Redmon brachte sein Pferd in den Corral, klopfte sich den Staub von der Kleidung und schaut sich noch einmal um. Sein Blick ist fest und prüfend. Obwohl sich die beiden Männer gut kannten, wusste man doch wenig über den anderen Bescheid. Man hatte oft Wagentrecks und Expeditionen bekleidet, manches Abenteuer erlebt und so manche Schlacht miteinander bestritten, sie waren ein gutes Gespann, aber sonst? Beide waren im Krieg, sind die besten Freunde geworden und trotzdem, sind sie auch immer noch Rancher tief im Inneren geblieben. Ihre Liebe galt immer noch der schweren Arbeit mit Rindern und Pferden. Doch es gab einen Vertrag mit der Armee, was bedeutet…, Treue zur Fahne und die Bereitschaft zum Sterben auf Befehl. „ Ob mit Streifen oder ohne, das ist mir so was von egal. Die Uniform macht nicht den Menschen,“ sagte Redmon einmal. Nun, die Zeiten haben sich geändert. Jetzt gehen beide zwei verschiedene Wege.
„ Was für ein besonderer Besuch. Ich wollte gerade aufbrechen, um neuen Proviant, sowie einiges neues für meine Ausrüstung zu besorgen. Natürlich auch mal einen Drink nehmen und mich amüsieren. Manchmal muss ich von hier weg, auch wenn es hier sehr schön ist. Dann sieht man alles wieder mit ganz anderen Augen, wenn man zurück kommt… Aber wie ich sehe, wäre ein gutes Essen und ein guter Whisky für staubige Kehlen jetzt gut angebracht.,“ lacht Ty Morris auf, wobei seine Augen listig aufblickten. „ Folgt mir.“ Die beiden Reisenden hatten einen langen und harten Ritt hinter sich und brauchen dringend eine längere Rast, um neue Kräfte zu sammeln. Redmon grinst, aber spürt eine innere Unruhe und ein unangenehmes Gefühl.
Schnell war ein Abendessen angerichtet. Es gab Hummer aus dem See und dazu frisches Brot, Knoblauchzehen und Zwiebeln. Zwei gute Flaschen Wein und Whisky aus Irland, holte Ty Morris aus seinen kleinen behüteten Bestand hervor. Trat an einen Schrank und holte blitzblanke Gläser heraus. Man setzte sich zusammen und aß mit großen Appetit. Man schenkte sich ein Glas guten Weines ein und erzählte sich von alten Zeiten, mit ihren kleinen und großen Erlebnissen, an denen man sich noch genau erinnerte. Gerne würde Ty Moris über Cody mehr erfahren, doch man kam langsam auf die Ereignisse des Überfalls des Wagentrecks zu sprechen. Bei Cody krampfte sich alles zusammen. Sie berichtete unter Tränen, voller Verzweiflung und Angst, was geschehen war. „ Hm, also steckt noch mehr dahinter. Bist du auch der Ansicht, noch etwas anderes zu finden?“ „ Immerhin muss es einen Grund geben! Nur dafür Beweise zu finden, wird schwierig sein,“ erklärte Redmon. „ Dann sollten wir überlegen, nach welchen Richtlinien wir vorgehen wollen,“ schlug Ty vor. „ Es muss einen Drahtzieher geben, der anderen die Schmutzarbeit machen lässt. Sag, welche Anzahl von Männer waren dort?“ „ Den Spuren zu urteilen um die 6 weiße Männer, ihre Pferde waren beschlagen, hinzu kommt die Fährte der Indianer., welche die Verfolgung aufgenommen haben.“ Ty schüttelt den Kopf. „ Naja, dann seit ihr einigen Lebensmüden begegnet. Sieht schlecht für diese Idioten aus, werden wohl alle ins Gras beißen. Die Indianer haben zur Zeit nicht die beste Laune, seit diese immer mehr in schlechte Regionen abgeschoben und in verhasste Reservate getrieben, die Büffel zu Tausenden getötet und immer wieder geschlossene Verträge gebrochen werden. Hier muss man ständig mit Comanchen und Cheyenne oder gar Oglalas - Sioux rechnen.