Christiane Mielck-Retzdorff

Verflixter Nachname

 

 

Julietta war ein unscheinbares, leicht pummeliges Kind mit einem freundlichen, arglosen Wesen. So störte es sich auch nicht, dass sie auf der Grundschule als Pimperliese geneckt wurde. Das hatte sie doch nur ihrem Nachnamen Pimperiese zu verdanken, den sie als naturgegeben hinnahm. Nur ihr Großvater konnte sich bei Familienfeiern nicht verkneifen, sein Unverständnis darüber kundzutun, dass sein Tochter bei ihrer Heirat diesen Namen angenommen hatte. Dabei war „Geiler“ doch ein viel schönerer Nachname und sie hätte diesen wenigstens in einem Doppelnamen voranstellen können.

Auf dem Gymnasium begann sich dann bei den Jungen, als einer der Mitschüler entdeckte, dass das Wort „Pimpern“ früher im Zusammenhang mit Sex gebraucht wurde, ein Kult in der Veränderung von Juliettas Nachnamen zu entwickeln. Was als Vögeln, Ficken, Bumsen oder Koitieren bekannt war, wurde eben einst Pimpern genannt.

Sie ließen ihrer Phantasie freien Lauf bei der Schaffung von Spitznamen. Julietta wurde Pimperella, Pimperanze oder Pimpergau genannt. Damit brüsteten sich die Jungs gleichzeitig mit ihrem Wissen über den englischen Namen von Aschenputtel, den Kenntnissen über Pflanzen oder der Abkürzung für den größten anzunehmenden Unfall. Auf jeden Fall hatten sie die Lacher auf ihrer Seite.

Julietta nahm die Verschandelung ihres Nachnamens gelassen hin, auch wenn sie ahnte, dass die kreative Komik nicht unbedingt nett war. Nur das dämliche Grinsen, das mit diesen Spitznamen einherging, stört sie. Wenn ihre Freundinnen sie aufforderten, sich dagegen zu wehren, zuckte sie nur mit den Schultern.

Während sich ihre Schulkameraden darauf konzentrierten, weiter ihr geduldiges Opfer zur Witzfigur zu machen, entging ihnen, dass sich aus dem unscheinbaren, pummeligen Mädchen ein attraktiver, schlanker Teenager entwickelte, der immer mehr die Aufmerksamkeit des männlichen Geschlechts auf sich zog.

So hörten die bösartigen Neckereien plötzlich auf. Stattdessen wurde Julietta mit Freundlichkeiten und Einladungen überschüttet. Natürlich verliebt sie sich auch und irgendwann stand ihre Hochzeit bevor. Auf dem Standesamt wurde das Paar gefragt, welchen Familiennamen sie annehmen wollten. Sie entschieden sich für „Scharfer“, den Nachnamen des Bräutigams. „Scharfer-Pimperiese“ war nun wirklich keine Option.

 

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