Klaus-D. Heid

Beinahe Kuba

Der alte Volvo 240 parkte direkt vor unserer Haustür.

Während der Fahrer den Motor laufen ließ, beobachtete ich zwei Männer, die den Wagen eilig verließen. Beide trugen lange schwarze Mäntel und irgendwie ahnte ich, dass dies kein ganz normaler Besuch werden würde. Um vier Uhr morgens kam kaum jemand zu mir, um mir eine Lebensversicherung anzubieten oder um mich von den Vorzügen einer Glaubensrichtung zu überzeugen...

Ich kannte die Männer nicht. Ich hatte auch nicht das geringste Interesse daran, Männer in langen schwarzen Mänteln kennen zu lernen, die so aussahen, als würden sie junge Frauen wie mich zum Frühstück verspeisen.

Normalerweise schlafe ich zu dieser frühen Stunde noch tief und fest. Wenn mich nicht der fürchterliche Nachdurst von der gestrigen Party in die Küche gerieben hätte, wäre ich also jetzt noch für ein paar herrliche Stunden im Land der Träume.

Was sollte ich tun, wenn diese Django-Verschnitte bei mir klingelten? Aufmachen? Mich mucksmäuschenstill verhalten, bis sie wieder von dannen zogen? Sollte ich einfach so tun, als gäbe es mich gar nicht? Und wenn sie dann gegen die Tür hämmerten oder sie sogar eintraten? Wie konnte ich mich dann schützen? Zwei baumlange finstere Kerle gegen eine zierliche einundzwanzigjährige Frau, die unter einem gewaltigen Kater litt? Vielleicht sollte ich mich verstecken? Ich könnte unters Bett kriechen. Suchen Killer nicht zuerst unterm Bett nach Opfern? Der Schlafzimmerschrank? Schlafzimmerschränke sind die absolute Nummer zwei in der Suchliste brutaler Killer! Was war mit dem Keller?

Ich hatte keinen Keller. Außerdem war es für ein Versteckspiel zu spät. Es klingelte an meiner Haustür. Einmal. Noch einmal. Ein drittes Mal.

Vier Uhr morgens. Kein normaler Mensch holt wildfremde Leute um vier Uhr morgens aus dem Bett. So etwas tut man einfach nicht! Und wenn man es doch tat, führte man nichts Gutes im Schilde.

Es klingelte zum vierten Mal.

Es konnte mir niemand verdenken, wenn ich jetzt die Polizei anrief. Schließlich hatte ich als alleinstehende Frau, die in einem einsamen Haus wohnte, besonderen Schutz verdient. Ich würde die Polizei einfach bitten, einen Streifenwagen vorbeizuschicken, damit ich mich wieder sicher fühlen konnte. Eine freundliche Stimme am anderen Ende der Leitung gab mir dann bestimmt zu verstehen, dass es nicht die Aufgabe der Polizei war, verängstigten Angsthäsinnen Gute-Nacht-Liedchen zu singen.

Mist! Und nun?

„Stell Dich nicht so lächerlich blöd an, Katharina! Mach einfach die Tür auf – und sag diesen Spinnern, dass sie sich gefälligst zum Teufel scheren sollten!“

Vielleicht schaffte ich es sogar noch, das Wort ‚Teufel’ auszusprechen, bevor sie mich mit langen Messern von oben bis unten aufschlitzten?

Beim fünften Klingeln sollte man entweder wissen, dass man nicht öffnet, oder man sollte mit dem Mut der Verzweifelung die verdammte Haustür aufreißen, um sich Klarheit zu verschaffen. Ich entschied mich für Klarheit. Was den Mut anging, würde er vielleicht etwas später dazukommen. Nachdem ich mich bemühte, grimmig und entschlossen auszusehen, öffnete ich also schwungvoll die Haustür und sah meinem kommenden Ende mit zittrigen Knien entgegen.

„Frau Katharina Grollmann?“

Ich nickte. Garantiert sah ich nicht wie eine zweite Lara Croft aus. Das, was den beiden Kerlen gegenüberstand, glich eher einer zerknitterten Inge Meysel im Morgenrock.

„Ja, das bin ich. Und was wollen Sie von mir?“

Meine Stimme sollte Bestimmtheit und eine leichte Aggressivität ausdrücken.

