Frank Kerber

Die Lehrmeisterin, oder im Lichtkegel

Der Winter im Jahre 1980 war schön. Nur schade, dass ich bis zu meinem 15. Geburtstag im Dezember noch warten muss. Dann endlich kann ich die Fahrerlaubnis fürs Moped machen. Das wird der Wahnsinn. Ne Menge Geld habe ich schon zusammen. Aber es reicht noch nicht für die erste Karre. Bloß gut, dass mein Vater mir hilft. „Zu jeder Mark, die Du verdienst, gebe ich Dir noch zwei dazu“, sagte er. Und er hatte sein Wort gehalten. Noch ein paar kleine Ferienjobs und ich sollte die rund 1200 Mark zusammen haben. Ne Menge Geld in der DDR. Aber ich wollte ja unbedingt so ein Moped. Und da hilft es nichts. Da kann ich eben nicht mit den anderen meine Ferien vergammeln, sondern muss Kohle machen. Ich freute mich aber mehr auf den nächsten Sommer an der Kiesgrube. Da waren dort immer so hübsche Mädels, die so wenig an hatten. Nun, Erfahrungen hatte ich noch keine, aber ich war schon ein wenig neugierig auf das andere Geschlecht. Außer ein paar kleinen Knutscherein hatte es aber noch nie geklappt. Na gut, Susanne hatte ich schon einmal nackt gesehen, aber anfassen durfte ich sie noch nicht. Warum dauert das, was man so dringend will, immer so lange? Wie lange sollte ich noch warten? Leider hielten meine Freundinnen nie lange genug, um zu dem nächsten Schritt zu kommen. Aber all die schönen Mädels liegen dann nächsten Sommer an der Kiesgrube und warten auf mich. Da bin ich dann der King mit meinem nagelneuen Moped! Dafür muss ich hier schuften. Also im großen und ganzen war es schon gut, dass ich diesen Ferienjob bekam. Ich sollte in einer Metallfirma in der Materialausgabe helfen. Nun, ich werde es ja morgen sehen.
Am ersten Tag wurde ich von einem Mann empfangen, der mir erst die Firma zeigte. Einen halben Tag waren wir auf dem Gelände unterwegs. Hier war die Sandstrahlerei, hier die Gießerei u.s.w. Dann kamen wir in den Bereich Metallverarbeitung, wo mit Dreh-, Bohr- und Fräsmaschinen die Teile gefertigt wurden. Und für diesen Bereich gab es eine eigene Materialausgabe, in der ich helfen sollte. Er stellte mich einer Frau vor, die in diesem Lager arbeitete. Ihr sollte ich die nächsten 3 Wochen helfen. Danach verließ er uns. Frau Melzer führte mich zu unserem Arbeitsplatz. Sie war eine sehr schöne Frau, 28 Jahre alt, sehr schlank, ein wunderbares Gesicht und eine Klasse Figur. Na, was soll’s. Wenn ich dann nächstes Jahr mit meinem eigenen neuen Moped zur Kiesgrube fahre, laufen mir alle Mädels hinterher!
Nun muss ich erst mal hier bei der Inventur helfen. Jedes Material muss gezählt werden, und mit den entsprechenden Listen in der Karteikarte abgeglichen werden. Das war mein Job. Frau Melzer erklärte mir alles, welche Kartei für dies und welche für das gilt usw. Gemeinsam zählten wir dann die Artikel und trugen sie in die entsprechenden Listen ein. Frau Melzer war eine sehr freundliche Frau. Schon am ersten Tag bot sie mir das Du an. „Ich bin die Christine“, sagte sie. Auch sonst war sie mir sehr sympathisch. Wir hatten unseren Spaß und machten manchen Scherz. Das Arbeiten mit ihr im Lager war wirklich ok. Und bald stellte ich auch fest, dass es eher ruhig zuging und ich mir Zeit lassen konnte. Am Nachmittag verabschiedete ich mich höflich. Christine wies mich noch darauf hin, dass sie erst gegen halb sieben auf Arbeit sein würde, da sie ihren Sohn noch in den Kindergarten bringen müsse. Meine Arbeitszeit beginnt um sechs Uhr. Daher gab sie mir einen Schlüssel für das Lager und sagte, ich solle doch schon mit den ersten Karteikarten beginnen. Also verabschiedeten wir uns und ich fuhr nach Hause. Bald keine Straßenbahn mehr, dachte ich inmitten der Menschenmenge, die sich in so eine Straßenbahn pressen lässt.
