Ich stelle mir vor, dass das Wasser meine Tränen sind. Mit der Ebbe werden es weniger, mit der Flut wieder mehr. Sie kommen und gehen aber sie sind nicht beständig. Und dann stelle ich mir vor, wie ich meinen ganzen Schmerz und die Wut in die endlose weite des Meeres schreien kann. Und jede Welle trägt ein Stück davon weg, nimmt mir ein Stück des Schmerzes ab. Und ich fühle mich einfach nur leicht und befreit von allem. Und da sind Möwen über dem Wasser, mit denen ich am liebsten mitziehen würde, weg, an jeden Ort dieser Welt, über dem Wasser. Es ist erstaunlich, wie viele Farben die Sonne im Wasser spiegelt. Hat Wasser eine Farbe? Nein, es hat keine Farbe, aber wenn der Himmel sich darin spiegelt, dann sieht es aus, als wäre es blau. Und wenn ich dann mit nackten Füßen den weichen Sand unter mir spüre und die Wellen meine Haut berühren, dass ist wie Balsam auf der Seele. Es ist wie eine sanftes Streicheln, nichts was schmerzen könnte. Da gibt es einfach nichts, außer die Stille, die Vögel am Himmel, das Wasser und mich. Nichts, was mir in dem Moment gefährlich werden könnte, nichts, was mir wehtun könnte. Ich vergesse für einen Moment alles, was passiert ist und genieße diesen Augenblick der Freiheit. Meine Chance, um diesen endlosen Schrei in mir nach außen dringen zu lassen. Das Meer nimmt diesen Schrei dankbar mit, streichelt mir dafür noch über die Füße. Und ich habe es geschafft, mich wieder für einen Moment von meinem Schmerz befreit. Und ich kann im Wasser weinen, man sieht es dann nicht, weil sich die Tränen mit dem Wasser vermischen. Ich bin ganz leicht im Wasser, grenzenlos. Und ich kann die Luft einatmen, das Gefühl zu haben, daran zu ersticken. Und der Wind ist angenehm, nicht störend wie zuhause. Er verstärkt das Gefühl von Freiheit. Ich bräuchte nur die Arme ausbreiten uns könnte mit ihm fliegen.
Ich liebe das Meer, und es fehlt mir.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.07.2003.
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