald kommt der Winter recht früh. Es wird bald schneien und dann wärst du da draußen hilflos dem Wetter ausgesetzt. Mit deiner spärlichen Kleidung hättest du keine Chance, die kalten Nächte zu überstehen. Ich denke, das Beste ist, du bleibst den Winter über bei mir.“

Ich bin im Schwarzwald?“, fragte Wulluwutsch: „Wo ist das genau, ich habe zwar schon öfter den Begriff Schwarzwald gehört, aber ich weiß nicht, wo er sich befindet.“

Alois kramte einen Atlas aus einer Truhe hervor und zeigte Wulluwutsch wo sie waren.

Siehst du, hier befinden wir uns. Tief im finsteren Wald, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Sag mir Wulluwutsch, wo kommst du eigentlich her?“

Das Waisenhaus liegt in der Nähe von Dortmund.“

Dortmund. Aha, da war ich schon einmal. Mit meiner verstorbenen Frau, damals vor ungefähr dreißig Jahren. Wir haben uns ein Fußballspiel angesehen. Borussia Dortmund gegen den VfB Stuttgart. Dortmund hat gewonnen. Meine Frau und ich haben noch einen Stadtbummel durch Dortmund gemacht, eine schöne Stadt, mit vielen netten Menschen.“

Ist deine Frau schon lange tot?“, fragte Wulluwutsch.

Ja, leider ist sie vor fünfundzwanzig Jahren, viel zu früh gestorben. Sie wurde sehr krank und man konnte ihr nicht helfen. Die Zeit danach war sehr schwer für mich, also zog ich mich zurück und baute mir hier in der Wildnis diese Hütte und lebe seitdem hier.“

Das tut mir sehr leid“, sagte Wulluwutsch.

Ja, es hat mir damals sehr weh getan. Wenn ich schlafe, besucht sie mich in meinen Träumen. Dann fühle ich mich ihr sehr nahe.“

Wulluwutsch sah wie sich Alois' Augen mit Tränen füllten und fragte schnell: „Hast du Kinder, Alois?“

Nein, leider konnte meine Frau keine Kinder bekommen.“

Das ist sehr schade, ich glaube, du wärst ein guter Vater geworden.“

Danke, mein kleiner Freund. Das ist sehr lieb von dir, dass du das gesagt hast.“ Der alte Mann lächelte und Wulluwutsch freute sich, dass er Alois von weiteren trüben Gedanken abhalten konnte.

Der Abend kam und schon bald war es Zeit zum Schlafen.

 

 

*

 

Als die Sonne aufging wurde Wulluwutsch von Henri geweckt, also stand er auf und ließ Henri nach draußen, damit er ein wenig Druck ablassen konnte.

Alois hatte ein paar Scheite Holz auf dem Arm, die er hineinbrachte.

Guten Morgen, mein Freund. Der Ofen ist über Nacht aus gegangen. Meinst du, du könntest ihn wieder anmachen?“

Ich denke schon, ich werde es zumindest versuchen“, antwortete Wulluwutsch und ging zum Ofen. Zuerst nahm er die Asche heraus und legte als unterste Schicht zerknülltes Papier hinein, dann folgten kleine, dünne Holzspäne und als letzte Schicht ein paar dickere Holzscheite.

Das Kaminfeuer brannte noch und Wulluwutsch nahm sich ein dünnes, brennendes Stück Holz aus dem Feuer. Er überzeugte sich, dass der Luftschlitz unten geöffnet war. Dann zündete er das Papier im Ofen an und schloss die Klappe.

Dann nahm er den Kessel, füllte ihn mit Wasser und stellte ihn auf den Ofen.

Schon bald kochte das Wasser und Wulluwutsch bereitete einen Kräutertee für das Frühstück.

Draußen bellte Henri und Wulluwutsch hörte wie Alois sagte: „Du bist ein guter Hund, Henri, das hast du gut gemacht.“

Der alte Mann kam hinein und sagte erfreut: „ Dein Hund hat uns etwas für das Mittagessen gefangen. Schau mal, heute gibt es Kaninchen.“

Wulluwutsch freute sich sehr, dass er und sein Freund sich so nützlich machen konnten und dem alten Mann nicht zur Last fielen.

