Und während der alte, bärtige Mann gemächlich das Holz hackte, die einzelnen abgeschlagenen Holzscheite gleich neben seinem Platz an der weiß getünchten Rückwand der idyllisch gelegenen Berghütte zu einem großen Holzstapel kunstvoll aufschichtete, kam JOHN BATTON mit langen, weit ausholenden Sätzen den schmalen Weg vom Tal heraufgeeilt.
Plötzlich bog er von dem holprigen Steinweg rechts ab, betrat eine grüne Almwiese und zog eine dunkle Fußspur durch das feuchte Gras des sanft ansteigenden Berghanges hinter sich her, bis ihm schließlich ein Brust hoher Holzzaun den Weg versperrte über den er jedoch mit einem einzigen mühelosen Sprung, wie der einer geschmeidigen Raubkatze, hinweg setzte, um ihn auf der anderen Seite des Zaunes mit sportlich federnden Schritten wieder abzufangen. Dann reckte JOHN BATTON seinen gut durchtrainierten, braungebrannten Körper pfeilschnell in die Höhe, ruderte ein paar Mal mit seinen kräftigen Armen ausbalancierend hin und her und tänzelte dabei von einem Fuß auf den anderen, wobei ihm der frische Bergwind heftig durch die langen blonden Haare blies. JOHN fühlte sich hier oben in der weiten Bergwelt wohl, die in der letzten Zeit schon fast seine zweite Heimat geworden war. Ihn faszinierte die erhabene Schönheit der eisblauen Gletscher und er bewunderte immer wieder das gewaltige Gebirgsmassiv mit seinen vielen weiß leuchtenden Schneekuppen am Horizont. Aber es gab auch schroffe Steilhänge und zerklüftete Täler in denen wilde Gebirgsbäche donnernd dahin rauschten. Alles sah in seiner Gesamtkomposition einfach majestätisch und atemberaubend aus. Es war schlichtweg ein faszinierendes Panorama, das einfach jeden in seinen Bann ziehen musste. Die ganze Berglandschaft war John mittlerweile irgendwie ans Herz gewachsen, wenngleich sie in Wirklichkeit nur eine super komplexe Computer generierte Holografie war, die allerdings einem kritischen Vergleich mit natürlichen Berglandschaften jederzeit standhalten konnte. Alles wirkte deshalb so täuschend echt, weil gewaltige Quantencomputer echte Materie in die jeweiligen Holografien hinein transformierten und auf diese Weise künstlich geschaffene Landschaften produzieren konnten, die von denen in der realen Welt in nichts mehr zu unterscheiden waren.
Aus der Ferne hörte man auf einmal das dumpfe Grollen eines herauf ziehenden Gewitters. Obwohl es noch sehr weit weg war, runzelte der alte Mann nachdenklich die Stirn, legte die schwere Axt behäbig beiseite, schnappte sich seinen grauen Filzhut, setzte ihn auf den Kopf und schob ihn weit nach hinten in den Nacken. Dabei beobachtete er aufmerksam den weiten Horizont, der jetzt auf einmal von einer schwarzgrauen Wolke durchzogen wurde, die bedrohlich von einer Sekunde auf die andere an Größe zunahm. John bemerkte sogleich das nachdenkliche Gesicht des betagten Mannes, der sein Vater war. Deshalb beendete er auch mit einem Schlag sein kleines Fitnesstraining, stand abrupt still und blickte nun ebenfalls gespannt zum weiten Horizont hinüber. Das ganze Szenario wurde von einem unheilvollen Donnern begleitet, das schnell näher kam. Heftige Blitze zuckten wie wild geworden aus den dunklen Wolken hervor, durchschlugen mit einem lauten Knall die turbulente Atmosphäre und entluden ihre gleißend helle Energie irgendwo am Boden der Berge, deren felsige Gebirgslandschaft jedes Mal für wenige Sekunden in ein gespenstisch anmutendes, aschfahles Licht getaucht wurde. Es war einfach ein grandioses Naturschauspiel und man konnte förmlich das Knistern der elektrischen Entladungen spüren, als das tobende Gewitter langsam direkt an den beiden Männern vorbei zog.
Kurz darauf drehte sich der alte Mann langsam herum, nickte anerkennend mit dem Kopf und sagte dann: „Ein beeindruckendes Naturschauspiel hast du da zusammengestellt..., mein Sohn. Wirklich sehr gut gelungen und äußerst überzeugend, wie ich dazu feststellen muss.“
JOHN BATTON sah seinen Vater zufrieden an und gab ihm schließlich zur Antwort: „Ja, du hast Recht, es sah tatsächlich überwältigend aus. Trotzdem bin ich noch nicht ganz zufrieden damit. Einige wichtige Szenen des Wetterprogramms innerhalb der gerade vorgestellten Gebirgssimulation sollte ich besser noch einmal etwas genauer unter Lupe nehmen. Ich werde wohl ein paar kleine Änderungen vornehmen müssen. Das stellt für mich aber kein großes Problem dar." Dann redete er weiter: "Ich hatte den Eindruck, dass die Sequenzen der eingespielten Gewitterblitze zu kurz hintereinander abgelaufen sind. Sie haben deshalb ihre unmittelbare Umgebung für meinen Geschmack einfach zu lange ausgeleuchtet. Das wirkt insgesamt gesehen etwas zu unnatürlich. An einigen Stellen nahmen die eingespielten Blitze sogar den Weg von unten nach oben, was eigentlich von mir so nicht vorgesehen war. Scheint sich ein Fehler in der Programmierung eingeschlichen zu haben. Außerdem sollte eigentlich der aufkommende Regenschauer etwas früher einsetzen. Na ja, aber im Großen und Ganzen kann ich mit dem vorläufigen Ergebnis meiner Landschafts- und Wettersimulation eigentlich recht zufrieden sein. Aber wie gesagt, ein paar Fehler müssen noch korrigiert werden, dann ist die Sache wirklich absolut perfekt.“
Noch während JOHN BATTON den Satz beendete, schaute er zu seinem Vater hinüber, der langsam auf ihn zukam und wenige Augenblicke später direkt vor ihm stand.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.11.2018.
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