Jürgen Malodisdach

P wie Pflaumenkuchen

P – wie Pflaumenkuchen

 

Wer kennt ihn nicht, diesen wunderbaren Schmankerl zum Kaffee oder zwischendurch oder wann auch immer. Aber so ganz einfach ist er nun auch wieder nicht, ihn irgendwie unterwegs bei einem Bäcker, auf einem Markt oder sonst wo zu ergattern.

Denn Erstens gibt es leider nur noch wenige private Bäcker mit eigenem Geschäft,

Zweitens, Bäcker, die Pflaumenkuchen mit Hefeteigboden backen und

Drittens ist es noch lange nicht gesagt, das Pflaumenkuchen gleich Pflaumenkuchen ist.

Und dann ist der Begriff Pflaumenkuchen in sehr unterschiedlichen Ausfertigungen zu betrachten. Das beginnt schon mit der Auswahl des Obstes, also der Pflaumen.

Lassen wir einmal die verschiedenen Namen für dieses, vor allem herbstliche Steinobst, bei Seite. Meine Erfahrungen und Kenntnisse als geborener Spreewälder, hängen oder hingen einst, Kuchen taugliche Pflaumen etwa zwischen Ende August bis Anfang Oktober an den Bäumen.

Man fand sie, jedenfalls in meiner Jugendzeit , in großer Anzahl an den Landstraßen und Wegen, natürlich auch auf den Höfen und Feldern im Spreewald.

Sie waren von leicht ovaler Form, bläulich, etwa so groß wie heute die M – Eier , wie man sie leider in dieser Größe oft in den Geschäften angeboten bekommt.

Schmeckten wunderbar süß, nicht zu weich und nicht zu fest. Wenn man sie zwischen Daumen und einem Finger von den Enden her drückte, konnte man so eine Pflaume öffnen, den Stein entfernen und einfach im Mund schluckfertig bearbeiten und dann ab zur Weiterverarbeitung ins Körperinnere transportieren lassen.

Macht man das hintereinander in größerer Menge, konnten Menschen mit Verdauungsproblemen schon dieselben bekommen. Ist mir und vielen bekannten Genießern dieser Früchte, so etwas nicht passiert.

Ein wunderbares Obst, wie so viele Früchte aus unserem Land , die heute nicht mehr in der Gunst der Verbraucher stehen.

Nichts gegen Orangen und Feigen und Aprikosen oder die vielen im Angebot stehenden Früchte des Südens aber nichts geht über eine frisch geerntete herbstliche Pflaume . Denn nur die bringt die Grundlage für diesen unnachahmlichen Kuchen.

Aber Abstriche muß man schon noch machen. Wer wählen kann zwischen den Früchten der alten Baumbestände und den neueren Züchtungen, wird einen großen Unterschied in allen Fragen des Geschmacks feststellen.

Wie auch bei vielen unserer Obstsorten wie Äpfel, Birnen, Kirschen und natürlich auch der Pflaumen wurden bei den neuen Züchtungen die äußeren Merkmale geschönt und die Geschmäcker ausradiert.

Noch schlimmer ist der Unterschied bei ausländischen Apfel-oder Birnensorten. Naja , jeder kann das für sich beurteilen. Ich lob mir jedenfalls unsere alten einheimischen Früchtesorten.

Zum richtig guten Pflaumenkuchen nehmen wir die frisch gepflückten, pardon, geschüttelten Pflaumen. , die fest und süß und somit den vollen arteigenen Geschmack haben.

Beim Einkauf im Supermarkt fiel mir erstmals das Angebot so einer Packung mit derartigen Früchten auf. Und sofort war der Appetit auf o. g. Produkt da. Also kaufen. Zu Hause dann die erste Kostprobe. Na gut sagte ich mir. Es geht so leidlich. Muß ich etwas nachhelfen mit Zucker und Gewürzen. Guter Geschmack nach Pflaumenart ist noch etwas anderes. Aber was tut man nicht alles um seinem Körper einmal etwas Gutes und Anderes anzubieten.

Nun zuerst den Teig ansetzen. Natürlich einen Hefeteig. Der ist als Unterlage für dieses Obst die richtige Wahl.

