Peter Kröger

Brot

 

Ich wusste nichts mit mir anzufangen. Ich war ich, eine Tante lebte in Breisach, ein Freund auf Helgoland. Die Straßen und Wochenmärkte, die Büchereien und Gaststätten, Fabriken und Blumengeschäfte sagten mir wenig, aber als Orientierungspunkte funktionierten sie leidlich, in gewisser Weise vertrieben sie mir die Zeit, indem sie mich zwangen, zur Kollisionsvermeidung hier und dort eine Ausweichbewegung zu machen. Ich nehme jetzt eine Ausweichbewegung nach links vor, dachte ich, um nicht geradewegs in die Fabrik zu marschieren, oder: Wenn ich das Betreten der Gaststätte vermeiden will, was der Fall ist, tue ich gut daran, mich rechts zu halten, ohne allerdings deswegen in den Blumenladen oder die Bücherei zu geraten. Dann wieder glaubte ich, dem Wochenmarkt nicht anders als durch Umkehr und gänzlichen Promenierungsverzicht aus dem Wege gehen zu können. Ich dachte: Dort ist der Wochenmarkt, jetzt musst du umkehren.

Daheim fand ich im Briefkasten drei Briefe vor, einen von meiner Tante, in dem sie mich bat, nach Breisach zu kommen, einen vom Helgoländer Freund in politischen Angelegenheiten und einen von der Zentralstelle zur Kollisionsvermeidung. Ich zog ein frisches Hemd an, aß ein Brot und fühlte mich stark. Noch am selben Tag verließ ich eilig Berlin.

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