Christian Holler

Dieser Moment

Es ist dieser eine Moment. Ein Moment, der sich magisch anfühlt, obwohl er es vielleicht gar nicht ist.
Der Moment, indem sich alles verändert – wenigstens für den Moment.

Dieser Moment kann viel sein: Eine Berührung, ein „Trommelwirbel“, ein Geräusch, ein Wort, ein Blick…

In diesem Fall ist es der Moment, indem sich zwei Blicke treffen oder man einfach sich nur räumlich nah ist. Das Herz fängt an auf sich aufmerksam zu machen, und der Magen meint Sachen machen zu müssen, als würde es im Bauch nur so vor leben strotzen.

Gut, um ehrlich zu sein, kann das Gefühl manchmal auch auf ungesunde Ernährung oder andere Sachen zurück zu führen sein, da sich das Gefühl auch gerne mal etwas länger hält. Aber wenn es durch diesen Moment ausgelöst wird, kann man es wohl darauf zurückführen, oder?

Oftmals sind wir uns gar nicht sicher wie dieser Moment einzuschätzen ist. Und auch, ob es überhaupt etwas Gutes ist.
Immerhin sind die Sachen, die hier ausgelöst werden manchmal auch einfach unangenehm.
Wer hat schon gerne eine Art herzrasen, ein seltsames ungewohntes Gefühl im Magen oder verbringt den Moment nur noch in Gedanken. Gedanken, die oftmals von der Realität abweichen und vielleicht sogar niemals wahr werden ? 

Fest steht aber eins: Wenn wir von diesem Magischen Moment ausgehen, der aus den oben genannten Gründen ausgelöst wird, dann genießen ihn die meisten – wenigstens für eben genau diesen Moment.
Die Welt scheint still zu stehen, es ist angenehm, schön, verträumt und verspielt.
Dieser eine Moment darf und soll niemals enden, oder sogar besser, er soll ausgearbeitet und gelebt werden.

Die Realität

Die Realität, bei einem magischen Moment vor der Beziehung, vor einem Kennen lernen, oder irgendwo dazwischen, sieht leider oftmals anders aus als gewünscht.

Gelegentlich werden nämlich genau bei dem aufeinandertreffen der Blicke sogar Gedanken und Gefühle an die Liebe wieder wach – die allerdings nicht allzu selten nicht erwidert werden wollen oder können.

Und doch möchte unser Kopf immer wieder zurück in diesen Moment, auch wenn das aufwachen danach weh tut. Sofort plagen uns danach unangenehme Gedanken und Gefühle, die der Realität entsprechen.
Trotzdem geht es immer wieder auf die Reise. Die Reise zurück zu dem Moment, die Reise dahin, diesen Moment wieder haben zu können, die Reise ins ungewisse mit der Hoffnung, eben doch mehr aus der Gelegenheit zu holen als Möglich und denkbar.

Das ist der Moment, in dem die Hoffnung mitspielen möchte. Die Hoffnung, das doch mehr möglich sein muss, als das was uns der Verstand und die Realität zugestehen möchte.

Und genau ab diesem Punkt wird es immer schwieriger, eben genau diesen Moment zu genießen. Oder anders: Wir genießen ihn noch mehr, denn die Hoffnung erlaubt uns zu glauben, dass dies erst der Anfang etwas ganz besonderem sein kann!
Doch je nach Umstand beginnt danach erst das große Dilemma.

Das Dilemma

Der Moment endet, der Kopf schaltet sich Stück für Stück wieder ein und verrät uns:

„Hey, war schon ganz cool und schön und so, aber du weißt, dass es nichts für auf Dauer ist, oder? Immerhin war es ja nur ein Blick – für einen Augenblick.“

Wir beginnen zu verstehen, dass eine Menge Arbeit vor uns liegt, um diesen Moment erneut erhaschen zu dürfen.
Im schlimmsten Fall realisieren wir sogar, dass es eine einmalige Aktion war, die dazu verurteilt ist nicht wiederholt zu werden.

