Sebastian Walter

Information, Desinformation, Informationsüberflutung

Unser Zeitalter wird manchmal als Informationszeitalter betitelt. Das ist meiner Meinung nach, erstmal auch korrekt, durch das Internet stehen uns mehr und sehr vielschichtige Informationen zur Verfügung als jemals zuvor in der Geschichte. Diese sind auf den ersten Blick auch weniger gesteuert als jemals zuvor.

Ein kurzer Blick zurück in die Vergangenheit, die meisten von uns erinnern sich noch. Alles was wir vermeintlich wussten bekamen wir aus genormten Quellen. Der Schule, den Print Medien, dem Radio oder den Zeitungen. Hier standen und stehen immer irgendwelche Interessensgruppen dahinter, welche Filterten und heute noch filtern was nützlich ist und an Information verbreitet wird und was nicht. So wurde beispielsweise irgendwann entschieden, dass Frauen in der Schule nicht mehr lernen müssen wie man Kleider webt, auch wenn das in früheren Zeiten wichtig war.

Heutzutage „informieren“ sich vor allem die jungen Menschen mehr durch Dinge wie Video Online Plattformen allen voran YouTube. YouTuber und -innen werden zu Millionen geschaut. Dabei geht es oft erstmal wenig politisch zu. Aber auch politische Interessen werden von einigen YouTubern verbreitet und geteilt. Nicht nur dort sondern auch über Soziale Medien. Welche natürlich zu einem großen Teil gesellschaftlich unwichtiges verbreiten. Dennoch geht es auch immer mal um soziales oder politisches.

Die Interessensgruppen von früheren Zeiten gibt es aber immer noch und Ihre Informationsquellen sind ebenso noch aktiv. Das neue hat das alte nicht abgelöst, sondern ergänzt.

Dies hat positive Auswirkungen, die einem schnell einfallen. Die Steuerung der Informationen ist sehr viel schwerer geworden. Die Interessensgruppen mit Ihren gesteuerten Medien sind zwar immer noch mächtig aber erreichen längst nicht mehr alle Menschen. Zudem haben auch viele andere Personen die „Macht“ ihre Meinung kund zu tun und auf ein Publikum zu stoßen. Dies zu tun ist für jeden heutzutage sehr einfach geworden und es wird auch tagtäglich getan. Der Meinungs- Informations- und Emotionsaustausch ist sehr viel freier geworden.

Nun kommen wir aber zu den weniger Thematisierten negativen Auswirkungen.

Dieses System der ungezügelten Informationswelt führt immer wieder zu Hysterie wellen, welche aber auch immer wieder sehr schnell abflauen. Themen die auch längerer Aufmerksamkeit bedürfen geraten schnell aus dem Fokus der Aufmerksamkeit und das nächste Thema steht im Fokus der Öffentlichkeit. Menschen längerfristig zu einem Thema zusammen zu bringen ist schwierig, da ständig das nächste Aufreger- Thema ansteht. Natürlich hat es auch etwas Gutes, denn dadurch ist die Gefahr nicht mehr so stark gegeben, dass etwas überspitzt wird. Aber es führt auch zur Trägheit. Die Menschen lassen sich einlullen. Dies geschah in früheren Zeiten anders, frühere Mechanismen sind aber nicht mehr so stark. Früher gab es die Lehrmeinung aus Büchern und der Schule und für alles andere konnte man sich an die Religion wenden, wenn man diesen beiden Quellen vertraute, waren alle wichtigen Fragen des Lebens geklärt. Beides führt dazu, dass die Menschen weniger in Frage stellten, früher durch vermeintliche Antworten, heute durch zu viele Fragen und Informationen. Jedoch glaube ich nicht, dass dahinter eine Steuerung im eigentlichen Sinne steht. Zumindest möchte ich hier kein Unterstellen. Ich vermute, dass Menschen sich einfach diese Fragen stellen und entweder zu dem Schluss kommen zu glauben oder zu resignieren.

Dazu gefällt mir sehr der Song: Abertausend Fragen von ASP

Es entsteht zudem entweder der Eindruck, bei den vielen Katastrophen, kann man doch eh nix ändern oder aber, dass Problem ist gelöst, denn es redet ja keiner mehr darüber. Natürlich kann man das Thema auch einfach vergessen, denn warum soll man sich das auch alles merken.

Nicht nur die Information, sondern auch die Desinformation oder gegenteiligen Meinungen nehmen stark an Gewichtung zu. Zu fast jedem Thema, gibt es Menschen, die behaupten die Lehrmeinung sei falsch. Bsp. Die Erde sei eine Kugel. Hier kann man im Internet nicht nur Personen finden, die behaupten die Erde sei doch eine Scheibe, sondern auch Menschen, welche behaupten im inneren unserer Erde gibt es eine Sonne und die Erde ist hohl, sogar das dort Wesen leben. Stichwort: Innere Erde. Dinge die unsere Lehrmeinung infrage stellen gab es schon immer. Bsp. Nostradamus. Die meisten würden sagen, die Zukunft vorher zu sagen ist nicht möglich und diese Menschen sind Scharlatane. Dennoch glauben auch heute noch viele Menschen an die Möglichkeit die Zukunft voraus zu sehen.

