Jonathan spaziert mit seiner Mutter am Strand entlang. Er ist ein aufgeweckter Junge der sich mit tausend Fragen beschäftigt für die er keine Antworten hat. Gerade kommt ihm so eine Frage in den Sinn, die er unbedingt seiner Mutter stellen muss: „Sag Mama macht man den Meeresspiegel kaputt wenn man in See sticht?“
„Wie kommst du denn darauf“, erkundigt sich die Mutter die ihren Sohn fragend ansieht.
„Ich habe mal gelesen oder gehört, dass Schiffe in See stechen wenn sie losfahren und ich frage mich, ob dabei Meeresspiegel kaputt gehen kann.“
Die Mutter findet die Frage ungewöhnlich und sagt das ihrem Sohn
„Was ist an der Frage so ungewöhnlich“, möchte Jonathan wissen. „Wenn ich mit einem Messer in einen aufgeblasenen Luftballon steche, geht er kaputt. Wenn ein Schiff in See sticht, müsste theoretisch die See kaputt gehen oder?“
„Mit in See stechen ist gemeint, dass ein Schiff vom Hafen auf das offene Meer schippert. Das in See stechen geht soviel ich weiß auf die ursprüngliche Bedeutung zurück sich mit einer Ruderstange vom Anlegeplatz oder Ufer abzustoßen.
„Ach so. Das hat also gar nichts mit stechen zu tun, wie ich es verstehe. Ganz schön verwirrend das Ganze.“
Jonathan hat Mühe das von der Mutter gesagte zu verarbeiten. Mit nackten Füßen schlurft er durch den Strand und freut sich, wenn er mit seinen Zehen die eine oder andere Muschel aufspürt. Plötzlich sieht er den Hals einer Haarshampooflasche auf dem Sand herausragen. Während er überlegt wie die Flasche wohl hierher gekommen ist, erinnert er sich an ein Gespräch, dass zwei seiner Klassenkameraden auf dem Schulhof geführt hatten. Der Stephan hatte den Karl gefragt, ob er wüsste, ob es für Nikoläuse ein extra Shampoo geben würde. Karl war der Meinung, dass dem so sei. Jonathan ist sich nicht sicher und stellt seiner Mutter die entsprechende Frage.
„Ich verstehe deine Frage nicht. Es gibt meines Wissens nur einen Nikolaus und für den wird keine Firma ein Extra-Shampoo herstellen. Ich glaube der Stephan wollte Karl mit der Frage aufziehen. Diese Frage ist eine sogenannte Scherzfrage. Ganz bestimmt.“
„Dass es kein Nikolausshampoo gibt, glaube ich nicht. Bei dm gibt es doch so viele Sorten. Für Kinder, Männer, Frauen und was weiß ich noch für wen. Weshalb soll es nicht auch ein spezielle Shampoo für Nikoläuse geben.“
Die Mutter staunt über ihren Sohn. Sie kann sich nicht erklären, wie er auf so abenteuerliche Fragen kommt. Aber, sie sind nun einmal da und warten auf Antworten.
„Ich sagte doch gerade, dass es nur einen Nikolaus gibt. Damit erübrigt sich doch die Frage oder?“
Jonathan ist anderer Meinung: „Du hast zu mir gesagt, das du glaubst, dass es nur einen Niklaus gibt. Also genau weißt du es nicht. Ich möchte, wenn wir wieder zu Hause sind, dass du mit mir zu DM in die Shampooabteilung gehst.“
„So machen wir das“, antwortet die Mutter und hofft, dass das Thema Shampoo für Nikoläuse erledigt ist. Das Thema ist tatsächlich erledigt. Gemeinsam schlurfen sie Hand in Hand in Richtung Leuchtturm, als plötzlich ein heftiger Wind aufkommt. Alles, was nicht Niet und Nagelfest ist, fliegt durch die Luft. Unter anderem fliegen ihnen Seiten einer Tageszeitung entgegen. Dieser Umstand veranlasst Jonathan seine Mutter zu fragen ob alles, was in der Welt passiert in eine Zeitung passt.
