Getrübter Blick?
Nach einem feuchtfröhlichen Samstagabend trieb mich am Sonntagmorgen ein
heftiges Hirnsausen aus dem Bett. Der letzte Schoppen muss wohl schlecht
gewesen sein ...
Ich zog die Jalousien hoch - Herrschaftszeiten war das hell hier - und sah mit
noch halb geschlossenen Augen aus dem Fenster. ...
Auf der anderen Straßenseite parkte wie jeden Tag der hellblaue 190ger SL
Mercedes von Walter - unserem Nachbarn aus dem ersten Stock. Aber
irgendwas war heute an dem Auto anders!? Ja und dann sah ich es: auf den
weißen Ledersitzen turnte ein kleines braunes Äffchen (!) herum. In seiner
kleinen Hand hielt es eine Banane ...
Mei Liaba, jetzt geht`s aber los ... Was hab` ich denn gestern bloß für einen
Fusel getrunken - da kriegst ja Sehstörungen davon ... Mit Karacho ließ ich die
Jalousie wieder herunter, kroch zurück ins Bett und zog mir die Decke über den
Kopf. „Freilich“, so sinnierte ich vor mich hin, „Walter war ein "rustikaler" Typ,
der für jede Überraschung gut war - aber sowas?“
Mittlerweile war auch mein Mann wach geworden. Er zog mir die Decke vom
Gesicht und sah mich verständnislos an.
»Du Hehehelmut«, stotterte ich, » beim Walter im Auto sitzt ein kleiner Affe
mit einer Banane! «
»Ja, ja, sonst noch was und ich bin der Kaiser von China! « knurrte mein
Mann, legte sich wieder hin und drehte sich auf die andere Seite.
»Nein, wirklich! «, nörgelte ich weiter. Ich gab solange keine Ruhe, bis er
entnervt aus dem Bett stieg, die Jalousie wieder hochzog und sich dann mit
eigenen Augen überzeugte.
»Ja pfeilgrad (stimmt) «, sagte er und schüttelte langsam den Kopf. »Da sitzt
wirklich ein Aff` mit einer Banane! « stammelte er.
Kurz darauf rief ich beim Nachbarn an:
»Du Walter, seh` ich nicht mehr rich ...« weiter kam ich nicht.
»Keine Angst« sagte er und lachte laut, »du hast nix mit den Augen! Der Affe
gehört mir - den habe ich gestern Nacht, samt ein paar Bananen, beim Pokern
gewonnen ...«.
Und Walter hat das Äffchen behalten - ihm sogar einen großen, artgerecht
gestalteten Käfig auf dem Balkon gebaut.
*****
Fahrschein-Kontrolle
Mein Mann und ich trafen uns jeden Tag nach der Arbeit, um zusammen mit
dem Auto nach Hause zu fahren. An diesem Tag jedoch nicht, denn ich wollte
noch etwas besorgen - und damit fing`s an ... Ich ging zur U-Bahn-Station und
musste mir dort zuerst einmal ein Billettl (Fahrschein) kaufen. Ja und da stand
ich also mehr oder weniger ratlos vor dem Fahrkartenautomaten. Ja Himmel
nochmal, was für eine Auswahl - da kennt sich ja kein Schwein aus ...
Jedenfalls, ich konnte trotz Brille das Meiste nicht entziffern. Und fragen? Ja ich
doch nicht! Aber da ich eh nur zwei Stationen fahren musste, nahm ich einfach
die Fahrkarte um Ein-Euro-fünfzig. Drei Mark! Teuer genug für zwei Stationen!
So, zuerst den Fahrschein „entwerten“. Das ist auch so ein Begriff, der mir nicht
ganz einleuchtet: Wenn ich einen Fahrschein „entwerte“, dann ist er doch
„wertlos“- also fahre ich mit einem wertlosen Fahrschein durch die Gegend!?
Aber ich muss ja nicht alles verstehen ...
Die U-Bahn kam, ich stieg ein und war noch nicht mal eine Station gefahren,
als jemand rief:
»Fahrschein-Kontrolle! «
Die beiden Kontrolleure kamen näher, alle rundherum zeigten ihre Fahrkarte
vor und gut war`s. Inzwischen hatte auch ich meinen Fahrschein aus der
Manteltasche gekramt und hielt sie den Kontrolleuren freundlich lächelnd
entgegen. Die sahen sich aber nur leicht verwundert an.
»Sind sie ein Kind oder ein Hund? « fragte einer der beiden und grinste
übers ganze Gesicht.
Wie? Was? Kind oder Hund?
»Ja, sie haben eine Fahrkarte für ein Kind oder einen Hund gekauft! «, sagte
der andere und lachte laut. Ich sah mir meinen Fahrschein etwas enauer an.
Tatsächlich, da war ein Kind und ein Hund abgebildet ...
»Jetzt sind zwanzig Euro Bußgeld fällig - steigen sie bitte an der nächsten
Station mit uns aus, damit wir die Formalitäten erledigen können. «
Im Waggon war es auf einmal mucksmäuschenstill, alle glotzten mich an. Die
zwei Kontrolleure grinsten immer noch, während mein Gesicht einer reifen
Tomate immer ähnlicher wurde.
Ich war heilfroh, endlich aussteigen zu können ...
*****
Wenn`s pressiert ...
Mit dem Omnibus machten wir vor vielen Jahren einen Ausflug mit unserem
Kegelverein. Ziel würde das Kloster Melk in der Wachau sein.
Während dieser herrlichen Fahrt kamen wir unter anderem auch an vielen
Obstgärten mit unzähligen Apfelbäumen vorbei. Die Apfelernte war gerade in
vollem Gange, weshalb auch unzählige Holzkisten mit den schönsten Äpfeln
am Straßenrand standen. Hier mussten wir einfach Rast machen und die
verschiedensten Apfelsorten probieren.
Ich glaube bis dahin hatte ich noch nie so gute Äpfel gegessen!
Halt, dass ich jetzt nicht lüge! Die allerbesten Äpfel waren die „Jacobi-Äpfel"
(eigentlich „Weißer Klarapfel“), die ich in meiner Kindheit während der Ferien
bei der Oma im Bayerischen Wald gegessen hatte!
Gegen Mittag kamen wir am Kloster Melk - einem dominanten Barockgebäude,
das als Wahrzeichen der Wachau zum UNESCO Kulturerbe gehört - an. Alles
raus aus dem Bus und hinein ins "Bräustüberl", die Kultur konnte warten ....
Kaum saß ich am Tisch und hatte an der frischen Maß genippt, machte sich ein
Grummeln in meinem Bauch bemerkbar. Hatte ich zu viele Äpfel „probiert“?
Und so ging ich "eiligen" Schrittes Richtung Toilette, während ich in meiner
Handtasche nach Kleingeld für die "Klofrau" gruschte (kramte). Immer einen
Blick auf den Boden gerichtet und einen Blick in die Handtasche ... Nur ganz
kurz sah ich auf das Schildchen das die Toilette anzeigte. Mit dem Ellbogen
drückte ich die Türklinke nach unten - und dann ging`s Schlag auf Schlag:
Hinein in den Raum - endlich zwei Zehnerl gefunden - Handtasche rutschte -
wollte sie mit dem Knie (!) noch auffangen ... rammte es dabei einem Mann,
der am Urinal stand, voll ins Kreuz!
»Pass hoit auf du Depp ... « mehr hörte ich nicht mehr, denn ich hatte bereits
fluchtartig die „Herrentoilette“ verlassen.
*****
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.05.2018.
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von Iris Bittner
Ich bin nur ein armer Poet
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