Angela Redeker

Prinzessinstraum

Prinzessintraum

Von aromatischen Lavendelduft umarmt, schloss sie die Badezimmertür, löschte das Deckenlicht und ließ für einen Moment erschöpft den Kopf gegen die Tür sinken, wenn man doch nur alles draußen lassen könnte.
Die Teelichter, die sie zuvor um die Wanne platziert und angezündet hatte warfen Schatten an die Wand.
Es war Blödsinn, aber bevor sie den seidenen Bademantel von ihren Schultern gleiten ließ sah sie sich um, um sich zu vergewissern, dass sie allein war. Mit gespielter Grazie stieg sie die zwei Stufen zur Badewanne hinauf. Ganz kurz tauchten vor ihrem inneren Auge Bilderfetzen aus der Zeit auf, als sie und ihr Mann dies Badezimmer renovierten, sie hatte sich aus kindlicher Albernheit die Stufen zur Wanne gewünscht und war erstaunt gewesen, dass er einverstanden war und ihrem Wunsch nachkam. Wieder einmal hatte sich das kleine Mädchen, dass sie nie sein konnte, in ihre Gedanken geschlichen, das davon träumte Prinzessin zu sein um von ihrem Prinz erlöst zu werden. Doch im realen Leben waren Männer keine Prinzen, vielleicht endeten deshalb alle Märchen in dem Moment, in dem sich Prinz und Prinzessin gegenseitig ihrer ewigen Liebe versicherten, bevor sie entdecken dass auch sie nur „Knecht und Magd“, sind.
Mit graziös gestreckten Füssen, deren lackierten Zehennägel im Kerzenlicht herrlich schimmerten, tauchte sie behutsam in den Schaum, der aufregend knisterte. Das heiße Wasser schmiegte sich sanft um ihre Haut, an der sich kleine Wasserblässchen bildeten, die bei jeder Bewegung prickelnd zerplatzten. Sie atmete tief ein, schloss die Augen, genoss die Wärme auf der Haut, seit Tagen die einzige Berührung ihres Körpers.
Langsam tauchte sie ganz unter, hielt die Luft an.
Nein, sie wollte nicht sterben, nur entschwinden.
Weiches Wasser streichelte ihr Gesicht, konnte man unter Wasser weinen?
Sollte sie den Mund öffnen sich vollständig einnehmen lassen?
Ihr war als könnte sie schweben, davon treiben mitten in den Ozean ihrer Gefühle, streckte sie den Arm aus um die Tür zu ihren Seelenräumen zu öffnen.
Funkelndes Sternenlicht strahlte ihr entgegen, silberhell erklang leise Musik, hier fiel all das Dunkel von ihr ab, federleicht tanzte sie, fühlte sie sich von Liebe umgeben.

Leises Rauschen in den Ohren, der Druck auf ihrer Brust wurde stärker, ihr Arm schwer wie Blei. Mit einem Ruck kam sie nach oben, stützte sich auf den Beckenrand und hustete sich die Seele aus dem Leib.
Plötzlich spürte sie zwei starke Arme, die sie hochhoben und an sich drückten, sie öffnete die Augen, goldene Punkte tanzten ihr entgegen, die sich zu den braunen Augen ihres Mannes formten.
„Alles OK?“,
war da ein Zittern in seiner Stimme?
Sie nickte leicht bevor sie erneut husten musste, zärtlich aber bestimmt drückte er ihren Kopf an seine Brust, spürte sie seinen Herzschlag in sich fließen, fühlte seine Lippen auf ihren Augen.
„Hast du mir einen Schreck eingejagt“, hauchte er „was ist passiert?“
„Bin ausgerutscht“,
viel leichter als gedacht, kam die Lüge über ihre Lippen, sie schämte sich.
„Hast du dir wehgetan?“,
„Nein“,
erleichtert atmete er aus, sein Herzschlag, noch immer ganz nah an ihrer Haut, beruhigte sich.
„Du bist ganz nass“, meinte sie und wies auf sein durchnässtes Hemd
„Egal“,
Für den Hauch eines Augenblick, war er der Prinz, der die eingesperrte Prinzessin rettete, sie lächelte und schloss damit die Tür zu ihren geheimsten Seelenräumen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.07.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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