Valencia und die Fallas (Fortsetzung)
Am 15. März werden mitten auf jeder dritten Straßenkreuzung
die etwa 750 fantasievollen Falla-Figuren aufgebaut und in der folgenden Nacht fertiggestellt,
damit sie bis zur Cremà, dem Tag ihrer Verbrennung am 19. März, besucht und bestaunt werden können.
Kinder wie auch Lehrer haben in dieser Festwoche selbstverständlich schulfrei.
Die Innenstadt ist während der ganzen Zeit fast komplett für den Verkehr gesperrt.
Sogar als Fußgänger hat man es oft schwer vorwärts zu kommen.
Den Ursprung der Fallas muss man wohl im Frühjahrsputz vergangener Jahrhunderte suchen.
Als Hausmann wird man bei diesem Thema natürlich sofort hellhörig.
Wenn sich der Winter wieder mal verabschiedet hatte, sollte das ganze Haus leergeräumt werden.
Und alles was nicht mehr gebraucht wurde, alles was unnütz war, wurde ins Feuer geworfen.
Später hat man auch noch anderes unnützes Zeug gefunden, das man am liebsten verbrennen wollte.
Weil das aber, wie zum Beispiel bei bekannten Personen aus Politik oder Kultur, oft nicht möglich war,
hat man einfach satirisch verzerrte Stellvertreter aus Holz und Pappmaché zusammengebastelt,
die dann an Stelle des Originals abgefackelt werden durften.
Ursprünglich beschränkte man sich beim Bau tatsächlich auf Holz und Pappe,
heute verwendet man dafür auch „modernere Materialien“, was immer das auch heißen mag. –
Tatsächlich irgendwie beschränkt!
Die „Ofrenda de flores“ am 17. und 18. März ist der wichtigste Festzug der Feierlichkeiten.
Zehntausende von Falleras ziehen dabei in prächtigen Gewändern insgesamt sechzehn
Stunden lang durch die Stadt, um unter den Blicken von mehr als hunderttausend Zaungästen
der Schutzheiligen der Schutzlosen ihre „Blumengabe“ zu überbringen.
Danach ist die Plaza de la Virgen über und über voll mit Blumen und Gestecken.
Überragt wird der Platz von einer imposanten vierzehn Meter hohen Holzkonstruktion,
die mit dem Mantel der Heiligen aus vierzigtausend roten und weißen Nelkensträußen eingekleidet wird.
Neben den unzähligen Mascletàs gibt es in der eigentlichen Festwoche regelmäßig
nach Mitternacht auch immer wieder imposante Lichtfeuerwerke.
Davon hat das Feuerwerk am Vorabend vor San José die größte Bedeutung.
In dieser Nacht des Feuers, der Nit de Foc, werden zweieinhalb Tonnen pyrotechnisches Material
vernichtet und die Alameda, die Allee entlang des alten Turia-Flussbetts, wird zum Schauplatz
eines unbeschreiblichen Ereignisses aus Feuer und Farbe, Licht und Lärm.
Hunderttausende sind danach noch bis in die frühen Morgenstunden unterwegs in den Straßen Valencias.
Höhepunkt des Feuerfests, sozusagen die „crème de la crème“, ist am 19. März die Cremà,
die Verbrennung der bis zu zwanzig Meter hohen Giganten. Allein etwa 100 000 Falleras und Falleros,
Fallerinas und Fallerinos und rund eine Million Besucher sind dann in der Stadt auf den Beinen.
Nach einem bestimmten Ritual werden zuerst gegen 22 Uhr unter Tränen die kleineren Kinderfallas angezündet.
Um Mitternacht kommen die anderen Fallas von Valencia an die Reihe, wobei die Figur,
die bei einem Wettbewerb mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde, noch eine halbe Stunde Schonfrist hat.
Als Abschluss brennt eine Stunde nach Mitternacht die Falla auf dem Rathausplatz.
Begleitet wird die Cremà von Musik („Valencia“), Mascletàs und Feuerraketen.
Es war ein sehr beeindruckendes aber auch bedrückendes Bild, als wir am 19. März 2003
von unserem Balkon aus zusehen konnten, wie die Stadt in Flammen stand und schwarze Rauchsäulen
nach oben stiegen, aus jedem Nachbardorf war pausenlos unbeschreiblicher Kanonendonner zu hören. -
Im Fernsehen hielt der amerikanische Präsident Bush gerade eine Rede an die Nation,
das Ultimatum der USA an den Irak lief ab, der Krieg am Golf begann, die ersten Bomben fielen auf Bagdad ...
Noch in der Nacht beginnt das Großreinemachen. Valencia ist schließlich eine saubere Stadt:
„VALENCIA, TU CASA LIMPIA!“ steht auf den Kehrmaschinenfahrzeugen. Umweltschutz wird in Valencia
groß geschrieben. Aber zum Großreinemachen gehört, dass man zuvor erst einmal ordentlich Dreck macht.
Viele fleißige Feuerwehrmänner (man nennt sie hier sinnigerweise „bomberos“) sorgen dafür,
dass die brennenden Kunstwerke mitten in der Stadt keine allzu großen sichtbaren Schäden anrichten.
Der wesentliche Vorteil des Verbrennens ist, dass man sich dadurch den mühsamen Abbau spart.
Die Aufräumarbeiten sind schnell erledigt, der meiste „Dreck“ verschwindet in Form von Lärm und Rauch
im Universum. Auf jedem Platz muss nur noch ein Häufchen Elend beiseite geschafft werden.
Dazu rücken motorisierte Putzkolonnen aus und der Rest wird von feuereifrigen grünen „Handfeger-Trios“ bereinigt.
Am nächsten Tag soll nichts mehr zu sehen sein! Der Winter ist endlich vorbei, der Frühling kann kommen.
© sifi 2012
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Nicht alltägliche Hausmannspost - Scherzartikel und Küchenzeilen mit Wortspülen
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Bilder und Videos findet man bei google bzw. youtube unter dem Suchbegriff Fallas.
..........................................................................................Siegfried Fischer, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.03.2019.
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