Am nächsten Morgen war ich natürlich sehr pünktlich auf Arbeit. Gegen dreiviertel sechs schloss ich die Tür zum Lager auf, steckte den Schlüssel wie ausgemacht von innen an und setzte mich an den Schreibtisch. Und begann zu arbeiten. Da es noch ziemlich früh war, hatte ich nur die Schreibtischlampe an. Der Rest des Lagers, war trotz der offenen Regale auf Grund der Dunkelheit nicht zu erkennen. Ich saß also im Kegel meiner Schreibtischlampe, als die Tür aufging und Christine kam. Sie kam an den Schreibtisch, gab mir die Hand und sagte: „Guten Morgen“. Dann ging sie zurück in Richtung Tür, drehte den innen gesteckten Schlüssel einmal im Schloss, und ging in den hinteren Bereich des Lagers. Ich wunderte mich darüber, das sie nicht das große Licht einschaltete, sondern im Dunkeln blieb. Plötzlich wusste ich, warum. Ganz genau hörte ich dieses Rascheln der Kleider, wenn sich jemand auszieht. Und damit ich durch die offenen Regale nichts erkennen kann, ließ sie das Licht aus. Ich saß also im Schein meiner Schreibtischlampe, sah nichts, hörte alles und meine Phantasie spielte verrückt. Eine ganze Woche ging es mir so, dass ich im Lichtkegel saß und mit der Phantasie und der Enge meiner Hose kämpfte. Am Montag darauf war es das Gleiche. Ich werde niemals diesen Lichtkegel und das Rascheln vergessen. Irgendwie war es aber auch ein erotisches Spiel, wenn sie lächelnd das große Licht ausschaltete, welches ich hoffnungsvoll angestellt hatte. Ihre Augen sagten mir genau, dass sie wusste, was ich zu sehen wünschte. Aber sie ließ es natürlich nie zu.
Eines Tages mussten wir von einem Regal einen großen Stapel Wattejacken abräumen, um sie zu zählen. Christine stieg auf die Leiter, welche ich unten festhielt. Als sie mit einem Stapel Jacken auf den Armen wieder herunterkam, stützte ich sie von hinten ab. Da sie nun genau spürte, wo ich stand, konnte sie sich wie zufällig fallen lassen. Natürlich fing ich sie in meinen Armen auf. Ich hielt sie einfach fest. Die Wattejacken waren längst zu Boden gefallen, als ich die schöne Christine immer noch in meinen Armen hielt. Zu mehr fehlte mir der Mut. Aber für Christine war es scheinbar ein amüsantes Spiel. Ich hielt sie immer noch fest in meinen Armen. Sie lächelte mich an und zog meinen Kopf zu einem zärtlichen Kuss zu sich herunter. Ich schloss die Augen, genoss den phantastischen Kuss dieser schönen Frau in meinen Armen. Dann begaben sich meine Hände auf Wanderschaft. Ich streichelte ihren Nacken, küsste ihren Hals drückte ihre festen kleinen Apfelbrüste. Plötzlich löste sich Christine aus meinen Armen und rannte weg. Ich dachte, das war es. Jetzt bin ich zu weit gegangen. Ziemlich dumm schaute ich aber, als ich feststellte, dass sie nur schnell abschließen wollte. Sie kam zu mir zurück und fiel erneut in meine Arme. Nun versuchten wir schnell unsere Kleider loszuwerden. Sie musste mir natürlich dabei helfen, ich war viel zu aufgeregt. Wir streichelten uns gegenseitig und küssten uns leidenschaftlich. Innerlich war ich jedoch extrem aufgeregt. Die erste richtige Frau, und dann noch eine solche! Der kleine Frank hat hier die schönste Frau der Welt im Arm! Christine breitete eine Wattejacke auf dem Boden aus, legte sich auf den Rücken und öffnete ihre Arme. Ich genoss diesen schönen Anblick einen Moment und legte mich dann dazu. Zuerst begann ich, ihren Körper von oben bis unten zu streicheln und zu küssen. In ihrem Schoß wurde meine Hand ganz feucht. Und ich suchte mit den Fingern nach der Öffnung. Da mir aber noch jede Erfahrung fehlte, benahm ich mich ganz ungeschickt. Christine merkte das wahrscheinlich und begann, meine Hände und meinen Mund zu dirigieren. Ich ließ mich von ihr leiten und lernte schnell. Als sie mich dann auf