Dann nahmen sie ihr Frühstück zu sich. Brot, Schinken und Käse, dazu der Kräutertee und die Mahlzeit war perfekt.

Ich werde mich gleich auf den Weg zum Hof des Bauern machen. Heute Mittag bin ich zurück. Dann werde ich dem Karnickel das Fell über die Ohren ziehen“, er lachte als er das sagte.

Das kann ich auch!“, rief Wulluwutsch.

Tatsächlich?“, fragte Alois.

Ja, es ist nicht das erste Kaninchen, das Henri gefangen hat und ich habe das schon oft gemacht.“

Prima, dann erledigst du das. Ich krame noch ein paar Sachen zusammen, die ich zum Tauschen brauche.“

Neben der Hütte standen zwei kleinere Anbauten. In einem der beiden hatte Alois seine Vorräte, die andere war eine Werkstatt in der allerlei Krimskrams untergebracht war.

Bald schon machte sich Alois auf den Weg und Wulluwutsch war mit Henri allein in der Hütte.

Er zog dann dem Kaninchen das Fell ab und bereitete es für das kommende Mittagessen vor.

Plötzlich bekam Wulluwutsch ganz seltsame Gedanken.

 

Wird er mich wirklich nicht verraten? Ob der Bauer wohl misstrauisch wird?

Solche und ähnliche Gedanken befielen ihn, doch Wulluwutsch schüttelte sie ab. Sein Vertrauen in den alten Mann war einfach größer und er war sich sicher, dass er noch lange Zeit mit Alois in der Wildnis verbringen würde.

Wulluwutsch ging mit Henri hinaus, griff sich die Axt und begann Holz zu hacken. Er geriet ganz schön ins Schwitzen, die Axt war schwer und das Holz zu hacken, erwies sich als die reinste Knochenarbeit. Doch Wulluwutsch gab nicht auf und machte seine Arbeit einfach weiter.

Währenddessen bezog sich der Himmel mit immer mehr dunklen Wolken und es wurde fühlbar kälter.

Henri indessen hatte sich auf die Pirsch gemacht und kam angelaufen, mit noch einem Kaninchen in seinem Fang. Er legte es vor Wulluwutsch ab und ließ sich ausgiebig streicheln.

Hey, Henri, das wird ja ein richtig gutes Essen heute Mittag, das hast du ganz toll gemacht.“

Wulluwutsch zog auch diesem Kaninchen das Fell ab und nahm die Innereien hinaus.

Dann hackte er weiter Holz, bis Alois wieder zurückkehrte.

Wulluwutsch fiel ein Stein vom Herzen. Alois hatte ihn nicht verraten.

Hallo, Wulluwutsch. Der Brief wird abgeschickt und ich habe dir etwas mitgebracht“, begrüßte er ihn und legte ein Bündel mit Fellen ab.

Das sind Felle von Schafen, daraus mache ich dir warme Winterbekleidung“,

erklärte Alois und zeigte sie Wulluwutsch.

Nun rate mal, was sich hier drin befindet“, sagte Alois und zeigte Wulluwutsch einen Karton.

Keine Ahnung“, erwiderte Wulluwutsch.

Alois hob den Deckel vom Karton und erstaunt erblickte Wulluwutsch...Schulbücher.

Ja, mein Junge, Schulbücher. Schau, Mathematik, Physik und Chemie, Biologie und Englisch. Auch ein paar Abenteuerbücher von Jack London, Daniel Dafoe, Ernie Hearting, James Fenimore Cooper und auch Erich Kästners „Pünktchen und Anton“ sind dabei. Ich werde dir täglich zwei Stunden Unterricht geben. Glaube mir, das ist wichtig, du wirst das Wissen noch brauchen. Die anderen Bücher sind einfach nur zum lesen, als Zeitvertreib, es sind sehr gute Bücher, ich kenne sie alle.“

Dann sah er die beiden ausgenommenen Kaninchen.

Ich sehe, dein Freund ist ein guter Jäger. Ich mache daraus ein leckeres Ragout und für Henri sind die Innereien.“

Also begann Alois das Fleisch der Karnickel zu zerteilen. In einem Topf den er über das Kaminfeuer hängte, kochten Kartoffeln. Das Fleisch briet er in einer Pfanne auf dem Ofen. Als es gar war nahm er die Pfanne vom Ofen und schüttete das gebratene Fleisch in eine Schüssel. Dann wurden die Innereien angebraten, und in Henris Napf zum Abkühlen gelegt. In der Pfanne wurde eine leckere Sauce zubereitet, in die das klein geschnittene Fleisch

hineinkam und ein wenig vor sich hin köchelte, bis die Kartoffeln gar waren.

