Ingo R. Hesse

Wie man Treue erzwingt

Dass Frauen mit mir und ich mit Frauen nicht unbedingt das hatte/n, was man Glück nennen könnte, gibt mir gelegentlich zu denken. Oft habe ich ausgerechnet „meine“ zum Teufel gewünscht. Aber nur selten zu einem anderen Mann. Und doch gab es da Unregelmäßigkeiten der unschönen Art. Nicht alle ließen mich in diesen Abgrund weiblicher Doppelmoral und Verlogenheit blicken. Aber doch die eine oder andere.

 

Und nun, da ich immer wieder von der rühmlichen Treue von Hunden höre und lese, stehe ich vor Entscheidungen. Weitreichenden Entscheidungen. Ich bin mit Haustieren aufgewachsen. Deshalb weiß ich um ihren Nutzen im Kuschelbereich. Und um die gesellschaftlich anerkannte und vor dem Gesetz unbedenkliche Gepflogenheit, sie zu besitzen, zu erziehen, sie einzusperren und bei auslaufendem Bedarf in irgend einem Heim abzugeben.

 

OK, das Anbinden an einer Raststätten-Leitplanke ist inzwischen verpönt. Wobei ich ausgerechnet das in dem einen oder anderen vorgenannten Fall durchaus für berechtigt gehalten hätte.

 

Doch, wie erwähnt, ich stehe vor Entscheidungen. Eine davon ist die, schaffe ich mir einen Hund an, ..oder sollte ich doch noch einmal das Abenteuer wagen, mir so eine freiheitsliebende, gesetzlich geschützte, unberechenbare Kreatur ins Leben zu holen?

 

Als ich gestern von der S-Bahn-Station die Treppe herunter stieg, kam mir ein Schnauzer entgegen. Er war seinem Frauchen in dem Moment nicht unbedingt treu. Beziehungsweise, ..er wäre ihr gerne untreu geworden. Denn die vor ihm laufende, ebenfalls ihren Dosenöffnern in dem Moment nicht sehr treue Mischlingsdame, wackelte gekonnt mit dem Hintern. Und, ich kann mich täuschen, ..aber ich meine gesehen zu haben, wie sie ihren kurzen, sowieso nach oben weisenden Schweif ein bisschen angehoben hatte.

 

Neeeiinnn!!“

 

Das ist das Treue-Nein. Das höre ich, seit ich Hunde mag. Die Frauchen und Herrchen achten nämlich darauf, dass ihr Liebling nicht fremdgeht. Ein kurzer, zarter oder auch unbeherrschter Ruck an der Leine, begleitet von leisem oder brüllendem „Neeeiinnn!!“ Und schon weiß der Rüde, dass Papa zwar die Mama vor dem Kamin über den Teppich schieben, ...nicht aber Liebling auf die ach so süße Yorkshire-Dame springen darf. Punkt!

 

Ja, Punkt! Das alles und meine interessanten Ausflüge in den Sado-Maso-Bereich, lassen in mir die Idee wachsen, mir eine Mischung aus Treue und Frau zu beschaffen.

 

Und das stelle ich mir so vor:

 

Ich kaufe eine mit Stammbaum. Oder lese lieber eine am Straßenrand auf, ..die sollen ja widerstandsfähiger und nicht so kränklich sein. Dann kaufe ich ein Halsband, eine Palette Konserven, einen Napf ein Kuschelkörbchen. Und ein paar Silikon-Spielzeuge.

 

Und schon kann die Erziehung zur Treue beginnen. Essen gibt es nur zu bestimmten Zeiten. Und nur aus meiner Hand, nachdem sie sich unterwürfig streicheln gelassen hat. Einmal pro Woche ist Fasten angesagt, wegen der Figur. Ihrer. Leckerlies gibt es nur, wenn sie brav vor mir tanzt. Lange. Und wenn wir Gassi gehen, und sie sich nach einem anderen Mann umschaut, reiße ich kurz an der Leine und zische „Neeeiinnn!!“

 

...

 

Aber dann wieder, ..in Momenten, ..seltenen zwar, aber eben doch in Momenten, kommt mir der Gedanke, ob das nicht nur eine Quälerei für die betreffende Männin wäre, sondern auch ziemlich verlogen.

 

Denn, seien wir doch mal ehrlich, eins soll Treue doch niemals sein:

 

Verlogen!

 

Oder irre ich mich?

 

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