Heinz-Walter Hoetter

Das Liebesdrama der beiden Schafe Siff Philis und Vragina

 

Es war einmal ein männliches Schaf, das hieß Siff Philis. Ein ziemlich blöder Name, um ganz ehrlich zu sein, aber der alte Bauer Pim van Pimmel hatte es so gewollt, weil er allen seinen Schafen immer so komische Namen gab. Das war Tradition bei ihm.

Wie auch immer.

Dieses männliche Schaf Siff Philis bestach tatsächlich nicht durch besondere Intelligenz oder herausragende Schönheit. Nein, im Gegenteil: Siff Philis war außerordentlich blöd und extrem hässlich. Er lebte zwar auch mit den anderen Schafen zusammen in einem großen Stall, doch er wurde vor allen Dingen wegen seiner abgrundtiefen Hässlichkeit und seiner grenzenlosen Dummheit gemieden. Selbst unter Schafen war das ungewöhnlich, denn sie waren ja allesamt nicht besonders helle im Kopf.

Siff Philis störte das aber in keiner Weise, weil er davon überhaupt nichts mitbekam. So blöd war er. Außerdem verbrachte er die meiste Zeit draußen auf der Wiese und fraß den ganzen Tag Gras ohne Ende. Entsprechend köttelte er auch viel. Den Rest des Tages schlief er entweder oder dachte über das weibliche Schaf Vragina nach. Sie war das Schaf seiner Träume. Er war bis über beide Ohren in sie verliebt. Immer dann, wenn er der Herde hinterher lief, sah er zwar nur Arschlöcher, aber seine Vragina entdeckte er meistens auf Anhieb, weil sie ein schwarzes Fell hatte, das besonders hervorstach.

Nun, Vragina war allerdings ebenso dumm und hässlich wie er. Sie lebte schon etwas länger in der Schafherde als Siff Philis, der eigentlich noch zu den jüngeren männlichen Schafen zählte.
Aber auch Vragina wurde oft von ihren Mitschafen gehänselt. Das lag wohl daran, dass sie sich die meiste Zeit mitten in der Herde aufhielt und Angst hatte, sie zu verlassen.

Aus diesem Grunde war es natürlich nicht weiter verwunderlich, dass die anderen Schafe ständig über sie herzogen und sich abfällig über Vragina äußerten, weil sie so abgrundtief dumm und zudem noch von Kopf bis Fuß schwarz war. Doch Vragina kapierte die Beleidigungen und die Beschimpfungen der anderen Schafe nicht. Sie war darüber auch nicht sonderlich gekränkt. Es machte ihr einfach nichts aus.

Aber auch Vragina hatte so ihre Träume. Sie träume von dem Einzelgänger da draußen, der immer so allein am Rande der grünen Wiese stand und den ganzen Tag Gras fraß. Und sie kannte auch seinen Namen: Siff Philis.

So hingen beide Schafe ihren Liebesträumen nach. Siff Philis träumte von Vragina, Vragina träumte von Siff Phillis. Sie waren ja so verliebt aus weiter Ferne.

Obwohl beiden Schafe in einer Herde lebten, kamen sie dennoch nicht zusammen. Sie waren einfach zu schwachsinnig, um sich auf irgend einem geeigneten Wege kennen zu lernen und lebten deshalb unglücklicherweise aneinander vorbei. Tag für Tag, Woche für Woche und Jahr für Jahr.

Eines Tages besuchte eine hungrige Wolfsmeute die Schafherde des alten Bauern Pim van Pimmel. Das erste Schaf, das dran glauben musste, war Siff Philis, weil es so weit weg von der übrigen Herde da draußen am fernen Zaun stand.

Vragina hatten die übrigen Schafe an diesem Tag aus dem Stall geekelt, deshalb war sie die zweite aus der Herde, die von den Wölfen gerissen wurde. Es folgten noch ein paar andere, bis endlich der alte Bauer Pim van Pimmel mit der Schrotflinte kam und die Wolfsmeute durch einige laut krachende Schüsse verjagte.

Seltsamerweise lagen Siff Philis und Vragina tot auf der grünen Wiese ganz dicht beieinander. Ihre beiden Körper sahen fürchterlich aus und man konnte auf Anhieb nicht bestimmen, welche der blutigen Innereien zu welchem der beiden Schafe gehörten. Es sah fast so aus, als gehörte der ganze Fleischbatz nur zu einem Schaf.

Ja, nun war es zwar zu spät für die beiden beschränkten Tiere gewesen hier im diesseitigen Leben zusammen zu finden, aber vielleicht haben sie ja im Himmel der Schafe noch zueinander gefunden, trotz ihrer abgrundtiefen Blödheit.

Wer weiß?

ENDE

(c)Heinz-Walter Hoetter

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.04.2018. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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