Als dann alles fertig war, deckte Wulluwutsch den Tisch. Es wurde das beste Essen, das Wulluwutsch je gegessen hatte.

Nach dem Essen kramte Alois eine Pfeife aus seinem Mantel, gab ein wenig Tabak hinein und rauchte. Er sah sehr zufrieden aus.

Weißt du, Wulluwutsch, es gefällt mir sehr gut, dass du bei mir bist. Ich habe mich schon lange nicht mehr so...so glücklich gefühlt.“

Auch Wulluwutsch fühlte sich sehr glücklich und hatte das Gefühl auf einmal einen Vater zu haben.

Als ob Alois Gedanken lesen könnte, sagte er: „Ob es sich wohl so anfühlt einen Sohn zu haben, junger Freund?“

Ich hatte nie einen Vater oder eine Mutter, aber wenn es sich so anfühlt, dann möchte ich für immer hier bleiben“, antwortete Wulluwutsch und sah wie der alte Mann ihn anlächelte.

Du und dein Freund könnt solange hier bleiben, wie ihr wollt. Ich würde mich

sehr darüber freuen. Denn auch ich hatte ja, wie du weißt keine Kinder, und nun hat mich das Schicksal mit dir belohnt. Das ist sehr schön“, sagte der alte Mann und rauchte zufrieden seine Pfeife.

Als er zu Ende geraucht hatte, klopfte er die Pfeife aus uns sagte: „So, nun werde ich dir die Kleidung für den Winter machen. Das wird ein Weilchen dauern. Du wirst nun das Geschirr in dem kleinen Fluss spülen. Du findest ihn, wenn du den Weg nach Norden nimmst, etwa hundert Meter von hier.“

Wulluwutsch packte das Geschirr zusammen, nahm einen Eimer mit und ging mit Henri den Weg zu dem kleinen Fluss, wo er das Geschirr spülte und den Eimer mit frischem Wasser füllte. Dann machte er sich auf den Rückweg.

Alois war dabei, die Felle zusammen zu nähen und langsam konnte Wulluwutsch erkennen, was der alte Mann dort für ihn herstellte. Zuerst machte er ein Wams und schnitt dann zwei Stücke für die Ärmel zurecht, die er an das Wams anbrachte.

Aus dem anderen Fell wurden eine Hose gemacht und kurz vor dem Abend, war alles fertig. Sogar für eine Fellmütze hatte es noch gereicht.

Hier, probiere das mal an“, forderte er Wulluwutsch auf.

Es passte alles hervorragend zusammen und es wärmte ausgezeichnet.

Wulluwutsch bedankte sich sehr herzlich und war stolz, solch eine prima Winterkleidung zu haben, als die ersten Schneeflocken fielen.

 

*

 

Der Winter hielt Einzug und schon bald war alles vom Schnee bedeckt.

Über eine Woche waren Wulluwutsch und sein Freund Henri schon bei Alois,

als der alte Mann ihn zu sich rief.

Morgen, mein Sohn, werden wir auf die Jagd gehen.“

Schon öfter hatte Alois „mein Sohn“ zu Wullwutsch gesagt und es fühlte sich sehr schön an.

 

Auf die Jagd?“, fragte Wulluwutsch.

Ja, auf die Jagd. Ich will ein Reh schießen, damit wir gut über den Winter kommen.“

Womit werden wir denn schießen?“

Nicht wir. Erst einmal werde ich schießen und dann werde ich dir beibringen zu schießen.“

Womit willst du denn schießen? Hast du ein Gewehr?“

Nein, mein Sohn. Ich schieße mit Pfeil und Bogen.“

Ich habe aber noch nie mit Pfeil und Bogen geschossen. Ob ich das überhaupt kann?“, fragte Wulluwutsch.

