Heinz-Walter Hoetter

Die Filmszene

Die beiden Kerle drängten die wehrlose Frau brutal in eine Ecke des großen Raumes, sodass sie keine Chance mehr hatte, zu entkommen.

 

Die Frau war noch sehr jung, hoch gewachsen, schwarzhaarig und ihre Haut war von einem leicht rötlichen Braun. Die Wangenknochen prägten das Gesicht, das von einer faszinierenden exotischen Schönheit war.

 

Sie versuchte aus der Ecke herauszukommen, aber die beiden Männer drängten sie immer weiter zurück. Sie stand jetzt mit dem Rücken zur Wand, und sie wusste, dass sie keine Chance mehr hatte, jetzt noch entrinnen zu können.

 

Trotzdem zeigte sie nicht die geringste Furcht.

 

Im Gegenteil.

 

Sie verschränkte ihre Arme demonstrativ vor der Brust und sah die beiden Männer voller Verachtung spöttisch an.

 

Was seid ihr doch für erbärmliche Hurensöhne“, sagte sie mit kehliger Stimme. „Ihr denkt wohl, ihr könnt mit mir machen, was ihr wollt, nur weil ich eine Halbindianerin bin. Aber ich kann euch jetzt schon sagen, ihr werdet es nicht fertig bringen, mich in die Knie zu zwingen. – Ihr verblödeten Schwachköpfe bestimmt nicht!“

 

Die beiden hageren Männer, die wie Cowboys aussahen, brachen fast gleichzeitig in höhnisches Gelächter aus. Einer der beiden schlug der Frau mit der flachen Hand ins Gesicht, sodass der Kopf der Frau zur Seite wirbelte.

 

Du glaubst wohl, wir würden mit dir nicht fertig, was? Und wenn wir dich möglicherweise nicht in die Knie zwingen können, so werden wir dich wenigstens auf den Rücken werfen. Du wirst schon sehen, du Schlampe“, brüllte einer der beiden Typen. „Aber wir sind Gentlemen’s und haben uns in der Gewalt, aber nur so lange, bist du uns endlich verrätst, wo dein Mann sich versteckt hat. Also, wo ist er, dieser Lex Bredfort?“

 

Ich weiß es nicht..., wirklich! Wie oft soll ich euch das noch sagen?“ antwortete das Halbblut mit unheimlicher Ruhe. „Er ist weg, einfach verschwunden. Er hat mir nicht gesagt, wo er hin wollte. Ihr könnt mich also gehen lassen! Haut endlich ab und lasst mich in Ruhe.“

 

Die beiden Kerle verzogen jetzt wütend ihr Gesicht und machten beide einen Schritt auf die Frau zu, die dadurch noch mehr in die Enge getrieben wurde. Harte Fäuste packten sie plötzlich mit brutaler Gewalt. Zwei Hände krallten sich in den einfachen weißen Stoff ihres Leinenkleides und rissen es von oben runter in zwei Hälften.

 

Die junge Frau stöhnte auf. Die makellose braune Samthaut ihrer straffen Brüste kam zum Vorschein, dann die leichte Wölbung ihres Bauches, das schwarze Dreieck und zum Schluss ihre wohlgeformten Schenkel, die gazellenhaft aussahen.

 

Shania, so hieß die Halbindianerin, wehrte sich verzweifelt. Aber es hatte keinen Sinn. Die Männer waren einfach stärker. Es dauerte keine zwei Sekunden, da lag sie rücklings auf dem harten Bretterfußboden. Einer der Männer kniete hinter ihrem Kopf und hielt ihre beiden Arme fest. Der andere beugte sich über sie. Mit weit aufgerissen Augen und gierigen Blicken schienen sie ihren schönen Körper förmlich zu verschlingen.

 

Shania schloss die Augen. Tränen kullerten über ihre hohen Wangenknochen.

 

Sie wusste, was jetzt auf sie zukam.

 

Aber dann spürte sie plötzlich eine Veränderung in dem großen Wohnraum. Etwas war anders geworden.

 

Sie hörte eine männliche Stimme, die ihr irgendwie vertraut vorkam. Die beiden Kerle ließen schlagartig von ihr ab und schenkten ihr jetzt keine Beachtung mehr.

