Klaus Hendrikson

Ruby Schwarz Prolog

Da saß Sie nun. Wie jeden Samstagabend. Cola-Korn. Sie bevorzugt es schlicht. Sie ist keine Weinkennerin. Mit Bourban kann Sie nichts anfangen. Whisky schmeckt ihr nicht. Gelegentlich gönnt sie sich einen Sekt. Aber nicht hier. Sie möchte den Eindruck vermitteln , Sie sei leicht zu haben. Leichte Beute für einen jungen Mann , der sich zutraut eine ältere Dame verwöhnen zu können. Ihr Dekolleté ist üppig. Ihr schwarzes Kleid strahlt trotzdem einen Hauch von Eleganz aus , doch es ist weit entfernt davon. Sie weiß das sie gut aussieht. Sie weiß ganz genau, wie sie auf Männer wirkt. Und so sitzt Sie da. In der Kajüte, bei Frankie an der Theke. Aufrecht mit einem Glas Cola-Korn und gutaussehend. Wie jeden Samstagabend. Sie weiß es ist bloß eine Frage der Zeit,bis ein Mann Sie anspricht. Er wird ihr den nächsten Cola-Korn bezahlen und den darauffolgenden auch. Er wird ihr Komplimente machen. Wunderschönes langes blondes Haar. Blutrote volle Lippen. Augen grün wie Smaragde .Er wird ihren Oberschenkel streicheln und ihre sanfte , zarte Haut spüren. Beim Gespräch wird sein Blick öfter auf ihre Dekollté wandern. Er wird denken Sie bemerkt es nicht. Doch Sie wird es bemerken. Und so wie sie es erwartet hat kommt nun der erste Mann zu ihr und setzt sich neben ihr an die Bar. Er , wie auch viele zuvor, fragt sie ob ihr schon jemals wer gesagt habe , sie habe wunderschöne Augen. Sie lächelt verlegen . Erwidert mit :,, Nein noch niemand". Sie lügt. Frankie der hinter der Theke steht und ein Glas abtrocknet schmunzelt leicht. Er kennt Ihr Schauspiel. Seit nun vier Jahren kommt Sie in die Kajüte, eine kleine abgelegene Kneipe. Seit vier Jahren das gleiche Spiel. Sie spielt mit ihren Haaren. Er gewinnt an Selbstvertrauen. Sie weiß ganz genau welche Zeichen sie von sich gibt. Er stellt sich vor. Sebastian Hitz und reicht Ihr seine Hand. Mal sehen wie lange sie den Namen dieses mal behalten wird . ,,Stephani Hill“, erwidert Sie und nimmt seine Hand. Er brauch ihren richtigen Namen nicht wissen. Ihm fällt ihr Akzent auf. Er fragt Sie woher Sie kommt. Er hat Recht. Sie kommt nicht aus Warendorf. Sie wurde nicht in Deutschland geboren. Ruby Schwarz , ihr gebürtiger Name, wurde in Prag geboren. Dort ist Sie aufgewachsen. Sie war ein aufgewecktes, schlaues Kind.. Mit 16 lernte Sie Deutsch , mit 18 Englisch. Sie sprach perfektes Deutsch. Akzentfrei. Das perfekte Einstiegsthema in ein Gespräch. Ihre Herkunft. Bisher hatte fast jeder Mann Sie auf Ihre Herkunft angesprochen. Sie sprach dennoch immer mit einem leichten Akzent, um exotisch zu wirken. Sie hatte auch jahrelang in Amerika gelebt. Dies jedoch verschwieg Sie ihm. Ihre Vergangenheit in Amerika geht keinen was an. Außerdem passt es nicht in ihr Schauspiel. Und so unterhielten Sie sich. Sie beugte sich immer häufiger vor im Verlaufe des Gesprächs. Er streichelte wie erwartet ihren Oberschenkel. Nach dem vierten Cola-Korn, den er bezahlte , gingen Sie zu ihm Heim. Sie wird heute Abend Sex haben. Wie jeden Samstagabend. Und wie auch jeden Sonntagmorgen wird Sie verschwunden sein bevor er aufwacht. Sie wird nach Hause laufen , sich in ihre Wohnung begeben und sich dort wieder einsam fühlen. Aber sie muss sich einsam fühlen, denn sie darf keine Gefühle für Niemanden entwickeln. Keine Liebe , Keine Freunde, Keine Bekannten . Frankie ist der einzige den Sie in Warendorf kennt. Aber auch mit Frankie redet Sie nicht viel. Bedeutungsloser Sex ist der einzige Weg den Sie kennt um Nähe zu spüren. Sie weiß wenn Sie jemanden näher kennenlernt oder sich mit jemanden nur anfreundet , muss sie alles von neu durchstehen. Denn Ruby Schwarz ist 187 Jahre alt.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.01.2019. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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