Du wirst es lernen, es ist nicht so schwer wie du denkst. Natürlich wird es eine kleine Weile dauern, bis du es gelernt hast, aber glaube mir, ich werde dir ein guter Lehrer sein.“

Hast du denn einen Bogen für mich?“

Noch nicht, aber ich werde dir einen bauen, denn mein Bogen ist zu groß

für dich.“

Die Aussicht mit Alois auf die Jagd zu gehen, mit Pfeil und Bogen zu schießen, ließ Wulluwutsch ganz aufgeregt werden und er sehnte den nächsten Tag herbei.

Doch bis dahin musste noch ein wenig der üblichen Hausarbeit getan werden, Holz hacken, spülen, die Hütte kehren und müde und erschöpft legte sich Wulluwutsch in das vom alten Mann gezimmerte Bett. Alois hatte die zweite Nacht wieder vor dem Kamin schlafend verbracht, aber am nächsten Morgen gleich das Schlaflager für Wulluwutsch gebaut.

Doch vor dem Schlafen wollte er noch ein wenig lesen und nahm sich das Buch von Jack London. Es hieß „Wolfsblut“.

 

 

*

 

Am nächsten Morgen war er sehr müde. Wulluwutsch hatte nämlich sehr lange gelesen, weil ihm die Geschichte von Wolfsblut so gut gefallen hatte, dass er kaum aufhören konnte zu lesen.

Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und stellte fest, dass er allein in der Hütte war. Von draußen hörte er Geräusche, Henri kläffte und er vernahm die Stimme des alten Mannes, der wohl mit mit seinem Freund spielte.

Wulluwutsch ging hinaus und sah beide vor der Hütte.

Henri tollte umher, lief um Alois herum, der dort mit seinem Bogen stand und auf eine Zielscheibe schoss, die etwa dreißig Meter entfernt an einem Baumstamm hing. Mehrere Pfeile steckten der Mitte und immer wenn Alois einen Pfeil abschoss, lief Henri hinterher und wollte ihn zurückbringen. Aber natürlich hing die Scheibe zu hoch und Henri lief immer wieder zurück, darauf wartend, dass der nächste Pfeil abgeschossen wurde und das Spiel aufs Neue begann.

 

Das ist also dein Bogen“, stellte Wulluwutsch fest.

Ja, das ist ein Bogen aus Eibenholz. Den habe ich selbst gebaut, auch die Pfeile habe ich selbst gemacht. Dafür habe ich die frischen Triebe eines Strauches genommen, der wolliger Schneeball genannt wird.“

Das ist aber ein ulkiger Name...wolliger Schneeball“, meinte Wulluwutsch.

Ja nun, die Blüten dieses Strauches sind schneeweiß und so angeordnet, dass sie so kugelig wie ein Schneeball aussehen. Die Triebe wachsen sehr gerade, sind biegsam und brechen nicht so leicht. Also optimal für Pfeile.“

Und dieses ...Eibenholz“, fragte Wulluwutsch: „Ist das etwas besonderes oder kann man aus jedem Holz einen Bogen bauen?“

Naja, im Prinzip... jein. Manches Holz eignet sich halt nicht so gut, weil es zu hart und steif ist, sich nicht biegen lässt, oder zu krumm wächst, um einen guten Bogen zu bauen. Das Eibenholz war früher so begehrt zum Bogenbau, dass es kaum noch Eibenbäume gab, weil die mittelalterliche englische Armee so viel dafür brauchte, um ihre berühmten Langbögen zu bauen.

Das hier ist allerdings kein Langbogen, sonder ein kürzerer Jagdbogen. Hier, versuche einmal ihn zu spannen.“

Wulluwutsch nahm den Bogen in seine linke Hand und zog mit seiner Rechten an der Sehne. Er konnte sie aber nur ein kleines Stück spannen, es war einfach zu schwer.

Puh, das ist aber echt schwierig, und das soll ich schaffen?“

Nein, nein, der Bogen hat eine Spannkraft von gut siebzig Pfund, also fünfunddreißig Kilo, viel zu viel für dich. Aber für die Jagd optimal, damit könnte ich sogar einen Hirsch erlegen.“

Wie hast du das alles gelernt? Ich meine, hier in der Wildnis, äh...hast du dir das alles selbst beigebracht?“

Alois lachte.