Eigentlich glichen sich die beiden Burschen wie ein Ei dem anderen gleicht. Der einzige Unterschied, der mir auffiel, war, dass der Typ, der links stand, eine hässliche Narbe im Gesicht trug. Der Typ mit der Narbe war es auch, der das Gespräch mit mir führte.

„Mein Name ist... Müller. Mein Kollege hier neben mir heißt... Schmidt. Wir kommen vom CSS. Hier sind unsere Ausweise, Frau Grollmann.“

Er hielt mir zwei Ausweise vor die Nase, ohne sie mir in die Hand zu drücken. Offenbar hatte er Angst, dass ich sie ihm wegnehmen könnte. Blödsinn! Und was sollte das sein? CSS? Kannte ich nicht. Irgendeine Art von Geheimpolizei? Was hatte ich mit Geheimpolizei am Hut? Niemand führt ein harmloseres Leben, als ich es tat. Angesehen von ein paar markigen Sprüchen, die ich gestern leicht angesäuselt von mir gegeben habe, bin ich unauffällig wie ein Chamäleon.

Obwohl meine Kontaktlinsen noch auf dem Badezimmerschränkchen lagen, konnte ich ganz gut erkennen, was auf den Ausweisen stand. Abgesehen davon, dass das Narbengesicht die Ausweise so hielt, dass ich die Namen der Beiden nicht lesen konnte, stand da:

CSS. Central Special Services.
Die Träger dieses Ausweises sind berechtigt, in vollem Unfang polizeiliche Ermittlungen durchzuführen. Den Anweisungen der Ausweisinhaber ist unbedingt Folge zu leisten.

„Ich verstehe nicht ganz...“

„Sie müssen uns begleiten, Frau Grollmann. Jetzt. Sofort. Bitte ziehen Sie sich nur etwas anderes an und kommen Sie dann mit uns. Unterwegs werden wir Sie über unser Fahrtziel unterrichten.“

Das ist alles nicht wahr! Das gibt’s nicht. Das kann nicht sein. Ich hatte noch nie etwas von einem ‚CSS’ gehört. Ich konnte doch unmöglich zu drei wildfremden Kerlen ins Auto steigen, weil die mir einen popeligen Ausweis unter die Nase hielten? So leicht ließ ich mich jedenfalls nicht entführen, ermorden und vielleicht sogar zerstückelt im Wald vergraben! So leicht nicht!

„Das geht so nicht, meine Herren. Erstens kenne ich diesen Verein nicht, dem Sie angehören; und zweitens verlange ich eine Erklärung, weshalb Sie mich bitten, mitzukommen!“

Diesmal antwortete der narbenlose Zwilling.

„Das war keine Bitte, Frau Grollmann. Haben Sie nicht gelesen, was auf unseren Ausweisen steht? Wenn Ihnen das noch nicht reicht, können sie gerne beim Bundeskriminalamt nachfragen, ob man dort etwas über den CSS weiß. Rufen sie ruhig an, Frau Grollmann. Na los! Rufen sie schon an.“

„Sie haben wohl nicht zufällig die Nummer von diesem Amt, wie?“

„Nein.“

„Und Sie wollen mir nicht sagen, wohin Sie mit mir fahren wollen?“

„Ja.“

„Ja?“

„Ja. Ich will es Ihnen nicht sagen. Noch nicht. Erst unterwegs.“

Etwas in seiner Stimme sagte mir, dass er es verdammt ernst meinte. Dieses Etwas sagte mir auch, dass ich garantiert keine Chance haben würde, mein Telefon lebend zu erreichen. Welche Alternativen hatte ich blöde Kuh also noch, nachdem ich die Tür nun mal geöffnet hatte?

„Warten Sie hier. Ich ziehe mich nur schnell um, ja? Zehn Minuten höchstens. Ich beeile mich auch.“

„Kein Problem, Frau Grollmann...“ sagte Narbengesicht. „...mein Partner wird Sie begleiten. Wir möchten doch vermeiden, dass Ihnen irgendetwas zustößt, nicht wahr?“

„Was wollen Sie? Mich begleiten? Ich ziehe mich immer im Schlafzimmer um! Sie werden gefälligst hier warten, bis ich fertig bin, verstanden?“

„Nein. Er begleitet Sie. Gehen Sie. Jetzt!“

Lara Croft hätte schon längst ein paar Handkantenschläge oder Fußtritte verteilt. Zumindest hätte sie diese beiden seltsamen Figuren keinesfalls so frech werden lassen.

