Georges Ettlin

Das Klopftelefon


Ich hatte einmal ein altes Auto welches sich durch Klopfen bemerkbar machte und mit diesen
klopftelefonischen Zeichen mein autofahrerisches Verhalten zu steuern versuchte.Diese
Vorgehensweise meines Autos war sehr wirkungsvoll, auch wenn das einseitige Gespräch
recht einsilbig war.
Als Knabe war ich einst im Jahre 1956 wegen eines Sportunfalls lange Zeit rücklings aufs Spitalbett gefesselt
und ich verband mich bald mit Klopfzeichen mit erwachsenen, unbekannten Patienten einer anderen Abteilung, bis
die spanische Reinemachefrau nach Wochen die gute Idee hatte, mir Bücher aus der Bibliothek ans Bett zu bringen.
Nachdem ich die Kinderbücher alle durchgelesen hatte, brachte sie mir heimlich und verbotenerweise Bücher
aus der Erwachsenenbibliothek des Spitals, die ich im Tag-Nachtrhythmus schnellstens gelesen hatte.
Die etwas jüngeren fünf Kinder im Krankenzimmer unterhielt ich auf Bitten der Kinder mit Erzählungen bezügich
dem Inhalt der Bücher, womit ich diese vom Hospitalismus, dem Hin- und Herschaukeln im Bett und vom öffentlichen Spielen
mit dem eigenen Genital befreite. Ein Buch von Dumas (der Graf von Montechristo) war mit einer altertümlichen Druckschrift ausgestattet
und die Eltern eines der Kinder wurden durch den Bericht eines jüdischen Kindes am benachbarten Spitalbett darauf hingewiesen,
dass ich ihm die Dumas-Geschichte erzählenderweise zu Gemüte führte.
Gerettet hätte ich ihn auch vom Gruppendruck der bäuerlichen Kinder, die sich aus Langeweile täglich ihre harmlosen Schnäbelchen zeigten,
denn er selber wollte das nicht, weil er als Beschnittener optisch aus der Reihe fiel und sich wegen der Beschneidung schämte.
Diese Geschichte beeindruckte die anonymen Eltern, deren Identität der Knabe nie verriet, mich bei einem
mir unbekannten Internat anzumelden,
als Tutor für den eigenen Knaben, der sich vor dem Internat fürchtete. Aber das war wieder eine andere Geschichte.
Klopfzeichen haben mein späteres Leben dann nur noch selten begleitet, ich war nie mehr alleine, später kaufte ich nur noch neue Autos,
die fast geräuschlos- leise fuhren.
Klopfzeichen von Nachbarinnen, die mir anzeigen sollten, wann die Luft rein war, habe ich nie erlebt und Klopfzeichen meinerseits
auf den Kniescheiben von schönen Frauen wurden mir verboten, weil das plötzlich als sexueller
Uebergriff bezeichnet wurde, das war mir dann nur im Ramen einer baldigen Eheschliessung dann wieder mit der eigenen Frau möglich.

***

c/G.E.

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