Nein, mein Sohn. Mein Vater hat es mir beigebracht. Er war Sportschütze und hat sogar einmal den dritten Platz in der deutschen Meisterschaft erreicht. Von ihm lernte ich zu schießen und auch Bögen selber zu bauen. Aber das ist schon sehr lange her.“

Ähm, ich müsste mal kurz weg“, sagte Wulluwutsch: „Ich habe vor Aufregung ganz vergessen, dass ich pinkeln muss.“

Sprach's und machte sich auf den Weg, dem nächsten Baum seine Markierung zu hinterlassen. Henri trabte hinterher, und pinkelte natürlich dieselbe Stelle an.

Das nennt man Kampfpinkeln, bei Hunden sehr beliebt“, bemerkte Alois.

Der alte Mann ging zur Zielscheibe und pflückte die Pfeile heraus.

Anschließend gingen sie in die Hütte, um zu frühstücken.

Iss dich ordentlich satt, mein Junge. Wir werden eine Weile unterwegs sein, Proviant nehmen wir nicht mit, den könnte unsere Beute nämlich riechen. Nur Wasser werden wir mitnehmen.“

Nach dem Essen holte Alois eine kleine Dose aus der Truhe und steckte sie ein.

 

Was ist denn da drin?“, wollte Wulluwutsch wissen.

Lass dich überraschen“, war die Antwort.

Alois befestigte den Pfeilköcher auf seinen Rücken, nahm den Bogen in seine linke Hand und zusammen gingen sie nun auf Wulluwutschs erste Jagd.

 

 

*

 

Eine gute Stunde schon waren sie unterwegs, als Alois sagte: „Wir haben bald unsere Jagdgründe erreicht. Jetzt wird es Zeit unseren Körpergeruch loszuwerden.“

Über Wulluwutschs Kopf bildete sich sprichwörtlich ein Fragezeichen, als Alois in seine Tasche griff und die kleine Blechdose herausnahm. Er öffnete sie, steckte zwei Finger hinein und strich sich eine schwarzbraune Paste über seine Stirn, dem Hals und seine Kleidung.

Hier, das ist für dich“, sagte er schmierte auch Wulluwutsch damit ein.

Puh, das stinkt ja fürchterlich. Was ist das für eine ekeliges Zeug?“

Das, mein kleiner Freund, willst du lieber nicht wissen. Aber sei versichert, damit riechen wir nicht mehr wie Menschen, sondern wie Hirschbullen.

Rehe und Hirsche fallen auf diesen Trick immer wieder rein. Und damit wären wir bei den Regeln für eine gute Jagd. Erstens: prüfe woher der Wind kommt, Zweitens: bleibe lautlos, Drittens: hast du die Beute erspäht, bewege dich nur langsam, nicht hektisch oder schnell, Viertens: gehe möglichst geduckt, nicht aufrecht. Verstanden?“

Verstanden“, antwortete Wulluwutsch.

Na dann, los. Folge mir!“, befahl Alois und schlich voraus.

Es war schon erstaunlich, wie leise und doch zielsicher sich Alois durch den Wald bewegte. Wulluwutsch versuchte es auch, doch er konnte nicht verhindern, dass der Schnee knarzte, wenn er zu fest auftrat oder ein Zweig unter seinen Füßen zerbrach.

So schlichen sie durch den Wald, als Alois plötzlich stehen blieb, Voraus konnte Wulluwutsch eine Lichtung erkennen, ein junger Rehbock stand dort und seine Ohren bewegten sich ständig in alle Richtungen.

Da ist...“, flüsterte Wulluwutsch, und der Rehbock floh sofort in den Wald und blieb verschwunden.

Hast du mir nicht zugehört, junger Mann?“, Alois' Stimme hatte jetzt einen ernsten Unterton.

Ich wollte doch nur...“

Wie lautet Regel Nummer Zwei?“

Bleibe lautlos“, gab Wulluwutsch kleinlaut zu.

Was ist daran so schwer zu verstehen? Also, beim nächsten mal, halte dich daran. Wir müssen jetzt weiter, hier werden wir keine Beute mehr finden. Du hast sie alle verscheucht.“

So gingen sie weiter und tiefer in den Wald hinein.

 

Die Sonne hatte ihren höchsten Stand erreicht, es war also Mittag.

Ich habe Hunger“, sagte Wulluwutsch.

