Joana Mertens

Der Wind unter den Flügeln

Er war ihr Antrieb- und er kannte sie nicht.
Verliebtsein, das war das Schlimmste, das einem passieren konnte, soviel war sicher. Herzschmerz ohne Trost.
Er hatte den schönsten Namen der Welt und er war 3 Jahre älter als sie. Es konnte keinen anderen für sie geben. Doch das bedeutete ewige Einsamkeit. Nie würde sie in seinen Armen liegen, ihn trösten dürfen, wenn seine tieftraurigen Augen die Tränen nicht mehr halten konnten.
Eigentlich gab es kein Problem. Er war allein, sie war es ebenso. Auch das Alter machte keine Schwierigkeiten, drei Jahre, was machte das schon aus?
Sie hatte damals all ihren Mut zusammen genommen und es ihm gestanden. Sie hatte ihre Traurigkeit und Verzweiflung in Worte gepackt und auf eine Antwort von ihm gewartet.
Nichts.
Jedes Mal, wenn sie durch die Stadt fuhr, hatte sie Angst ihn zu sehen, Angst davor, wie er ihren Emotions-Strip aufgenommen hatte. Wie er auf sie reagieren würde, wenn er ihr begegnen würde. Doch als ob sie irgendetwas davor bewahren wollte, sah sie ihn nie wieder.
In ihren Träumen hatten sie jeden Tag miteinander verbracht, jede Minute. Im Traum.
Vielleicht war es gut so, vielleicht war es gut, dass er nicht an ihrem wirklichen Leben teil hatte . Nur so konnte sie ihren Träumen freien Lauf lassen.
Sie liebte ihn. Da war sie sich ganz sicher. So sicher, wie bei nichts anderem.
Sie verbrachte Stunden vor dem Spiegel, probte für den Ernstfall, wenn sie vor ihm stehen würde, damit ihr nicht die Worte versagten, die sie sonst immer fand. Stundenlange Gedankenspiele, bei denen sie ihm alles offenbarte, was sie sich nie zu sagen getraut hatte.
Traurigkeit überkam sie, fast täglich. Angst, Angst von diesem schrecklichen Gefühl nicht loszukommen. Nie aus dieser Groteske entfliehen zu können, die sie das Gefühl hassen, doch ihn lieben ließ.
Wie lange würde sie das noch ertragen? Wie lange dem allem standhalten?
Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Wie viel Wahrheit darin steckte. Ihr gefiel dieser Satz so gut, weil er genau die Schizophrenie beinhaltete, die sie gefangen hielt.
Es war sicher, sie würde ihn nie für sich gewinnen,
doch er war ihr Antrieb - doch er kannte sie nicht.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.08.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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