Nun, es kam der Montag. Es war der Montag, an dem ich einige Dinge regeln wollte. Unter anderem wollte ich mich nach der Permanencia erkundigen. Alles war überlegt. Auf ging`s.
Ich lief ca. 3 km Richtung Ponta Negra, Richtung Einkaufszentrum. Aus Erinnerung wußte ich, daß da eine Polizeistation war, und dachte an Policia Federal.
Ich kam dort an, wartete einige Zeit, und stellte einem Herrn des Hauses mein Anliegen vor. Dieser reagierte sofort, und lief zu seinem Chef. Beide redeten kurz miteinander, und der Chef kam grüßend auf mich zu. Er ließ sich meine Situation schildern, mehr in Englisch als in seiner Landessprache, und fragte, ob ich mit dem Auto oder Bus gekommen sei, und ferner, wo ich denn wohnen würde. Ich antwortete, und dachte: "Ist wohl wichtig. Aber geschenkt!" Alles gut.
Kurzum, er stellte sich mit „Marcello“ vor, und ich mich mit meinem Vornamen. Das ist üblich, hier im Land, sich mit Vornamen anzusprechen.
Er rief im Nu seinen Mitarbeiter zurück, und redete was, was zu schnell für mein Verständnis war. "Um 1:30 Uhr", sagte er zu mir, soll ich wieder da sein. Ich dachte: „Super!“ Alle Papiere hatte ich dabei, und freute mich insgeheim, daß alles recht schnell gehen wird.
Nun ich hatte 1 1/2 Stunden auszufüllen, was mir in dem Shoppingcenter nicht schwer fallen würde, um die Zeit angenehm zu vertrödeln.
1:30 Uhr. Ich öffne zurück ankommend die Tür, und sah den Mitarbeiter von zuvor, direkt in die Augen. Dieser stand auf, lächelte mich kurz an, ging in den Nachbarraum, rief seinen Kollegen, und bat mich ihm zu folgen. Ich dachte: "Nanu, was folgt denn jetzt?"
Er eilte schnellen Schrittes vor mir her, und stoppte vor einem Polizei- Auto. Er wies mich an hinten einzusteigen. Sein Kollege nahm vorne auf dem Beifahrersitz Platz. "Nanu, was kommt denn jetzt?", dachte ich. "Laß Dich überraschen", sagte meine innere Stimme.
Wir heizten durch die vollen Straßen, hüpften von einer Straßenspur zur anderen. Ich war natürlich sehr amüsiert, und konnte mein Lachen kaum verkneifen. Ich fand das Ganze schon irgendwie cool, fast unglaublich. Autos hielten sich zum Teil respektvoll zurück, ließen uns die Vorfahrt, andere bremsten uns aus. Ich dachte blitzschnell an korrupte Beamten. Ich hielt mich, entsprechend dem Fahrstil, irgendwo am Fordersitz fest. "Was wird das? Hier geht es zum Hafen! Wollen die mich entführen? Geht`s auf ein Schiff, Richtung irgendwohin?" ...
Ich spürte allmählich aufkommende Angespanntheit, aber irgendwie immer noch Abenteuerlust. „Das gibt was zum Schreiben! Selbst- Erlebtes ist immer das Beste. ...“
20 Minuten waren mittlerweile vorbei. Die Männer unterhielten sich angeregt, und ich empfing nur Bruchteile, die ich nicht zusammenreimen konnte. Ich wollte doch nur die Permanencia beantragen und mehr nicht. ...
Unsere und andere Kinder hätten riesen Spaß gehabt, mit dem Polizei- Auto durch die Stadt zu sausen.
Wir kamen dem Hafen- Gelände immer näher. Auf einmal bog das Auto spontan rechts ab, und ich dachte an den Umschlagplatz für Frauen, und sah sie vor mir, sah ihre verängstigten Gesichter. Nein, das war`s nicht. Zum Glück!
Der Beifahrermann zeigte auf ein riesiges Gebäude mit der Aufschrifft "Polícia Federal", auf der linken Straßenseite. Erst jetzt verstand ich meine Situation.
"Mein Gott, was hab ich für einen Quatsch in meinem Kopf, genährt von vielen Jahren, und diversen Informationen zuvor."
Der Fahrer hielt an. Ich zuckte meine Geldbörse. Beide Männer winkten ab. Ich wollte mich aber erkenntlich zeigen. Mir fiel mein eingepackter hl. Franziskus, aus Holz geschnitzt, den ich zuvor in der Mall gekauft hatte, ein, und hielt ihn dem Fahrer entgegen. Doch er winkte erneut ab, und ich sagte dann: „For your wife.“ Das war auch nix. „Para Esposa.“
Er erwiderte: „Sim, obrigado“, und nickte mir freundlich zu. Der andere Herr meine: „That is service the Policia in Natal.“
Mit einem freudigen „Obrigada“, verließ ich das Polizei- Auto.
Anna Elisabeth Hahne
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.07.2019. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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