Ich möchte gleich mal vorausschicken, dass ich weiß Gott nichts gegen technische Errungenschaften habe, auch nichts gegen deren Benutzung, aber wie gesagt „Entweder – oder“.
Es ist schon ein Wahnsinn, wie sich die Zeiten geändert haben ... Wenn wir früher auf dem Starnberger- oder Ammersee eine Dampferrundfahrt machten, dann um die Landschaft rund um den See zu genießen, den Möwen zuzuschauen und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen. Wir lachten und ra
tschten und zwischendurch verzehrten wir unsere mitgebrachten Wurstbrote. Grad schee war`s.
Und heute? Ich hatte es zwar gelesen, dass auf allen Ausflugsdampfern auf dem Ammersee „Wlan“ installiert war, damit man auch dort das Internet nutzen könne. Dass es aber so schlimm werden würde ...
Nach langer Zeit wollten mein Mann und ich heuer wieder einmal auf dem „Ammersee“ mit dem Raddampfer „Herrsching“ eine Rundfahrt machen. Das Schiff war diesmal ganz besonders voll, wollten denn heute alle ausprobieren,
ob das Internet hier auch wirklich funktioniert?
Als wir endlich zwei Plätze ergattert hatten, ahnten wir nicht, dass die beiden Burschen, die uns gegenüber saßen, der „Kopf-nach-unten-Generation“ (so sagt man heute) angehörten. Sie hatten beide ihre Smartphones in Händen, der eine „wischte“ wie ein Wahnsinniger über sein Display und ließ uns immer wieder lautstark an seiner Musik teilhaben und der andere laberte ...
»... ich mache gerade eine Dampferrundfahrt ...«, schrie er in sein Handy. »Nein, gesehen habe ich noch nix, ich muss ja noch den Bericht ... Was? Die Kirche von Kloster Andechs? Nein, die auch noch nicht. Gegenüber? Nein, nur viel Grün ... Ach was! Aber windig ist`s ... nein, ich muss noch schnell ... ja, nachher schaue ich ... weiß nicht ...«.
Plötzlich wandte er sich an mich:
»Sie, wie lange dauert denn so eine Rundfahrt? «
Na jetzt schläg`s aber Dreizehn!
»Die große Rundfahrt dauert gut drei Stunden, die kleinen (südliche und nördliche) Rundfahrten je eine Stunde«, gab ich ihm zur Antwort.
»Und welche machen wir? «, fragte er.
»Die große Rundfahrt - aber sie werden doch wissen, welche Fahrkarte sie gekauft haben? «
Er sah mich entgeistert an,
»Also volle drei Stunden«, murmelte nur. Seinen Kumpel schien das nicht weiter zu interessieren, er bearbeitete sein Display und wackelte dazu im Rhythmus mit dem Kopf. Kaum wollten sich mein Mann und ich ein wenig unterhalten, da begann der „Laberer“ wieder:
»Ja, ich bin`s ... ja, noch zweieinhalb Stunden ... du, ich weiß noch nicht ... essen? ... was essen? ... Würstl? ... ist ja schon gut ... also dann tschüss! «
Leicht genervt nahmen die beiden ihre Stöpsel aus den Ohren und stiegen die Treppe zur Cafeteria hinunter. Na ja, wenigstens wissen sie, wo sie was zu essen „finden“, dachte ich so bei mir und musste schmunzeln. Als sie schließlich kauend wieder an die Oberfläche kamen, hatten sie, kaum dass sie sich niedergesetzt hatten, schon wieder ihre Ohren verstöpselt und weiter ging`s: wischen - labern - wischen - labern ...
Jetzt konnte ich mich einfach nicht mehr zurückhalten. Freundlich aber bestimmt sprach ich die beiden an:
»Sie wissen aber schon meine Herrn, dass sie sich hier auf einem „Ausflugsdampfer“ befinden!? « Ich lächelte verkrampft. »Sie haben nun
zwei Möglichkeiten: entweder, sie genießen jetzt die schöne Aussicht, oder
sie schauen sich`s später zu Hause auf ihren Smartphone an ...«.
Verdattert sahen mich die beiden an. Dann legten sie doch glatt, verlegen grinsend, ihre „Technischen Wunderwerke“ beiseite und genossen – zumindest sah`s so aus - die restliche Dampferfahrt.
Übrigens, es kam sogar eine ganz nette Unterhaltung zustande!
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.03.2019.
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Vom Ufer aus
von Hans Witteborg
Die Gedichte begleiten durch die vier Jahreszeiten und erzählen wie die Natur erwacht, blüht und welkt, wissen von reicher Ernte zu berichten. Der Spätsommer im Park, winterliche Gefilde oder Mailandschaften scheinen auf. Der Autor verwendet meist gereimte Zeilen, zeigt sich als Suchender, der neues Terrain entdecken möchte. Der Band spricht von den Zeiten der Liebe, zeigt enttäuschte Hoffnungen und die Spur der Einsamkeit. Wut und Trauer werden nicht ausgespart. Es dreht sich das Kaleidoskop der Emotionen. Der kritische Blick auf die Gesellschaft und sich selbst kommt zum Zuge. Kassandras Rufe sind zu hören. Zu guter Letzt würzt ein Kapitel Humor und Satire. So nimmt der Autor seine Zettelwirtschaft aufs Korn, ein hoffnungsloser Fall.
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