Der schwarze Mantel mit dem Gesicht ohne Narbe trat einen Schritt vor und befand sich nun in meinem Haus. Er schob mich sanft aber zwingend vor sich her.

„Sie haben acht Minuten. Nicht länger. Die Tür bleibt offen. Beeilen Sie sich. Die Zeit läuft!“

Mistkerl. Aber zumindest hatte er nicht vor, mir beim Aus- und Anziehen zuzusehen. Oder wartete er nur darauf, dass ich splitternackt war, um dann wie ein Berserker über mich herzufallen? Unwahrscheinlich. Das Gesicht von ihm war dermaßen gleichgültig und unbeteiligt, dass ihn wohl auch keine nackte Katharina Grollmann aus der Fassung bringen konnte. Solange er sich also dezent zurückhielt, konnte ich mir sicher sein, dass ich zumindest lebend das Haus verlassen würde!

„Die acht Minuten sind um. Sind Sie fertig?“

„Gleich. Eine Sekunde noch, bitte.“

„Die Sekunde ist auch um. Wir müssen los. Sofort!“

„Ich komm ja schon! Versetzen sie sich mal in meine Lage, Sie ungehobelter Kerl! Es ist früh am Morgen. Normalerweise schlafe ich jetzt noch. Also machen Sie hier kein Theater, wenn Sie etwas warten müssen...!“

Als ich aus dem Schlafzimmer herauskam, sah der Typ kein bisschen ungeduldig aus. Eigentlich sah er überhaupt nicht aus. Keine Mimik, kein Lächeln, kein Leben in seinen Augen.

„Kommen Sie. Schnell!“

Und dann geleitete er mich aus dem Haus. Sein Partner wartete noch immer vor der Tür und es würde mich gar nicht wundern, wenn auch auf der Rückseite meines Hauses ein paar Wachhunde postiert waren, um meine Flucht zu verhindern.

Nachdem man mich mit leichtem Druck auf die hintere Sitzbank des Volvo geschoben hatte, sah ich im Rückspiegel das Gesicht des Dritten. Erstaunlich. Ich hatte es tatsächlich nicht mit Zwillingen, sondern mit Drillingen zu tun. Wenn alle Typen dieses CSS so aussahen, wie diese drei hier, dann waren sie entweder allesamt geklont worden – oder eine arme Mutter hatte eine überaus schwere Geburt hinter sich gebracht!

Der Wagen fuhr an.

„So. Ich sitze in Ihrem Auto. Jetzt verlange ich, dass Sie mich aufklären, wo’s hingeht!“

Keine Reaktion. Keine Antwort.

„Haben Sie mich nicht verstanden? Wenn ich keine Antwort bekomme, möchte ich auf der Stelle aussteigen!“

Tiefes, deutlich hörbares Schweigen. Die dachten gar nicht daran, mir zu antworten.

„Bitte gedulden Sie sich noch. Sobald wir den Flugplatz erreicht haben, werden sie umfassend informiert, Frau Grollmann.“

Was? Flugplatz? Was lief hier ab? Was hatten die mit mir vor? Sollte ich jetzt nach Saudi-Arabien entführt werden? War es mein Schicksal, die nächsten Jahre in einem Harem zu verbringen? Vielleicht wollte man mich auch mitten über dem Atlantik in die Tiefe werfen, weil ich gestern bei der Party irgendeinem Idioten mit viel Geld auf den Schlips getreten war?

Es war der dritte Drilling, der zu mir gesprochen hatte. Der Fahrer. Seine Stimme war etwas freundlicher, als die seiner frostigen Partner. Anscheinend hatte er auch etwas mehr zu sagen, als seine Lakaien. Vielleicht schadete es nichts, wenn ich bei ihm einen weiteren Versuch unternahm, Antworten zu bekommen. Bis zum Flugplatz dauerte es allerhöchstens noch zwanzig Minuten. Es wurde also Zeit, dass ich Fragen stellte, um nicht ganz doof sterben zu müssen.

