„Auf uns, mein Liebes", er hebt sein Sektglas, trinkt einen Schluck. „Es ändert sich nie etwas", sinniert er, während er sich umschaut. „Hier am Meer ist es immer gleich."
„Immer gleich ... das Meer ..." Sie steht im Schatten, ist nur schemenhaft zu erkennen. Ihre Stimme ist nicht mehr als ein Windhauch.
Er setzt sich bequemer hin. „Der Sand ist feucht, auf diesem Felsen sitze ich wenigstens trocken. Ich spüre, dass die Flut kommt. Ich muss bald gehen."
Sie ist jetzt deutlicher zu erkennen, legt den Kopf schief, hört ihm stumm zu, wie sie es immer getan hat.
Er bekommt glänzende Augen. „Weißt du noch? Unsere erste große Reise! Du und ich auf dem Motorrad kreuz und quer durch Schottland, mit wenig Geld und viel Enthusiasmus. Welch ein Zufall, dass wir diese Grotte entdeckten, dass gerade Ebbe war. Wir liebten uns an diesem verschwiegenen Ort, mussten vor der einsetzenden Flut flüchten." Er seufzt wehmütig. „Wie oft haben wir uns vorgenommen diesen Platz noch einmal zu besuchen. Alles ist anders gekommen." Hier stockt er, schluckt an seiner Trauer.
Sie berührt ihn sacht, nur ein Windhauch.
„Du fehlst mir so!", bricht es aus ihm heraus. „Ich sitze auf dem Motorrad, meine dich hinter mir zu spüren, deinen Körper, der sich an mich schmiegt. Fühle deine Arme, wie du sie um mich legst und weiß doch genau, dass es nicht so ist. Ich bin so allein ohne dich! Wie konntest du mir das antun!"
„... antun", wispert sie.
„Ja", er spuckt die Worte gleichsam aus. „Wie konntest du mich nur betrügen? Ich tat alles für dich, schenkte dir meine ganze Liebe ...", hier verstummt er.
„... meine ganze Liebe", wieder nur ein Hauch von ihr.
Er fährt fort ohne ihre Worte zu beachten. „Du hast mich betrogen, verraten. Hast über mich gelacht." Er vergräbt den Kopf in den Händen. „Über mich gelacht", wiederholt er. „Was sollte ich tun, ich konnte dich nicht aufgeben."
Sie hat sich aus dem Schatten gelöst, ist ihm plötzlich ganz nah, streicht ihm sacht durchs Haar, beruhigt ihn durch die Berührung.
Er lächelt gequält. „Ich tat das Richtige, brachte dich hier her. Hier waren wir glücklich." Noch einmal hebt er sein Glas, trinkt es in einem Zug leer. „Alles Gute zum Geburtstag, mein Liebes."
Wieder der Hauch ihrer Berührung. „Trink noch etwas, auf mich, auf uns, auf unser ewiges Zusammensein."
Zögernd gießt er sich ein weiteres Glas ein. „Nur noch dieses, die Flut kommt." Er nippt nachdenklich an seinem Sekt. „Das Gift wirkte schnell. Es hat dich sanft einschlummern lassen. Nun gehörst du mir allein, niemand kann dich mir wegnehmen."
Er erwacht, springt erschrocken auf. Das Wasser umspielt den Felsen auf dem er sich niedergelassen hat. „Ich muss jetzt gehen, die Flut..."
Er spürt ihre Berührung so intensiv wie nie zuvor, sie lässt ihn erschauern. „Du hast alle Zeit der Welt. Die Flut steigt schnell. Jetzt haben wir die Ewigkeit für uns."
© by Angie
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.06.2018.
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