Deswegen solltest du heute morgen ja auch genügend essen. Außerdem könnten wir schon auf dem Rückweg sein, wenn du nicht...du weißt schon.“

Ja, wenn ich das Reh nicht verscheucht hätte.“

Psst“, zischte Alois plötzlich leise und ging in die Hocke. Wulluwutsch duckte sich, dann sah er wie Alois einen Pfeil aus dem Köcher nahm und auf die Sehne steckte. Wulluwutsch konnte nicht erkennen worauf der alte Mann zielte, doch dann sah er den Pfeil fliegen, hörte wie er in irgendetwas eindrang, und ein kurzes, aber lautes Quieken erreichte sein Gehör, dann war Stille.

Alois richtete sich auf und ging voraus, Wulluwutsch folgte ihm und nach etwa vierzig Metern sah er vor sich das erlegte Wildschwein.

Das war ein Blattschuss, mein Sohn. Siehst du? Ich habe sein Herz getroffen, das Tier musste nicht leiden, es war sofort tot. Nun haben wir genug Fleisch für den Winter. Sogar mehr, als uns ein Reh hätte geben können“, erklärte Alois und zog den Pfeil aus der Wunde, säuberte die Spitze im Schnee und steckte ihn wieder in den Köcher.

Dann band er die Vorder- und Hinterläufe zusammen und wuchtete das Wildschwein auf seine starken Schultern.

Du nimmst den Bogen, das Schwein ist ganz schön schwer“, sagte Alois und Wulluwutsch trug den Bogen, bis sie zur Hütte kamen, wo Alois die Beute ablegte. Dann öffnete er die Tür und Henri sprang heraus und begrüßte sie voller Freude.

Guter Hund“, lobte Alois: „Du hast unsere Hütte gut bewacht, dafür gibt es später eine feine Belohnung.“

Wulluwutsch brachte Pfeil und Bogen in die Hütte, während Alois in die Werkstatt ging und mit einem Jutesack wieder hinauskam.

Ich bringe das Wildschwein zum Bauern und tausche es gegen Vorräte ein, mit denen wir den Winter überstehen werden. Du bleibst mit Henri hier und wartest auf mich. Ich werde erst nach Einbruch der Dunkelheit wieder hier sein, mache dir also keine Sorgen.“

Ich dachte wir würden das Wildschwein essen“, meinte Wulluwutsch.

Ach, dachtest du wirklich, wir würden jeden Tag ein Stück aus dem Schwein herausschneiden und braten? Nein, nein, das Fleisch muss verarbeitet werden, der Bauer hat eine Räucherkammer, in der er den besten Schinken weit und breit macht, seine Frau wird Teile vom Fleisch im Hofladen verkaufen, oder zu Wurst verarbeiten.“

Alois lud sich das Wildschwein auf die Schultern und machte sich auf den Weg.

Wulluwutsch ging mit Henri in die Hütte und las weiter in seinem Buch.

 

*

 

 

Es war schon eine ganze Weile dunkel, als Wulluwutsch von draußen Schritte vernahm. Die Tür öffnete sich und Alois stapfte hinein, mit einem vollen Sack beladen, den er erst einmal abstellte.

Puh, das war ein anstrengender Marsch, ich bin echt müde“, sagte er und legte sich erst einmal in das Bett, um ein wenig zu ruhen.

Würdest du bitte die Vorräte in die Speisekammer bringen?“, fragte Alois.

Natürlich“, antwortete Wulluwutsch und begann sogleich den Jutesack auszupacken.

Hier ist ja noch ein kleiner Sack drin“, stellte er fest.

Den lege bitte ungeöffnet in die Truhe“, sagte Alois.

Wulluwutsch machte wie es ihm gesagt wurde und verstaute alles an den richtigen Platz. Eine dicke, geräucherte Schinkenkeule hängte er in die Vorratskammer. Kaffee, Zucker, Tee, Eier, Salz und Gewürze, zwei Brotlaibe,

Nudeln, Majonäse, Käse und Wurst, sogar Marmelade und Butter befanden sich in dem Sack und noch vieles mehr. Wulluwutsch legte alles an seinen Platz im Regal. Sie würden gut über den Winter kommen.

Die Bäuerin hat die Leber und das Schweineherz gebraten, das ist für Henri.