Auch wenn viele zunächst sagen, dies sei Unsinn, gibt es auch genug, welche dann zumindest die Lehrmeinung in Frage stellen. Natürlich gibt es auch Menschen, welche diese neue Meinung dann sofort glauben. Das annehmen diesen neuen Glauben als neues „Wissen“ sehe ich nicht wirklich als problematisch an, so lange daraus kein schädlicher Einfluss entsteht. Denn es sollte jedem gestattet sein, dass zu glauben was er mag, so lange er niemanden anderen damit schadet. Dies sollte auch und insb. In Punkto Religion immer berücksichtigt werden, meiner Meinung nach.

Aber dieses von, für mich von undefinierbaren Personen verbreitete „Wissen“ stellt aber auch eine starke Verringerung des Vertrauens in die Gesellschaftsorgane dar. Denn Menschen die glauben, dass das was Sie in der Schule gelehrt oder in den Zeitschriften und Nachrichten gelesen haben falsch sei, könnten sehr schnell zu dem Schluss kommen, dass hier bewusst Desinformationen verbreitet werden. Am Ende ist es schwer zu filtern was Glauben und was Wissen ist, wenn man sich mit solchen Themen beschäftigt, die über den üblichen Klatsch hinaus gehen. Das auch sehr ungewöhnliche Thesen die Eigenschaft haben können, sehr glaubhaft zu sein beweist ein YouTube Video wie das: „Interview mit Lacerta, einen reptilartigen, weiblichen Wesen aus dem Erdinneren“.

Verschwörungstheorien sind weit verbreitet und unsere Informationsgesellschaft ist ein guter Nährboden, welcher diese wachsen lässt. Natürlich gibt es immer diejenigen welche dazu klar Stellung beziehen zu der einen oder anderen Meinung aber auch diejenigen, welche dies nicht tun und es erst können, wenn sich die ein oder anderer These logisch ausschließen lässt.

Es ist mir ehrlich gesagt nicht ganz verständlich, was in Menschen vorgeht, welche Desinformationen verbreiten. Die Annahme, dass Menschen nicht einfach so falsches Wissen verbreiten würden lässt Desinformationen irgendwie wahr wirken, auch wenn man eigentlich dem gelernten „Wissen“ wiederspricht. Aber wir haben ja auch schon von klein auf gelernt zu glauben, was uns gesagt wird. Das Unverständnis über die Handlungsweise bewusst Lügen zu verbreiten, wenn es denn welche sind, stärkt das vertrauen auch in seltsame Geschichten. Wenn diese Geschichten, auch noch gut erzählt werden glauben sie vielen noch viel lieber.

Kurz gesagt, wir bekommen weniger „gesicherte Informationen“ als früher und viel mehr Glauben wird verbreitet. Kein Mensch wird in seiner Lebensspanne die Menge an Informationen die wir als Menschheit besitzen überschauen können. Wir haben eine so große Informationsflut, dass allein die Wahl der Informationsquellen bereits bei vielen zu Ihrer Meinung führt. Diesen Effekt nenne ich Informationsüberflutung. Hinzu kommen heutzutage die Filterblasen von zum Beispiel YouTube, welche die eigene Meinung zusätzlich beeinflussen und bestärken.

Das hat wie gesagt die negativen, bereits beschriebenen Auswirkungen. Menschen glauben Dinge zu „wissen“ in die eine oder andere Richtung oder glauben an Garnichts mehr.

Doch ich denke, dass es einen guten Weg gibt, den wir beschreiten sollten um dieser Informationsflut Herr zu werden. Auch wenn dies gar nicht möglich ist. Wir sollten uns auf etwas beruhen, was meiner Meinung nach, das Wichtigste ist, was die Menschheit auf der Erde geschaffen hat. Die Philosophie.

Ich beziehe mich hier auf Sokrates, der wohl gesagt haben soll. „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ In diesem Kontext bedeutet es. Wir sollten Diese Informations- und Desinformationen als das ansehen was Sie sind. Glaubensfragen. Wir sollten nichts als gegeben und als unumstößliche Wahrheit ansehen. Wir sollten alles was wir glauben zu wissen nicht als Dogma sehen und einer neuen Information offen aber kritisch gegenüberstehen. Ich empfehle einen wachen aber offenen Geist zu bewahren, die Ohren zu spitzen und nichts zu glauben sondern stehts kritisch alles zu hinterfragen und mit viel Glück werden wir eines Tages erkennen, wie viel von dem was wir wissen, wir doch nicht wissen.

S. Walter

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.01.2019. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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