Doris E. M. Bulenda

Urlaubs-Trouble

Am 1. Januar hatte ich in einer neuen Firma angefangen. Schnell stellte ich fest, dass unser Chef etwas gegen den Urlaub seiner Arbeitnehmer hatte. Jedes Mal, wenn ein Kollege oder eine Kollegin in den Ferien war, brachte er mehrfach täglich Sprüche wie: „jetzt müsste man sie/ihn eigentlich zurückholen“, „ich werde sie/ihn aus dem Urlaub zurückrufen“ und so weiter und so fort.

Alle meine KollegInnen verbrachten ihren Erholungsurlaub daheim in Balkonien. Nur ich hatte mir für meinen Urlaub im Herbst einen Langstreckenflug in die USA gebucht. Etwas, das meinem Chef so gar nicht zu gefallen schien. Seine Einstellung war: „Wenn ich mich mit dem Ferienhaus in Österreich begnügen, haben meine Leute schon gar keinen Fernurlaub zu machen.“ Eine eigenartige Sicht der Dinge, aber bei Vorgesetzten merkwürdigerweise nicht selten …

Mein Urlaub rückte näher und ungefähr eine Woche vor dem Abflug kam das, worauf ich schon gewartet hatte. Mein Chef erschien mit entschlossener Miene, baute sich vor mir auf (was bei seiner Körpergröße von nicht mal 1,70 m etwas schwierig war) und verkündete laut und aggressiv: „Wir bekommen wahrscheinlich einen Großauftrag rein. Dann müssen Sie Ihren Urlaub verschieben.“ Ich sagte nichts, sondern schaute ihn nur an. Daraufhin kam noch lauter und aggressiver: „Das ist mein gesetzliches Recht, das kann ich verlangen. Sie müssen verschieben, wenn ich das will.“ Anscheinend wartete er gespannt darauf, ob ich jetzt in einem Wutanfall schimpfen und fluchen würde oder lieber bitten und betteln.

Nun, darauf wartete er vergebens. Schließlich hatte ich mich schon vor geraumer Zeit über meine Reche informiert. Ich lächelte süffisant und bemerkte sanft und ruhig: „Ja, weiß ich. Ihnen ist sicher auch bekannt, dass Sie dann sämtliche Stornogebühren tragen müssen. Und die Mehrkosten, die mir durch die Verschiebung entstehen, ebenfalls.“ „Waaaaaaas?“ „Das ist gesetzlich festgelegt, wenn ich zum Beispiel statt Economy nur noch einen Business Class Flug bekomme, müssen Sie mir den Mehrpreis erstatten. Genauso wie Kosten für ein neues Visum, für ein teureres Hotel. Der Gesetzgeber möchte damit sicherstellen, dass Arbeitnehmer, die im Firmeninteresse ihren Urlaub verschieben, keine finanziellen Verluste erleiden.“

Mein Chef riss die Augen auf, murmelte etwas Unverständliches vor sich hin und verschwand türenknallend in seinem Büro. Ich kicherte vor mich hin. Und merkwürdigerweise war bei mir nie wieder von Verschieben des Urlaubs die Rede …

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Ein diabolischer Auftrag von Doris E. M. Bulenda



Nach dem Mord an ihrer Mutter und der Ermordung durch ihren Vater ist Eva in der Hölle gelandet. Dort fühlt sie sich wohl, ist angesehen, übt sich im Peitschenschwingen und hat Bartholmes, Hilfsteufel zwo-Millionen-achtunddreißig als Sklaven zugeteilt bekommen.
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