„Alles, was wichtig ist, steht in einer Zeitung Jonathan.“
„Auch, dass wir gerade am Strand spazieren gehen?“
„Nein Jonathan, das steht nicht in der Zeitung.“
„Warum nicht?“
„Weil es nicht wichtig ist, das andere von unserem Spaziergang erfahren.“
„Wer bestimmt das?“
„Das bestimmen diejenigen die eine Zeitung herstellen“, erklärt die Mutter ihrem Sohn.
„Die bestimmen das?“
„So ist das Jonathan.“
„Das ist ja blöd. Ich finde schon, dass unser Spaziergang in der Zeitung stehen könnte. Für mich ist das auf alle Fälle wichtig das du und ich hier sind. Ich kann mir zur Zeit nicht Schöneres vorstellen.“
„Das hast du schön gesagt“, erklärt die Mutter ihrem Sohn und drückt ihn ganz fest an sich. Plötzlich fängt sie an zu lachen.
„Warum lachst Du Mama?“
„Ich finde deine Fragen so zauberhaft komisch, das ich lachen muss.“
Obwohl sie ihr lachen unterbinden möchte, steigert sie sich immer mehr hinein. „Ich lache mich halb tot“, erklärt sie ihrem Sohn der Lachtränen im Gesicht seiner Mutter entdeckt.
Jonathan, der nicht versteht warum seine Mutter so anhaltend lacht stell ihr eine Frage: Sag Mama, wen du dich gerade halb totlachst, wie du sagst, musst du dann sterben, wenn du erneut lachst?“
Diese Frage lässt das Lachen der Mutter augenblicklich verstummen. Ganz erschrocken sieht sie ihren Sohn an. „Wie kommst du denn auf diese absurde Idee?“
„Na ja. Ich frage mich was passiert, wenn sich jemand zum zweiten Mal halb tot lacht. Zweimal halb totlachen bedeutet tot sein. Ist doch so oder?“
„Mach dir keine Sorgen Jonathan. Wer mehr als einmal lacht stirbt nicht. Lachen ist gesund“
Jonathans trauriges Gesicht hellt sich auf. Er ist froh, dass er nicht mit dem Schlimmsten rechnen muss.
„Na da fällt mir aber ein großer Stein vom ...“
„ ... vom Herzen“, vervollständigt die Mutter den Satz ihres Sohnes, die hofft, dass sich aus dem großen Stern und dem Herzen keine neuen Frage ergeben.
„Lass uns zum Rand des Pinienwaldes gehen, uns ein schattiges Plätzen suchen und von den selbst gebackenen Keksen naschen“, schlägt die Mutter vor.
Der Vorschlag wird von Jonathan dankbar angenommen.
Unter einer Schatten spendenden Pinie machen es sich die beiden bequem und genießen die selbst gebackenen Plätzchen. Währen die Mutter den zweiten Keks genüsslich verspeist fällt ihr ein Fragesatz ein, den sie vor Jahren gehört hat: Ist ein Keks, der unter einem Baum liegt nicht ein wunderbar schattiges Plätzchen?
Die Mutter muss erneut lauthals lachen. Jonathan schaut seine Mutter an und kann den Grund für ihre Heiterkeit nicht erkennen.
„Was ist gerade so lustig Mama“, erkundigt er sich und steckt sich den vierten Keks in den Mund.
„Ich lache, weil ich gerade an etwas Lustiges denken musste.“
„An was denn“, möchte der Sohn wissen während er sich Kekskrümel von seiner Badesshorts schüttelt.
„Das erzähl ich dir nachher, wenn wir wieder am Strand entlang laufen.“
„Bevor wir losgehen habe ich noch eine Frage Mama.“
„Und die wäre?“
„Dürfen Zwerge eigentlich Riesenrad fahren?“
„Komm Jonathan lass uns zum Strand gehen und anschließend zum Bäcker. Wollen wir uns zum Abendbrot drei Vierkornbrötchen holen oder lieber vier Dreikornbrötchen? Was meinst du?“
„Was ist besser?“
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.03.2018.
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