Heinz-Walter Hoetter

Die stille Stimme der Natur

Es waren einmal drei Mönche, die in einem alten Kloster am Fuße eines Berges wohnten. Alle waren weise und fromm. Jeden Tag verrichteten sie andachtsvoll ihre Gebete, bevor sie ihrer Arbeit draußen auf dem Feld nachgingen.

Eines Tages geschah etwas sehr Sonderbares, das ihnen zu denken gab.

Die drei Mönche verließen wie immer das Kloster, um sich um die Früchte des Feldes zu kümmern. Da es an diesem Tag sehr heiß wurde, hängten sie ihre Mäntel an die dünnen Äste eines uralten Baumes ganz in ihrer Nähe.

Während sie so arbeiteten, flog plötzlich ein riesiger Steinadler über ihre Köpfe hinweg, der sich nur wenige Augenblicke später vor ihren Augen wie ein Stein vom Himmel auf ein frisch geborenes Zieglein stürzte, es mit seinen kräftigen Krallen packte und das kläglich schreiende Opfer mit in die Höhe nahm.

"Was für ein böser Vogel!" schrie einer der Mönche erzürnt. In diesem Moment brach der Ast ab, an dem sein Mantel hing.

Der zweite Mönch schrie: "Mein Gott, das arme Tier! Es war ja noch so klein und unschuldig!" Auch sein Mantel fiel augenblicklich zu Boden, als hätte ihn der alte Baum absichtlich abgeworfen.

Der letzte Mönch hatte den Vorfall ebenfalls beobachtet, sagte jedoch kein Wort. Er schwieg und schaute nur dem davon fliegenden Steinadler nach, bis er schließlich am fernen Horizont mit dem zappelnden Zieglein in seinen scharfen Krallen verschwand.

Sonderbarerweise bleib aber ausgerechnet sein Mantel am Ast des Baumes hängen, obwohl er der schwerste aller drei Mäntel war.

Alles nur reiner Zufall?

Oder war es vielleicht nur die stille Stimme der Natur, die zu den drei gläubigen Mönchen gesprochen hatte, um ihnen etwas mitzuteilen?

Wer weiß?


 

(c)Heinz-Walter Hoetter

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Humorvoll schreibt der Autor über eine Kindheit im Jahr 1949 in einem kleinen Dorf in der damaligen "Ostzone".
Armut ist allgegenwärtig und der Hunger ein ständiger Begleiter. Für den 11 jährigen Walter, mit der Mutter aus Schlesien vertrieben, ist es eine Zeit des Wandels, der Entdeckungen. Einfallsreichtum und Erfindungsgabe gehören zum Alltag.

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