Siegfried Fischer

Krach- und Sachgeschichte mit der Mouse - Teil 1


Die Fallas von Valencia - Teil 1: Die Mascletà
 

Außergewöhnliche Dinge tun sich in den ersten drei Märzwochen in Valencia.
Da findet ein gar seltsames Schauspiel inmitten unserer Stadt statt:
Die Valencianos werden zu Pyromanen, die Stadt steht Kopf,
die Fallas (sprich: Fai-jas) gehen in die heiße Phase.

Für das Wort gibt es zwei Erklärungen: Zum einen versteht man darunter
die gesamte Veranstaltung - vergleichbar mit dem Karneval im Rheinland -
und zum anderen werden auch die monumentalen Kunstwerke so genannt,
die etwa so aussehen, wie die etwas übersichtlicheren fahrbaren Gebilde
bei den Rosenmontagsumzügen.

Alle Jahre wieder wird vom 1. bis zum 19. März überall in Stadt und Umland
zu jeder möglichen und unmöglichen Tages- und Nachtzeit ein Lärmfeuerwerk
(mit viel Lärm und wenig Feuer) gezündet: die sogenannte „Mascletà“.
Angeblich wurde diese Art von Feuerwerk in Valencia erfunden
und wird exklusiv – und exzessiv – nur hier zelebriert.

Die wichtigste Mascletà ist jene, die jeden Mittag Punkt 14 Uhr
auf der Plaza del Ayuntamiento, dem Rathausplatz, abgebrannt wird.
Für die Valencianos ist dieses Spektakel kein ohrenbetäubender Krach
oder Lärm, sondern eine pyrotechnische Symphonie mit 120 Dezibel.
In knapp sieben Minuten werden dabei 120 Kilogramm Sprengstoff verpulvert.
Damit man auch sehen kann, was man hört, sind Messgeräte und Anzeigetafeln
installiert. Das ganze Schau- und Hörspiel wird mit mehreren TV-Kameras
gefilmt und jeden Mittag live im Fernsehen übertragen. Die schönsten
Explosionen werden anschließend noch ausführlich in Zeitlupe wiederholt.

So eine Übertragung kann jedoch das richtige Live-Erlebnis auf dem Platz
niemals ersetzen: Sogar mit großem Abstand betrachtet und „behört“
ist man immer hautnah dabei. Schon bei der ersten Salve vibriert der Brustkorb,
die Druckwellen der nachfolgenden Donnerschläge lassen Ohrläppchen
und Hosenbeine flattern, der Gehörgang wird mit grobkörnigem Schleifpapier
durchgeputzt und im Laufe des Konzerts zieht ganz intensiv der Pulverdampf
durch die Nase. Schon nach wenigen Minuten verfinstert die Sonne ihr Gesicht
und von dem blauen Streifen am oberen Bildrand ist bald nichts mehr zu sehen.

Wer Valencia zurzeit der Fallas besucht, sollte immer beide Hände frei haben.
Zudem wird den unheimischen Besuchern einer Mascletà in einer Infobroschüre
dringend geraten, das Ereignis mit offenem Mund zu verfolgen. Dies soll jedoch
nicht als Ausdruck des Erstaunens zu verstehen sein, sondern lediglich
dem Schutz des eigenen Trommelfells dienen. Bei den gegen Lärm unempfindlichen
Bewohnern Valencias wird wohl in frühester Kindheit das Trommelfell durch eine
etwas strapazierfähigere Hornhaut ersetzt.

Nach dem Spektakel gibt es Jubel und Beifall von den 50 000 bis zu doppelt
so vielen Zuschauern. Die Feuerwerker werden gefeiert wie berühmte Stardirigenten
mit ihren Philharmonikern. Jeden Tag darf ein anderer Maestro
seinen ganz speziellen Rhythmus in den valencianischen Himmel donnern.


Teil 2 folgt.

© sifi 2012


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Humorpage:

www.sigis-hausmannspost.de


 

Bild zu Krach- und Sachgeschichte mit der Mouse - Teil 1

Auszug aus dem Buch
Nicht alltägliche Hausmannspost - Scherzartikel und Küchenzeilen mit Wortspülen

Weitere Infos siehe Link oben: Humorpage => Menüpunkt BUCH

Bilder und Videos findet man bei google bzw. youtube
unter den Suchbegriffen "Fallas" oder "Mascletà".
.......................................................
Siegfried Fischer, Anmerkung zur Geschichte

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Nicht alltägliche Hausmannspost: Scherzartikel, Wortspüle und Küchenzeilen aus Valencia von Siegfried Fischer



Lehrerin C. wird an die Deutsche Schule Valencia nach Spanien vermittelt. Etwas unvermittelt wird dadurch der mitausreisende Ehegatte S. zum Hausmann und hat nun mit Küche, Haus, Garten, Pool und der spanischen Sprache zu kämpfen.

Eines schönen Vormittags beginnt er seinen ersten Haushaltsbericht zu verfassen und als E-Mail an Freunde und Verwandte zu versenden.

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