Die Gründe hierfür können ganz unterschiedlich sein: Der andere ist nicht an mehr interessiert, ist vergeben, ist zu weit weg oder man hat sogar die Chance vertan überhaupt erst in näheren Kontakt zu treten, so dass ein Wiedersehen mehr als Unwahrscheinlich wird.

Es beginnt also der Kampf um Herz und Verstand.
Man selbst ist damit Glücklich diesen Moment zumindest mal erlebt zu haben – immerhin besser als gar nichts!
Doch man möchte auch nicht von dem anderen mehr erwarten oder sich wünschen, als uns die Realität geben will.
Man möchte eine Freundschaft nicht zerstören, nicht in eine Beziehung crashen, man möchte dem anderen keine Kosten und Mühen auferlegen, um ein Wiedersehen zwanghaft wieder zu ermöglichen und so weiter.

 

Die Spirale

Hier beginnt nun die Spirale, die ich nun einfach mal „Spirale der freudigen Verzweiflung“ nennen möchte.

Einerseits ist mit jedem Gedanken an den magischen Moment jeder Gedanke an Stress und ärger verflogen. Und auch wenn sich der Moment wiederholt ist die Welt mehr als perfekt.
Aber sofort danach beginnt die Verzweiflung, die sich mit der Freude über den Moment und das Gefühl vermischt.

Die Verzweiflung, die uns klar macht, wieso es manchmal eben nicht weiter geht, die Verzweiflung, die uns aufzeigt, dass dieser Moment mehr als Vergänglich gewesen ist, und im schlimmsten Fall für den anderen nicht mal im Ansatz so bedeutend war wie für einen selbst.

Trauer, Schmerz, Sehnsucht nach dem Moment vermischt sich also mit der Freude und dem Glück aus dem Moment.
Hier fängt auch das Herz und vor allem der Verstand an machtlos zu werden: Was möchte ich? Wie weit möchte ich dafür gehen? Lohnen sich der Einsatz und die damit verbundenen – manchmal auch unangenehmen – Gefühle hierfür? Und was bin ich bereit zu opfern?

Das alles sind wichtige Gedanken. Man kann sie verdrängen, aufschieben oder dagegen ankämpfen, doch kommen sie irgendwann unweigerlich zurück – solange man in diesen einen Moment zurück möchte.


 

Der Kampf

Diesen Kampf Gewissen gegen Herz kann selten jemand wirklich gewinnen, vor allem im Beispiel der Unerwiderten Gefühle oder Momente.
Und doch lohnt es sich nicht, den Kampf aufzuschieben oder gar zu verdrängen.
Wir müssen uns, sobald dieser einmal begonnen hat, ausfechten.
Entweder Kämpfen wir für die Wiederholung des Moments, oder aber wir erkennen die Aussichtlosigkeit und sind bereit diesen Kampf zu opfern.

Ein einfaches davon laufen wird hier niemals helfen, denn in den einsamen Momenten, in denen wir uns nach genau diesem Augenblick zurück sehnen oder nur erinnern würde diese Schlacht mit 1000 Fragen wieder zu uns zurück kehren. Und es würde niemals angenehmer werden.

 

Fazit

Egal aus welchem Grund man in diese Situation kommt, Gewissenskonflikte zu haben oder eben in der Spirale der freudigen Verzweiflung gefangen zu sein, gilt für mich immer nur eins:

Der Moment

Er soll genossen werden und in der Vergangenheit und der Vorstellung weiterleben. Er soll weiterhin das negative überdecken.


„Genießt den Moment und erinnert euch lange daran, denn er wird euch durch schwere Zeiten führen und euch noch in vielen Jahren ein aufrichtiges Lächeln ins Gesicht zaubern, egal mit welchen Opfern er verbunden sein wird.“

„Kämpft, oder opfert die Schlacht, doch lasst niemals den Moment der Vergangenheit und Vergessenheit angehören. Er kann euch für euer Leben geprägt haben und ist es wert ein Teil von euch zu sein.“

 

l´amico

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.03.2018. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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