Adalbert Nagele

Fragen über Fragen

Wie ist das, wenn die Wolken ziehen?
Zieh't da die Wolke eine andre?
Und wie ist es beim Drachen ziehen?
Sind Hausdrachen viel schwerer zu zieh'n?

Man sagt, Woken steh'n am Himmel.
Steh'n sie. weil sie nicht gezogen werden?
Stehen Hausdrachen auch nur rum,
oder warten sie auf's Drachen ziehen?

Und wie ist es mit der Wolke Sieben?
Steht sie, oder wird sie auch gezogen?
Gibt es auf der Wolke Sieben Drachen?
Oder sind dort Hausdrachen nicht erwünscht?

Wie kommt man auf die Wolke Sieben?
Sind vorher Hausdrachen zu ziehen?
Die Fragen häufen sich immer mehr;
und gibt es darauf eine Antwort?

Ich frage mich mein ganzes Leben,
was wär', würd's keine Fragen geben?
Wär' alles dann o.k., paletti?
Wär' vielleicht alles gar ein Segen?

Ist Fragen überhaupt erlaubt?
Sind Fragen altmodisch, verstaubt?
Wie antwortet man denn auf eine Frage?
Ich weiß es nicht, mit einer Gegenfrage?

Was ist, wenn dir die Fragen ausgeh'n?
Wirst du dann im Regen steh'n?
Bist du dann fraglos, schon gestorben, oder ein Fragment?
Und gibt es dazu noch ein gutes Argument?

Wenn du einen Drachen im Haus hast,
hängt dann der ganze Hausfrieden schief?
Schützt eine Strohampel an der Türe?
Was tut man sonst gegen die Hausdrachen?

Sind Drachen auch gefährlich, wenn sie gar kein Feuer spei'n?
Und werden Hausdrachen grün, wenn sie zornig sind?
Kann ein feuerspeiender Hausdrache das Haus zum Brennen bringen?
Empfiehlt sich noch Brennholz, wenn man so einen Drachen hat?

Ich hab mich immer schon gefragt,
ob sich ein Hausdrache noch lohnt?
Und vielleicht wäre es doch gleich besser,
wenn er in einer eignen Höhle wohnt?

Eine Frage, bin ich fragil?
"Weiß nicht, ob ich so zerbrechlich und gebrechlich bin?
Bin nicht schmächtig, eher stark, bin ich dann nicht fragil?"
Das ist alles sehr fragwürdig.

Würde eine Volksbefragung helfen?
Sind so Volksbefragungen auch glaubhaft?
Wäre ich allein auf einer Insel,
könnt' ich auch nicht viele Menschen fragen.

Laut Umfragen sind Fragen wichtig,
und deshalb gibt es Meinungsumfragen.
Wenn jemand jedoch keine Meinung hat,
erübrigt sich da die Meinungsumfrage?

Ihr denkt, was soll so eine Fragestellung?
Der geht mir schon, schön langsam, auf den Wecker.
Ich kann das ja verstehen,
doch mir sind Fragen wichtig.

Oft gibt es so banale Fragen, wie:
"Haben dich die Musen geküsst?"
"Ja, die schmusen immerfort mit mir,
doch gefragt haben sie nie."

Ich wünschte mir, die Musen würden immer fragen.
"Ich bin kein Dauerküsser und kein Immermüsser!"
Ich frage auch, wenn ich etwas will,
wenn es auch heißt:"Der Weg ist das Ziel."

Ich hab mir einmal einen Fragenkatalog zusammengestellt.
Da gab es Fragen, wie beispielsweise:

Einen schönen guten Morgen, wie geht's?
Ist das nicht ein wundervoller Morgen, heute morgen?
Haben sie auch gut geschlafen?
Wovon haben sie geträumt?
Sind sie Frühaufsteher,
oder ein Langschläfer?

Ein paar Leute antworteten mir mit einer Gegenfrage,
andre wiederum, die sagten gar nichts.
Das ging mir so auf den Nerv,
dass ich keine Fragen mehr stellte.

Heißt es denn, dass ich vielleicht fragwürdig bin?
Oder ist Fragerei überhaupt nicht in?
Und ich weiß, dass Hausdrachen viel fragen oder gar nichts sagen;
damit können sie einen bis zum "Aus der Haut fahren", plagen.

Warum lässt man die Hausdrachen nicht so hoch steigen,
bis sie auf einmal ganz allein, von selbst platzen?
Im Herbst, da lassen Kinder ja auch Drachen steigen,
nun also, Drachen steigen lassen, Leine los!

Ich weiß auch, meine Fragen, die sind fragilistisch,
doch eins ist klar, sie waren nie sexistisch;
wie wär's denn, anstatt einer Klagemauer,
mit einer freien Fragemauer?

Eine Frage sei mir noch erlaubt:
"Wenn die Fragen Fragen aufwerfen,
kann man, leichter noch, darüber stolpern?
Oder werden sie mit neuen Fragen,
endgültig aus dem Weg geräumt,
entsorgt, letztendlich vergessen?"


© Adalbert Nagele
 


Das ist einer meiner Poetry-Slam Texte
Adalbert Nagele, Anmerkung zur Geschichte

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