Wir werden gleich unser Abendbrot machen, mit Brot und frischer Leberwurst,

was meinst du?“

Klingt sehr lecker, ich setze schon mal das Wasser für den Tee auf und decke den Tisch.“

Guter Junge“, sagte Alois und stand auf.

Nach dem Essen rauchte der alte Mann seine Pfeife und schon bald war es Zeit zum schlafen.

 

*

 

Am nächsten Morgen verschwand Alois in seiner Werkstatt und bat Wulluwutsch ihn nicht zu stören. Aus dem Warum machte er ein Geheimnis und so verbrachte Wulluwutsch den Tag allein mit Henri.

Am späten Nachmittag kam Alois aus seiner Werkstatt und ging in die Hütte.

Er bereitete sich einen Pott Kaffee, den er genussvoll trank.

Dann holte er aus der Speisekammer ein paar Kartoffeln, die er mit der Schale kochte.

Nachdem er sie ein wenig abkühlen ließ, pellte er sie und schnitt sie in kleine Stücke.

Was machst du daraus?“, fragte Wulluwutsch.

Unser Abendessen, Kartoffelsalat mit heißer Fleischwurst“, antwortete Alois und machte weiter.

Als der Kartoffelsalat fertig war, stellte er die volle Schüssel auf den Tisch und ließ die Fleischwurst ins heiße Wasser. Wulluwutsch deckte den Tisch und freute sich auf die kommende Mahlzeit.

Es schmeckte sehr, sehr lecker und Wulluwutsch war pappsatt als er aufgegessen hatte.

 

Mein Sohn, gehe mit Henri ein wenig nach draußen, ich habe hier etwas zu erledigen. Frage nicht und warte bis ich dich wieder hineinrufe.“

Wulluwutsch tat wie ihm geheißen und ging mit Henri hinaus.

Bald schon rief Alois ihn wieder in die Hütte. Wulluwutsch ging hinein und staunte nicht schlecht. Auf dem Tisch stand ein Teller mit Schokolade, Nüssen, Marzipan und Keksen. Eine Kerze brannte und Alois nahm Wulluwutsch in den Arm und sagte: „Frohe Weihnachten, mein Junge.“

Weihnachten? Wir haben Weihnachten?“, fragte Wulluwutsch völlig erstaunt.

Ja, mein Sohn, es ist Heiligabend. Ich habe auch ein Geschenk für dich, ich denke es wird dir gefallen“, sagte Alois und drehte sich um. Dann gab er Wullwutsch feierlich das Geschenk. Es war ein Bogen, genau in der richtigen Größe für einen Jungen, mitsamt einem Köcher, in dem zehn Pfeile steckten.

Wulluwutsch war gerührt, ihm fehlten die Worte. Er musste schlucken und ein paar Tränen fanden den Weg aus seinen Augen.

Danke Alois, danke, das ist das schönste Geschenk, dass ich je bekommen habe. Leider habe ich kein Geschenk für dich, ich habe Weihnachten völlig vergessen.“

Mein Junge, du bist das Geschenk für mich und es ist seit langer, langer Zeit das schönste Weihnachtsfest für mich, mit dir an meiner Seite fühle ich mich wie in einer Familie.“

Ja, Familie ist etwas sehr schönes“, sagte Wulluwutsch.

Ein nie gekanntes Gefühl durchströmte ihn und er ließ seinen Tränen freien Lauf, denn es waren Tränen der Freude.

Alois ging kurz vor die Tür und rief Wulluwutsch zu sich.

Schau mal nach oben, mein Junge.“

Wulluwutsch schaute und erblickte einen Sternenhimmel in einer Pracht, wie er sie noch nie gesehen hatte. Der Anblick war atemberaubend. Tausende funkelnder, leuchtender Sterne erfüllten Himmel und gaben dem Fest eine fast schon berauschende, glückselige Einzigartigkeit, die Wulluwutsch tief in seinem Herzen berührte. Nie mehr wollte er von hier fort. Für immer wollte er hier bei Alois bleiben und auf ewig glücklich sein.

Die schönste Zeit seines Lebens erlebte er genau hier mit Alois, seinem neuen Freund und Vater.

Eine Sternschnuppe durchzog das Firmament und Wulluwutsch war einfach nur noch glücklich.

 

Ende

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.03.2018. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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