Marlene Remen

DAS HAUS AM MEER VI

Nach der Verabschiedung von Maitre Girault und Abbe Pierre,
machte sich Jorge sogleich an die ihm aufgetragenen Arbeiten.
Dies fiel ihm sichtlich schwer und auch was ihm von Maitre Girault
erzählt worden war, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.
Er betrachtete die einzelnen Grabstätten und sah die Namen und
Jahreszeiten der Verstorbenen. Alle Gräber waren mit einer Platte
aus hellem Marmor abgedeckt , das Letze war ein kleines Grab,
mit schöner Goldschrift verziert und Jorge stand ganz versunken davor.
"Isabella de Richard war darauf zu lesen und ihr Geburts und Todesjahr,
sie wurde nur vier Jahre alt.

Jorge konnte sich der Tränen nicht erwehren und schrak zusammen,
als ihn Jemand über seinen Arm strich.  "Komm mit hinein ins Haus,
Madame möchte dich sprechen." Nach einem letzten Blick
auf das kleine Grab verschloß Jorge die Tür und sie gingen  ins Haus.
Madame empfing ihn mit einem kleinen Lächeln und bedankte sich für
den wundervollen Strauss Rosen, sie habe sich sehr darüber gefreut.
Dies war auch mit eines ihrer Anliegen an Jorge, sie fragte ihn, ob er auch
weiterhin bereit wäre, für den Garten und die Pflanzen zu sorgen, nach
ihrem letzten Tag.  Dies versprach er ihr sehr gerne und versicherte ihr,
dies mit größter Sorgfalt zu tun, ebenso sich um die Vögel und die Pflege des
Gartens zu kümmern.

Mit einem dankbaren Lächeln sah Madame ihn an, aber er sah auch, wie
erschöpft sie war und verabschiedete sich. Ginette holte ihn in die Küche
und sie tranken einen Kaffee und aßen selbstgebackenen Kuchen dazu.
Am späten Nachmittag kam der Arzt von Madame ins Haus, aber er machte
den Beiden keine Hoffnung auf eine Verbesserung von Madams Zustand.
"Ihr Herz ist sehr schwach, vielleicht hält es noch zwei, drei Tage durch,
doch sie hat keine Schmerzen, sie ist nur sehr müde. Gönnt ihr soviel Ruhe,
wie möglich !" Das versprachen sie ihm , doch ihre Herzen waren voller
Traurigkeit. Am Abend des dritten Tages schloß Madame für immer ihre Augen
und Ginette wußte sich vor Kummer nicht mehr zu beruhigen.

Maitre Girault hatte die Aushebung des Grabes und die Ausschmückung veranlaßt,
mit einer Nichte von ihr kleidete Ginette Madame in das schönste Kleid, welches
sie so gerne getragen hatte. Abbe Pierre segnete den Leichnam und er wurde in einen
Sarg gebettet und zur Familiengruft gebracht. Ihre Grabstätte würde neben ihrer
kleinen Isabella sein, so wie sie es gewünscht hatte. Ein paar Dorfbewohner waren
zur Beisetzung gekommen, die Gruft hatte Jorge mit den schönsten Rosen ausgeschmückt.
Eine kleine Totenmesse hielt Abbe Pierre ab und die Beisetzung war vorüber.
Die Marmorplatte, die das Grab verschloß, würde in ein paar Tagen geliefert werden.
Die Trauergäste gingen nach Hause und Jorge schloß die Tür zur Gruft sorgfältig ab.

Mit Ginette ging er ins Haus, wo sie ihm einen Brief von Madame übergab, er sollte
ihn nach ihrer Beisetzung lesen. Mit Tränen in den Augen sagte Ginette zu ihm :
"Hast du ihr wundervolles Lächeln gesehen, sie ist bei denen, die sie geliebt hat in
ihrem Leben, angekommen. Und ihre Sehnsucht hat sich erfüllt, für alle Ewigkeit."
Jorge nahm den Brief mit ins Gartenhäuschen um ihn in Ruhe zu lesen.
"Lieber Jorge, stand dort, niemals habe ich es bereut, dich hier bei mir zu haben,
du bist ein guter Mensch. Dafür danke ich dir und habe eine letzte Bitte an dich.
Die Aussenbeleuchtung der Treppe zum Haus, sie darf niemals erlöschen, sie soll
auch die Seele nach Hause führen, die so schmerzlich vermißt wurde, in all den Jahren.
Willst du mir das versprechen ?  Dann wird meine Sehnsucht für immer gestillt sein
und meine Seele ihren Frieden finden.

"Ja, Madame, das verspreche ich Ihnen und werde es halten, solange ich lebe !"



ENDE

 

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