“ „ Hier liegt eindeutig ein Verbrechen vor. Anscheinend waren es Banditen, die öfter Farmer und Rancher, aber auch Indianer überfallen haben. Hier gibt es sicher einen Zusammenhang. Ein US Marshal sollte den Schuldigen zur Verantwortung ziehen.“ „ Oh nein! Hier versucht jemand noch reicher und mächtiger zu werden. Da fällt mir nur der Name Luck Shepard ein. Er ist ein mächtiger Mann. Beschäftigt reichlich Cowboy und kauft sich auch schnelle Revolverrmänner und Skalpjäger, auf die schon der Galgen wartet, ein, wenn es sein muss. Er will verhindern das sich neue Siedler niederlassen. Er braucht Weideflächen für seine großen Rinderherden. Schon mal den Namen gehört?“ Redmon schüttelt den Kopf. „ Er bildet sich ein, für sein Geld alles kaufen zu können und schreckt nicht vor Mord zurück. Lässt gerne mal von seinen Männern Häuser abbrennen, wenn er es will, um nochmals Druck zu machen, um dann leichter rauben und plündern zu können… Kauft sogar Indianerskalpe auf, … dabei ist es ihm egal ob Frauen und Kinder getötet werden. Indianer sind blutrünstiges Raubwild für ihn, welche gehasst, gejagt und getötet werden, die einfach weg müssen. Der geht über Leichen. Wer schwach und furchtsam ist gibt bald auf. Deinen Marshal… stellt man geschickt eine Falle, um einfach zwei Kugeln von einem Killer aus einem Hinterhalt feuern zu lassen. Dann … ist es aus und vorbei, einfach Ruhe.“
„ Aber man muss doch, gerade wegen diesen Grund doch eingreifen!“, mischte sich Cody ein. „ Immerhin ist die empfindliche Stelle eines jeden Menschen seine Tasche, worin er sein Geld hat.“ Redmon fluchte leise. Seine Gedanken jagen. „ Keiner, sollte sich solch einen Mann als Gegner machen.“ „ Aber warum ist diese Welt nur voll von Grausamkeit und Tod,“ erwidert Cody erneut unter Tränen. „ Ganz einfach,“ erwiderte Redmon bitter, „ weil alle glauben, kraft ihres Geldbeutels mit Menschen umspringen zu können wie mit Marionetten. Hier gibt es nur ein Gesetz und das mit all ihrer Gnadenlosigkeit und Umbarmherzigkeit … die Macht des Stärkeren! Du musst dir selber helfen!“ „ Außerdem ist Luck Shepard der größte Landbesitzer im ganzen Umfeld. Er hat in den letzten Jahren viel Land aufgekauft. Kleinrancher jagt er zum Teufel, mit lächerlichen Angeboten, obwohl sie jahrelang dafür gearbeitet haben, es ist ihm alles egal. Sein Monopol reicht jedenfalls schon weit,“ fügte Ty hinzu. „ Leider sind die Kleinen immer die Dummen und von den Großen abhängig. Aber dies hat der verdammte Krieg mit bewirkt, … aber was ist schon fair auf dieser Erde. Alles hat seinen Preis. Wobei der Mensch das gierigste und gnadenloseste Raubtier ist, welches es gibt. “ Cody schluckt schwer, um nicht vor Wut laut zu schreien. „ Heißt verdammt noch mal, keine Vergeltung, keine Gerechtigkeit, für all das Töten und Blutvergießen, welche diese Banditen begangen? Werden dafür also nicht zur Rechenschaft gezogen?“ „ Tja, du weißt noch nicht viel von der Härte in dieser Welt,“ murmelte Ty vor sich hin. Da sah sie ihn ernst an. „ Oh, ich bin alt genug,“ sagte sie trotzig. „ Hier !“ Sie zog aus ihrem Halsausschnitt eine Kette hervor. Öffnete dann das daran hängende Medaillon. „ Dieser Kerl da … soll mein Vater sein. Ich war noch nicht geboren, als er verschwand und habe ihn nie kennen gelernt. Als meine Mutter plötzlich starb, war ich gerade 10 Jahre, ganze 10 Jahre… noch ein Kind und auf mich alleine gestellt. Ich lernte schnell, das diese Welt zu allen Lebewesen mitleidslos, unbarmherzig und gnadenlos ist und meine Zukunft … lag noch unklar vor mir…. Es gab allerdings einen Unterschied zwischen guten und bösen Menschen, allen habe ich es auf der gleichen Weise wieder zurück gezahlt. Immerhin ging es um mein Überleben.