Norman Dunfield

Die Rückkehr der Toten (Tatsachenbericht)

Bereits seit vielen Stunden prasselte ein Sturzregen hernieder,
wie es ihn seit vielen Jahrzehnten nicht mehr gegeben hatte.
Die Erde war inzwischen völlig aufgeweicht und die Feuerwehr
befand sich im Dauereinsatz, um ständig irgendwelche Keller
leerzupumpen. Die Kanalisation war mit diesen Wassermassen
längst überfordert. Auch der Pegel des Flusses war bedenklich
angestiegen.

Die kleine Siedlung am Hang war bislang noch einigermaßen
verschont geblieben, jedoch flossen auch hier bereits einige
kleine Bäche in die Vorgärten. Die Quelle dieser Bäche war
der darüberliegende Friedhof, dessen schwarze Graberde
sich allmählich verflüssigte. Jedoch bemerkte niemand, dass
der Boden unter den hangseitigen Gräbern immer weiter
ausgespült wurde.

Dann setzte die Dunkelheit ein. Der Regen wurde inzwischen
von starken Gewittern begleitet. Blitze zuckten, und es donnerte
an mehreren Stellen zugleich. Deshalb blieb der Erdrutsch
unbemerkt. Die Hangkante des Friedhofs war abgebrochen
und hatte den Inhalt mehrerer Gräber in die Vorgärten gespült.
Überall lagen Särge, zersplittertes Holz und Leichenteile herum.
Als Erwin K. am frühen Morgen die Jalousie seines Wohnzimmer-
fensters nach oben zog, schaute er in das Gesicht eines Toten-
schädels, der auf seiner Terrasse lag. Dessen Augenhöhlen waren
leerer, als die Spardose eines Sozialhilfe-Empfängers. Der Garten
glich einer Schlammwüste. Auch die anderen Bewohner der Siedlung
wurden inzwischen mit diesen grausigen Funden konfrontiert.

Heute ist dieser Friedhof besser befestigt. Eine Mauer schützt die
hangseitigen Gräber vor dem Abrutschen. Dem anhaltenden Trauma
einiger älterer Anwohner hilft das allerdings auch nicht mehr.

Die vorstehenden Ereignisse haben sich tatsächlich zugetragen.
Ein bebilderter Bericht vom 29. 8. 2002 mit dem Titel
"Särge trieben durch Siegens Straßen" ist auch heute noch unter
SPIEGEL ONLINE im Internet abrufbar.

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