sich zog, nahm sie meinen Penis in die Hand und lenkte mich damit. Als ich dann vollständig in sie eingedrungen war, begann ich sofort mit schnellen Bewegungen. Christine versuchte noch, meinen Rhythmus zu steuern, aber ich war nicht mehr wirklich Herr meiner Sinne. Wie ein Wahnsinniger ging meine Hüfte hoch und runter. Vielleicht eine halbe Stunde stieß ich schon so hin und her, da ließ auch schon meine Erektion nach. Als ich dies bemerkte, versuchte ich, mich auf die Steife zu konzentrieren. Nun war es ganz vorbei. Es blieb nichts weiter übrig, als aufzuhören. Nun machte ich mir natürlich Sorgen. Bin ich impotent? Kann ich keinen Sex haben? Wenn ich allein war, ging es doch auch…
Also, was ist mit mir? Und Christine? Ja, sagte sie, das könne schon mal passieren. Aber ich glaubte ihr kein Wort. Wahrscheinlich spürte sie dann aber doch, das mich dieser innere Zweifel fast auffraß. Einige Tage später lud sie mich zum Feierabend noch auf einen Kaffee zu sich ein. Ich sagte zu. Als ich ihre Wohnung zum ersten Mal betrat, sah ich auf einer kleinen Kommode einige Bilder in einem Rahmen. Ich ging näher und sah Christine nackt. 3. Platz internationaler Aktfotowettbewerb in Krakow u.s.w. Christine war also Aktmodell nebenbei. Klar, bei der Figur, konnte sie sich das auf jeden Fall leisten. Wir setzten uns auf die Couch und tranken Kaffee. Wir plauderten eine Ewigkeit und da begann Christine langsam, mich zu verführen. Als sie ihre Bluse öffnete und meine Hand zu sich zog, wollte ich etwas sagen, aber sie legte mir schnell einen Finger auf den Mund. Sie spürte mein Verlangen, aber auch meine Angst davor, dass es wieder schief geht. Aber Christine dirigierte mich, zwang mich zur Passivität. Sie steuerte alles, wie langsam sie mich auszog und sich dabei... Mit welcher Leichtigkeit sie ihre zarten graziösen Finger die Knöpfe öffnen ließ, war atemberaubend. Nichts ging schnell, wir streichelten uns gegenseitig und genossen die Wärme unserer Haut. Schließlich setzte sie sich auf mich und gab den Rhythmus vor. Sie spielte mit dem Wechsel, mal schneller und ganz intensiv, mal ganz langsam. Mir platzte bald der Kopf, bis ich endlich kam. Mit einem Schrei der Extase explodierte ich in ihr. Dabei sah ich in ihrem Gesicht ein glückliches Lächeln. Ich hatte schlagartig jede Angst, jeden Zweifel in mir verloren. Ich war einfach glücklich. Als langsam wieder meine Sinne und Kräfte zurückkehrten, konnte ich natürlich nicht mehr von ihr lassen. Ich streichelte sie und ließ mich dabei von ihr lenken. Sie lehrte mich, wie man eine Frau verwöhnt. Und ich lernte schnell. Ich empfand das gleiche Glück, als sie explodierte.
Christine erklärte mir später einmal, dass sie gespürt hatte, dass es damals im Lager für mich das erste Mal war. Es sei normal, die Umgebung, das Flair, die Hektik waren nicht gut, für einen Jungen, der zum Mann werden will. Das konnte nur schief gehen und ihr schlechtes Gewissen hat sie dazu gebracht, zu reparieren, was sie in mir zerstörte. Sie lud mich für dieses eine Mal nur zu diesem Zwecke zu sich ein. Was sie dabei nicht ahnte war, dass sie sich ebenfalls in mich verliebte. Unsere Beziehung hielt fast ein Jahr. Ganz zum Leidwesen meiner armen Eltern. He, Mutti, es ist nun mal passiert und es hat mir nicht geschadet. Und Christine, dir möchte ich sagen, dass ich Dich nie vergessen werde. Du hast mich zu dem Mann gemacht, der ich heute bin. Du hast mich in der Zeit so vieles gelehrt. Toleranz, Zärtlichkeit, Erotik. Ich werde Dir immer dankbar sein für die wunderbare Zeit, die wir in unserem Leben teilten.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.08.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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