Wer statt des Hefeteiges irgend ein Ersatzteig , ich sage dazu Pulverteig, mixt und ein paar Pflaumenteilchen zur Tarnung da hinein drückt, ist ein übler Frevler in den Augen eines echten Pflaumenkuchenfans.

Man nehme also, ganz nach den Rezeptvorschlägen, die einzelnen Ingredenzien, mische sie gut und knete sie noch besser. Dann sollte der Teig ruhen. Nicht ausruhen sondern gehen muß er. In der Schüssel immer hoch und höher, gut zugedeckt und warm.

In der Zwischenzeit werden die Pflaumen bearbeitet. Ein paar Äpfel als zusätzlichen Teilbelag auf dem Blech, schälen und aufschneiden. Dann noch den Streusel herstellen. Nicht zu wenig, denn ein Teil wird schon vorher genascht. Ach ist das lecker.

Bin eigentlich kein Bäcker. Mache hier alles nach Rezept, mit Abänderungen nach eigenen Ansichten.

Beim Kochen und Braten und allem was so dazu gehört, habe ich kaum Probleme.

Beim Backen ist das schon anders, da bin ich nicht immer sicher, was so notwendig ist. Was kann, was muß und vor allem wie lange. Naja, jeder hat sein Hobby.

Und dann war der Teig fertig, dachte ich. War aber nicht so richtig begeistert. Er hätte noch mehr gehen können. Also habe ich ihm nochmal etwas Zeit gegeben. Hat aber auch nicht so richtig genutzt.

Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Ich war immer noch nicht begeistert von der Gangfähigkeit meines Pflaumenkuchenteiges. woran es wohl gelegen haben kann. Ich schiebe alles auf die Hefe. Frische hatte ich nicht zur Hand. Wer hat auch immer welche im Kühlschrank. Also dachte ich, daß es auch Trockenhefe richten muß, dachte ich.

Der Teig dachte sich was anderes. Na egal, jetzt machen wir weiter. Mal sehen , was daraus wird. Teig ausrollen und erst mit den Pflaumen, das letzte Stück mit den Apfelscheiben-oder spalten belegen.

Die bekommen noch Sultaninen als Zugabe. Auf das Alles eine ordentliche Schicht Streusel und Gewürze nach eigenem Geschmack und ab in den Ofen.

Das Blech mit dem Kuchen natürlich, wir sind doch hier nicht bei Hänsel und Gretel und richtige Hexen gibt es ja schon lange nicht mehr.

Das Ergebnis nach eingehaltener Backzeit sah super aus. Nochmal mit Butter und etwas Zucker garnieren. Schmeckte auch so. Mußte mich sehr beherrschen beim ersten Kosten. Ein richtig gut belegter Pflaumen-und Apfelkuchen mit Streusel. Sogar der Hefeteigboden war leidlich. Ich würde zwar keine Medaille dafür kriegen aber es war als Probebackwerk akzeptabel.

Ich habe sogar einmal einen derartigen Kuchen bei einem Profibäcker viel schlechter bekommen. Als wir einmal Urlaub machten in einem Dorf im Norden Deutschlands und einen Pflaumenkuchen bei einem Bäcker kauften, waren wir doch sehr enttäuscht.

Das war ein Erzeugnis, so schien es uns, daß der Bäcker, vielleicht war es auch sein Lehrling, einen Kuchen anbot, wo auf ein qm Kuchenfläche circa zwei Pflaumen gut verteilt waren. Es war zwar alles etwas rötlich, bißchen süßlich war es auch, aber von Pflaumen keine Spur. Eine große Enttäuschung. Es sah so aus, als wäre das Obst aus Konserven dafür genommen worden. Igitt, wie kann man so etwas herstellen und auch noch den Leuten anbieten.

Also da war mein Erzeugnis viel freundlicher im Geschmack und im Aussehen. Jedenfalls am ersten Tag als der Kuchen noch etwas warm war. Mein Bauch hat es ertragen.

Am zweiten Tag hat mir der Boden noch zugerufen, ach iß mich doch, ach iß mich doch, morgen wirst du es bedauern. So war es auch.

Deshalb habe ich dann am dritten Tag das restliche kleine Stück von seinem Boden getrennt. Übrigens schmeckt Pflaumenkompott mit Streusel auch ganz ordentlich . Pfeif auf den Boden.

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