Schon mein Urgroßvater Johann, ein Münchner Urgestein und gelernter Handwerker, ging eine „Mischehe“ nach damaligen Begriffen ein. Er ehelichte eine protestantische Sächsin aus Riesa, was dazu führte, dass seine Kinder evangelisch getauft wurden. Folglich war mein Großvater - ein waschechter Münchner - gleichzeitig Protestant. Den Metzgermeister Hans zog es bald in die Gastronomie, er übernahm eine Gaststätte in der Hauptstadt und war fortan Wirt. Er wiederum heiratete eine katholische Oberösterreicherin, nachdem er die ersten zwei Kinder mit ihr gezeugt hatte. Nach damaligem Brauch wurden seine Kinder wiederum katholisch erzogen.
Schon sein Vater, ein Gründungsmitglied der Roten, hatte mit der Scheinheiligkeit der überwiegend katholischen Kirche in München nicht allzu viel am Hut. Die heutige Lebensansicht, Religion wäre Privatsache, die jeder für sich abmachen sollte, war am Ende des 19. Jahrhunderts auf jeden Fall in Bayern noch nicht vollständig durchgedrungen. Dies konnte meine Vorfahren nicht davon abhalten, nach dieser Maxime zu leben.
Der unglückselige Aufstieg eines gewissen Adolf Hitler mit seinen hirnspinstigen Rasseideen und sonstigen Absurditäten nach dem ersten Weltkrieg war für einige Münchner Bürger, welche mit anderen Münchnern - egal welchen Glaubens - in guter Nachbarschaft wohnten eine enorme Herausforderung. Noch dazu als bekennende Sozialdemokraten standen sie unter der besonderen Observation der Braunen.
Die Schikane, insbesonders der jüdischen Mitbürger von München fanden in der Reichskristallnacht im November 1938 ihren Höhepunkt. Gute Nachbarn von einst sollten nun Feinde sein, nur weil sie für sich selbst einen anderen Glauben lebten.
Es dauerte nicht lange, bis Großvater Hans nach Dachau gebracht wurde. Ein Denunziant hatte ihn angezeigt, weil er seinen jüdischen Freunden Nahrungsmittel gegeben hatte. Offenbar versorgte er diese Leute durch die Hintertür, sodass sie wenigsten nicht Hunger leiden mussten und einen, wenn auch geringen Ausweg aus ihrem Dilemma fanden. Eine Straftat konnte dem Großvater nicht nachgewiesen werden und so bekam er nach einiger Zeit wieder seine Freiheit zurück.
Übrigens – nachdem meine Mutter traditionsgemäß von meiner österreichischen Oma als Katholikin erzogen wurde, sind meine Geschwister und ich auch katholisch. Können Sie nachvollziehen, dass meine Kinder evangelischen Glaubens sind. Schon wieder eine „Mischehe“ nach den damaligen verstaubten Begriffen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.12.2018. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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