„Verstehen Sie mich doch bitte! Ich habe Angst! Schreckliche Angst. Wenn Sie mich umbringen oder entführen wollen, sollten Sie es mir zumindest sagen. Ändert ja eh nichts daran, oder? Ich finde, dass ich als Opfer ein Recht auf Antworten habe. Na los! Sagen sie doch irgendetwas!“

„Es tut mir wirklich leid, aber ich darf es nicht. Sie können allerdings sicher sein, dass Sie nicht entführt werden. Jedenfalls nicht richtig. Und wir haben auch nicht vor, Sie umzubringen. Das verspreche ich ihnen. Reicht Ihnen das als vorübergehende antwort, Frau Grollmann?“

Uff! Wenn er die Wahrheit gesagt hatte, sind soeben tausend Tonnen Geröll von meiner Brust gerutscht! Ich wurde also nicht entführt. Und was war das, was man gerade mit mir machte? Was das etwa keine Entführung, hm? Ermordet sollte ich auch nicht werden. Immerhin. In meinem Alter sollte man auch nur ermordet werden, wenn man als Luder in Talkshows sein Geld verdiente. Ich hingegen war eine brave biedere Germanistik-Studentin, die zufällig ganz wohlhabende Eltern hatte. Wie sonst wäre ich wohl in der Lage, von meinem bisschen BaföG ein zweihundert Quadratmeter-Haus zu finanzieren?

„Es muss ja wohl als Antwort reichen. Ich will ja nicht, dass meine Fragen Sie noch umstimmen und Sie mich doch noch abmurksen...!“

Sah ich da etwa den Ansatz eines Lächelns auf den Lippen des Fahrers?

Bis zum Flugplatz schwiegen wir vier uns gegenseitig an. Natürlich gab’s keine Musik im Volvo. Musik hätte auch die sehr absurde Situation zerstört, in der wir uns befanden.

Der Wagen hielt frech vor dem Haupteingang des Abflugterminals.

„Bitte steigen sie aus, Frau Grollmann. Das Flugzeug wartet bereits.“

Ich würde also tatsächlich fliegen müssen. Verdammt! Wahnsinn! Und wohin? Außer meiner Jeans, die ich anhatte und dem dicken Norweger-Pullover, trug ich nichts am Leib und hatte natürlich auch nichts bei mir. Für Saudi-Arabien war ich also total falsch angezogen und außerdem hatte ich vergessen, mir die Zähne zu putzen...

„...Sie sagen mir nicht, wohin...?“

„Nein.“

„Na gut - oder besser: na schlecht! Dann lassen sie uns mal losgehen, damit ich endlich erfahre, in welchen Höllenschlund Sie mich werfen werden.“

In Begleitung meiner Schwarzmäntel schritten wir durch die Abflughalle. Plötzlich fiel mir ein, dass ich keinerlei Ausweispapiere bei mir hatte. Ich konnte gar nicht abfliegen! Spätestens am Schalter würde man mich grinsend bitten, den Rückzug anzutreten. Folglich war ich gerettet! Bingo! Dumm gelaufen, meine sehr verehrten Herren vom CSS, was auch immer das sein mag!

„Wir werden bereits am Flieger erwartet. Es gibt keinerlei Grund für Sie, nervös zu werden. An den Kontrollen ist man informiert, dass wir kommen. Ich sage das nur, falls Sie daran dachten, dass es ohne Papiere Probleme geben könnte...!“

Na Bravo! Über ein gewisses Maß an Sarkasmus verfügte mein dritter Drilling also auch. Wenn’s also sein muss, werde ich nun Richtung Irgendwo nach Nirgendwo fliegen. Man soll mir ja nicht nachsagen, dass ich keinerlei Sinn für Abenteuer habe!

Tatsächlich ließ man uns ungehindert aufs Rollfeld marschieren. Wirklich erstaunlich. Ein wenig hatte ich dass Gefühl, dass ich so was wie ein berühmter Popstar sein musste. Anders ließ sich unser Auftritt kaum erklären. Hatte ich nicht mitbekommen, wie ich über Nacht zum Star geworden bin? Hatte ich’s verschlafen? War mein wirklicher Name Jennifer Lopez? Unmöglich! Mein Hintern war viel erotischer als Jennifers Po. Außerdem – ein unauffälliger Blick auf meine Hände bewies es – war ich so weiß wie Schnee. Keine dunkle Hautfarbe. Ich war also nicht Jenny...