… so wie Augen zu und durch. Soviel von dieser Welt! … Verstehen Sie jetzt … Dad!“ Ihr Blick lag prüfend auf ihn. Er nickte, stand langsam vom Tisch auf und wich bis zu einem Bücherregal zurück. Dort nahm er ein Karton auf, stellte ihn anschließend auf den Tisch, entnahm dann Briefe sowie Bilder und lege sie vor Cody ab. „ Du siehst deiner Mutter so ähnlich. Ich habe es gleich gewusst als ich dich sah. Ich kann mir denken, was hinter dir liegt. Es waren sicher schlimme Erfahrungen… Nun, wir waren damals noch sehr jung gewesen. Ich gerade mal 20 und deine Mutter etwas über 18 Jahre alt. Sie war schön und stolz, eine Lady und etwas besonders für mich. Wir hatten uns gesucht und gefunden, waren sofort ineinander verliebt… trafen uns immer heimlich in meiner Freizeit, spät am Abend und hatten so manche lange Nacht hinter uns. Aber das Glück stand nicht auf unserer Seite. Ihr Vater, war ein Großer mächtiger Mann, der Boss auf der Ranch, auf der ich arbeitete, wollte keinen kleinen Rinder - und Pferdehirten haben, verbot mir den Umgang mit ihr. In seinen Augen war ich nur ein kleiner Satteltramp ohne Geld. Ich konnte die Feinschaft und den Hass gegen mich von allen Seiten her spüren. So musste ich armseliger Cowboy bald wieder fort, ansonsten hätte er mich von seinen Leuten, sicher totschlagen lassen. Ich fühlte mich so hilflos und voller Bitterkeit. Es war ein Fehler gewesen, das weiß ich seit heute. Doch wir versprachen uns ewige Treue. Ich glaubte an unser Glück. Ich ahnte ja nicht was alles auf mich wartete. Es ging mir eine ganze Weile sehr schlecht. Ich war nah dran ein Bandit zu werden, denn ich war ein Außenseiter geworden. Ich wusste nicht wie es weiter gehen sollte. Zum Glück schloss ich mich noch rechtzeitig einer großen Rinderherde an und durfte als Treiber dabei sein. Bald darauf bekam ich eine Anstellung auf der kleinen Ranch, wo es genug Arbeit gab und ich war froh, ein Dach über meinen Kopf zu haben und… wollte endlich einen langen Schlussstrich unter mein bisheriges Leben setzen. Von deiner Mutter hörte ich sehr lange nichts. War auch manche Tage oder Wochenlang unterwegs. Als ich sie wieder sah, trug sie einen anderen Namen. Sie stand im Schatten der Poststadion. Mit einmal sieht sie mich mit ihren dunklen Augen prüfend und misstrauisch an. Wir beide spürten wieder gleich eine gewisse Spannung zwischen uns. Viele Fragen und Gedanken gingen mir durch den Kopf. Ich dachte wieder an all den Ereignissen, welche schon so lange Zeit hinter uns lagen. Wir sprachen kaum 10 Wörter, als die Postkutsche kam und hielt. Sie stieg ein, fuhr einfach davon. Der Postagent übergab mir später ein Päckchen. Dieses hier. Später kaufte ich mir dieses Fleckchen Erde.“
Vorheriger TitelNächster TitelDie Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Elke Müller).
Der Beitrag wurde von Elke Müller auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.09.2018.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
Elke Müller als Lieblingsautorin markieren
Heiter Bis Wolkig
von Yvonne Habenicht
Kleine Erzählungen aus dem Alltag, wie der Titel schon sagt: Heiter bis wolkig. Ein kleines unterhaltsames Büchlein.
Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!
Vorheriger Titel Nächster Titel
Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:
Diesen Beitrag empfehlen: