Der Mann kommt nach Hause. Nennen wir ihn Frank. Es ist bereits dunkel. Er hängt seinen Mantel an die Garderobe. Frank ist müde. Von der Arbeit. Dem Gedrängel im Bus. Müde vom Wetter. Den belanglosen Unterredungen seiner Kollegen. Den Menschen um ihn herum. Sich selbst. Seiner Frau.
Sie liegt auf dem Sofa. Mit einer Tüte Chips in der Hand. Frank weiß nicht, ob ihre Haare oder Finger fettiger sind. Anna dreht kurz den Kopf in seine Richtung und greift wieder in die Packung. Im Fernsehen läuft inszeniertes Fernsehen, Frauentausch.
Friss und ersticke daran!
Denkt Frank.
Sagt er natürlich nicht.
Sein Leben fühlt sich auch inszeniert an. Frank ist der Inszenierung überdrüssig. Er hat das Gefühl, sich nur noch mit den Nebenwirkungen seines Lebens auseinander zu setzen. Es muss ein unendlicher Beipackzettel gewesen sein. Nur schreibt man sich im Laufe seines Lebens einen neuen. Seinen eigenen.
Frank geht zum Fenster und schaut auf die Straße. Er sieht die Menschen. Sie wirken klein. Wie Ameisen. Alles haben sie zu tun. Alle haben sie es eilig. Jeden Tag. Jede Woche. Jeden Monat. Ein Leben lang. Ein Leben, welches doch so klein ist.
Frank hört wieder das Knistern der Chipstüte. Er hört Anna's Schmatzen. Das macht ihn wütend. Und Frank überlegt, ob er eine Anna noch braucht.
Doch Alleinsein möchte Frank nicht. Im Alleinsein spürt er die Endlichkeit seines Lebens. Er wird sich einfach weiterhin mit ihr arrangieren. Denn ein Leben ist für einen einzigen Menschen viel zu lang. Denkt Frank. Und legt sich schlafen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.03.2018.
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