Langsam kam die Sonne durch und der Tag sagte ‚Hallo’ zu diesem Teil der Welt. Rechts von mir stolzierte Narbengesicht, links hielt sich das Gesicht ohne Narbe – und vor uns schritt der freundlichere von den Dreien übers Rollfeld.

„Ist es noch weit?“ fragte ich schweratmend, weil die Jungs ein ordentliches Tempo vorlegten.

„Wir sind gleich da, Frau Grollmann. Gleich. Noch ein paar Schritte.“

Aber da war kein Flieger. Jedenfalls sah ich kein Flugzeug, wie ich es erwartet hatte. Wir liefen direkt auf eine unheimlich schicke kleine Maschine zu, die man – glaube ich – Lear-Jet nennt. Sollte ich etwa in so einem Ding fliegen? Ich? Ich, Katharina Grollmann?

„Was denn. Das kleine süße Fliegerchen ist es? Wem gehört die Kiste? Dem Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate? Einem Ölscheich? Unserem Verteidigungsminister?“

„So ähnlich, Frau Grollmann. So ähnlich. Wenn ich Sie nun bitten dürfte, diese Augenbinde umzulegen? Nur zu Ihrer eigenen Sicherheit. Sie verstehen? Sie sollen nichts sehen, was uns hinterher zwingt, Sie doch noch...“

„...umzubringen? Meinen Sie das?“

„Legen Sie sie einfach um, ja? Es geschieht schon nichts Schlimmes!“

Artig ließ ich mir die Augenbinde umlegen. Was soll’s. War eh alles gelaufen!

Ungefähr zwei Minuten geschah nichts. Gar nichts. Überhaupt nichts. Ich wurde furchtbar nervös. Würde man mich jetzt bewusstlos schlagen? Wohl kaum. Mit Augenbinde war ich dann ja praktisch doppelt blind.

Was dann geschah, erlebt ein Mensch wohl nur ein einziges mal im Leben. Wenn überhaupt. Auf jeden Fall tönte plötzlich mit irrem Sound Joe Cockers Raspelstimme in meine Ohren. Ich hörte außerdem stimmen. Hunderte Stimmen. Man lachte. Irgendwie kam mir eine dieser Stimmen bekannt vor.

„Hallo, Katie. Happy Birthday, Kleines!”

Paps? Das war die Stimme meines Vaters. Oder? Ich riss mir kurzentschlossen die Binde vom Kopf und starrte ungläubig...

...in das pausbäckige Gesicht meines Vaters. Mam war auch da. Und Paul, mein bester Freund. Ines, meine allerbeste Freundin – und überhaupt alle, die ich kannte! Wahnsinn. Irre! Sogar die drei Mantelträger hatten ihre Mäntel ausgezogen und grinsten mich breit an.

„Na? Böse? Möchten Sie wissen, was CSS wirklich heißt?“

Es war Narbengesicht, der sich mit der linken Hand die Narbe vom Gesicht wischte, während er mir mit der rechten Hand eine Karte reichte. Ich las:

CSS. Ihr Centraler Spaß Service, wenn Sie die ungewöhnlichen Überraschungen suchen. Bitte wenden sie sich vertrauensvoll an...

Ich hatte Geburtstag. So wie immer hatte ich ihn vergessen. Eigentlich lege ich keinen Wert auf Geburtstagsfeiern. Aber so wie’s aussah, würde ich wohl dieses Mal eine Ausnahme machen. Mit Paul und Ines zusammen, sollte ich also nach Kuba fliegen. Drei Wochen.

Mein Paps. Immer für eine Überraschung gut.

Aber nicht nur Paps...

Unter den Gästen hatten sich drei Gestalten versteckt, von denen ich erst dachte, dass sie ebenfalls zum CSS gehörten. War leider nicht der Fall. Wahrscheinlich war es Zufall, dass sie auch lange schwarze Mäntel trugen. Vielleicht war es aber auch Berechnung, denn plötzlich holten sie überaus gefährlich aussehende Maschinenpistolen unter ihren Mänteln hervor.

„Verhalten Sie sich alle ruhig! Das ist eine politisch motivierte Entführung. Wenn Sie uns keinen Ärger machen, geschieht Ihnen auch nichts...!“

Es ging also nicht nach Kuba. Es ging nach Saudi-Arabien. Hatte ich’s nicht irgendwie geahnt...?

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.11.2001. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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