 

Hey ihr beiden Dreckskerle! Ich glaube das reicht!“ sagte der Mann, der soeben hereingekommen war.

 

Er stand mitten im Raum, war fast an die ein Meter fünfundachtzig groß, mit einem schwarzen Prinz-Albert-Rock und einem weißen Hemd bekleidet. Er wirkte eigentlich mehr wie ein Geschäftsmann, aber sein Gesicht drückte etwas anderes aus.

 

Shania Bredfort setzte sich rasch auf und griff hastig nach den zerfetzten Resten ihres Kleides.

 

Riley“, flüsterte sie leise. „Ich kann es einfach nicht glauben. Du bist es wirklich. Was treibt dich nach Hill City?“

 

Riley hielt in seiner rechten Hand einen Strauß gelber Rosen.

 

Es sollte eigentlich eine Überraschung für dich sein, Shania“, sagte er kühl, „und das ist es wohl auch tatsächlich geworden, wie ich sehe. Was soll ich mit den Bastarden machen? Sie durch den Fleischwolf drehen oder aus dem Fenster werfen? Was meinst du? Ich werde dir jeden Wunsch erfüllen, meine Liebste.“

 

Riley sprach ganz gelassen. Die beiden Typen schienen Luft in seiner Gegenwart zu sein. Er zeigte auch keinerlei Regung, als die Kerle ihre Colt-Revolver aus den Holstern zogen und sie bedrohlich auf ihn richteten.

 

Was soll das denn werden, meine Herren? Wenn ihr mich schon erschießen wollt, dann lasst mich wenigstens der Lady vorher die Rosen in die Hand drücken. Vielleicht reden wir danach über alles, wenn euch noch daran gelegen ist.“

 

Riley war kaltblütig wie immer. Eigentlich wusste er gar nicht, was hier gespielt wurde, aber er war davon überzeugt, dass es ihm gelingen würde, die beiden Typen ein wenig zu verwirren.

 

Und nun stand er auf gleicher Höhe mit ihnen, genau zwischen den beiden Halunken, die ihn mit ihren seltsam verwirrten Blicken argwöhnisch verfolgten. Sie hielten ihre Waffen weiterhin auf ihn gerichtet, aber ihre Gesichter sahen dabei eher dümmlich und unsicher aus.

 

Vielleicht dachten sie aber auch nur, einen Verrückten vor sich zu haben.

 

Riley maß mit zwei unauffälligen Seitenblicken die Entfernung der beiden Revolvermündungen links und rechts von ihm, die ihn fast berührten. Er grinste zufrieden.

 

Die beiden Kerle machten auf Riley einen brutalen Eindruck. Es waren Typen, wie er sie schon zu Hunderten kennen gelernt hatte. Mit diesem Abschaum würde er kurzen Prozess machen, dachte er insgeheim für sich. Und das hatte er auch vor. Sie waren einfach ohne jeden Verstand und nur darauf bedacht, ihre egoistischen Ziele mit rigoroser Gewalt durchzusetzen.

 

Aber das war ihr großer Nachteil gegenüber einem Mann vom Schlage Riley.

 

Was er dann tat, musste auf die beiden Halunken wie ein Blitz aus heiterem Himmel wirken.

 

Rileys Hände zuckten mit unheimlicher Schnelligkeit nach oben, wobei seine Handkanten fast gleichzeitig von unten gegen die Handgelenke der beiden Revolvermänner krachten.

 

Es waren furchtbar intensive Schläge, die Riley im Schlaf beherrschte, und die er als Soldat während seiner Spezialausbildung bei den Cyber-Rangers erlernt hatte. Kurz darauf erfolgten zwei knackende Geräusche, die sich ziemlich hässlich anhörten. Sie wurden übertönt von den geradezu tierischen Aufschreien der beiden Schufte, deren Waffen in hohem Bogen durch die Luft wirbelten und schließlich polternd auf den Holzboden donnerten.

 

Riley ließ nicht locker. Jetzt kam er so richtig in Fahrt. Sofort packte er die beiden Männer mit unwiderstehlicher Gewalt am Kragen ihrer karierten Baumwollhemden und stieß sie mit ihren Körpern hart zusammen. Zu hart, wie man deutlich hören konnte. Es gab ein ziemlich böses Geräusch, als sie mit den Köpfen zusammenstießen. Die Schädel der beiden Männer verformten sich für den Bruchteil einer Sekunde zu einer faltigen Masse. Gleich darauf erfolgte ein dumpfes gurgelndes Stöhnen, und die beiden Männer sanken mit glasigen Augen vor Riley in die Knie.

 

Die Kerle bluteten auf einmal aus Mund, Nase und Ohren wie aus einem aufgedrehten Wasserhahn. Dann fielen sie kurz darauf der Länge nach hin, wobei ihre Körper unkontrolliert hin und her zuckten, als würde man ihnen heftige Dauerstromschläge verpassen. Der stumpfe Holzboden war nach kurzer Zeit mit menschlichem Blut überschwemmt.

 

***

 

Stop! Kamera aus! Sofort! – So geht das nicht mein guter Riley“, schrie der Regisseur plötzlich dazwischen, der ein korpulenter Androide war. „Die Szene ist einfach zu blutig. Wir Androiden sind doch keine sinnlosen Schlächter. Sei einfach ein bisschen rücksichtsvoller, sonst gehen uns irgendwann die menschlichen Schauspieler aus. Für diese Szene hat man uns von der Filmakademie nur insgesamt sechs Männer aus der menschlichen Zuchtanstalt genehmigt. Vier davon sind schon wegen dir draufgegangen. Geh’ also das nächste Mal etwas vorsichtiger mit ihnen um, auch wenn du diese stinkenden aufrecht gehenden Zweibeiner hasst, Riley. Sei so gut..., bitte! Immerhin haben sie uns erfunden. Du solltest ihnen gegenüber etwas mehr Respekt zeigen. Aber du bist ja unbelehrbar, mein Junge. – So..., wir machen in etwa zwei Stunden weiter, wenn der Drehplatz hier wieder sauber und neu hergerichtet ist. Und schafft mir diese beiden menschlichen Darsteller weg. Ich kann das viele Blut nicht mehr sehen. Die gehen ja schon in die Verwesung über. Das angeforderte Entsorgungsteam soll sie am besten gleich in die Verwertungsanlage bringen, wo man ihnen alle wichtigen Organe entnehmen wird. Vielleicht bekommen wir dafür ein paar Bonuspunkte für einen neuen menschlichen Darsteller. – Also bis später!“

 

Der dicke Androiden-Regisseur warf Riley einen mahnenden Blick zu und verließ dann eilig das Studio.

 

Riley, der Schauspieler-Androide vom Typ Nexus II, streckte dem davon eilenden Regisseur arrogant seinen Stinkefinger hinterher und ging hinüber zu seiner Schauspielerkollegin, der Halbindianerin Shania Bredfort, die ebenfalls eine weibliche Androidin war. Auch sie gehörte der gleichen Baureihe an, wie Riley.

 

Ist bei dir alles in Ordnung“, fragte er sie liebevoll und setzte dabei eine besorgte Mine auf.

 

Mir geht es bestens. Die beiden menschlichen Kerle haben ihre Rolle gut gespielt. Schade, dass sie dabei draufgegangen sind. Beim nächsten Mal schlage bitte weniger fest zu, sonst müssen wir diese Szene in der Tat wohlmöglich noch mit Androiden besetzen, mein Guter.“

 

Der männliche Darsteller-Androide lächelte etwas verlegen und nahm seine Kollegin jetzt zärtlich in die Arme.

 

Komm, wir machen jetzt einen kleinen Spaziergang und sehen uns im Zoo die Menschenfamilien an. Besonders lustig finde ich es immer wieder, wenn sie in aller Öffentlichkeit kopulieren. Ich könnte mich dabei totlachen. - Was meinst du, Shania? Hast du Lust darauf mitzugehen?“

 

Das ist ein prima Vorschlag, Riley. Der Menschenzoo liegt ja gleich um die Ecke. Komm’ lass uns schnell hingehen! In weniger als zwei Stunden müssen wir wieder im Filmstudio zurück sein.“


 

ENDE

 

© Heinz-Walter Hoetter

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.03.2018. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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