Gherkin

😈HELL YEAH!👿




HELL YEAH! – HOT CHILI SAUCE VERSION –



Der Türsteher lächelt. Das ist ungewöhnlich. Ein recht kantiger Typ mit Bürstenhaarschnitt und gewaltigem Sixpack-Oberkörper. Seine Pranken gleichen Omelette-Bratpfannen und in seinen Kurzhaarschnitt ist das Nacken-Sätzchen „I love to hate“ kunstvoll eingearbeitet. Er weist nach links. Dort ist die Kleiderkammer. Fast alle Weltsprachen sagen es: „One Size Fits All!“ Man nimmt seinen Overall, grellrot, entgegen. Ob ein Mann oder eine Frau den Overall annimmt, wirklich jedem passt er. Auf dem Rücken jeweils eine Nr., anscheinend fortlaufend, pechschwarz und wahrlich riesengroß. Diese Nummer soll man sich, laut Auskunft des Personals, einprägen.


An der Rezeption steht ein leicht schwindsüchtig ausschauender Mann, eher ein Männlein, mit Brille, Typ „Buchhalter“, etwas verlegen grinsend, und verteilt Info-Broschüren, nimmt kurz von jedem Neu-Ankömmling die wichtigsten Daten, vergleicht sie mit einer Wisch-Liste am Tablet S-Bildschirm, hakt ab und murmelt ein schüchternes „Willkommen“. Man wird weitergereicht, zum persönlichen, direkt und unmittelbar geführten Einzelgespräch. Ein >Unterteufel< bittet darum, Platz zu nehmen. Knapp, sachlich, unpersönlich.


„Tupfinger, Josef?“ Der so Angesprochene nimmt Platz, nickt. „Ah, Propangas-Unfall auf dem Zeltplatz in Nußdorf am Attersee… soeben verstorben im Krankenhaus Vöcklabruck, ja, schön-schön…“ Der Teufel, übrigens ganz in mattes Weiß gekleidet, keine Hörner, keine Hufe, kein Schwefelatem etc., eher ein reichlich bieder wirkender Abteilungsleiter, will seine Belustigung über diesen Tod gar nicht verstecken. Seine Heiterkeit steckt an, der Tupfinger Sepp grient nun auch: „Jo sopperlot, dös wor a Spektokel, jo mei, bronnt hots olleweil, bis in´d Nocht nei no…“


Der Unter-Verwaltungs-Teufel räuspert sich kurz: „Wir haben beschlossen, aufgrund der uns vorliegenden Erkenntnisse über Ihren Lebenswandel, Tupfinger, eine hübsche Strecke des Weges hier, in der Hölle, die im Übrigen Ewigkeiten Ihr Zuhause bleiben wird, so furchtbar das jetzt auch für Sie klingen mag, Sie im Work-Bereich „P“ unterzubringen. Wenigstens 100.000 – 150.000 Erdenjahre. Hier rechnen wir anders. Bei uns sind 1000 Erdenjahre lediglich EIN Tag. Können Sie folgen, Tupfinger?“ Tupfinger, ein eher langsamer Denker mit schlichtem Gemüt, nickt bedächtig. Sehr bedächtig. Wie jetzt? Tausend  Erdenjahre sind hier 1 Tag? Jo mei...


„Fein-fein… Alsdann, 100 – 150 Tage verbringen Sie im Bereich „P“, Tupfinger. Das klingt doch schon sehr viel kommoder, richtig? Host mi?“ Tupfinger nickt wieder, dankbar für ein wenig Lokalkolorit, auch, wenn man deutlich merkte, dass dieser Unterteufel hier dem Ostschleswig-Holsteinischen oder dem vielleicht auch Nordschleswig-Holsteinischen entstammte. Sein „Host mi?“ wirkte bemüht, der Tupfinger Sepp nahm es jedoch als nette Geste. „Bereich P? Wos muss I mir darunter vorstell´n??“ Jener Tupfinger hatte sein allerbestes Amts-Hochdeutsch aus dem Ärmel bemüht, besser ging es gar nicht. Von seiner Warte aus gesehen.


„Na, Tupfinger, was hassen Sie am meisten, was hassen Sie so sehr, dass Sie sich bereits beim bloßen Gedanken daran übergeben möchten, speiben müssen?“ „Jo mei, Fiaß dua I hossa wia nix Guad´s…“ „Füße?“ „Jo, der Herr…“ „Nun, Bereich „P“ ist die Abteilung Pediküre. Sie werden dort 100 – 150 Tage lang, und stellen Sie sich besser auf 150 als auf nur 100 Tage ein, das sage ich Ihnen gleich, die Füße der alten bis sehr alten Höllenbewohner pflegen. Sie wissen schon… Nägel schneiden, Hornhaut raspeln, Füße massieren, Fußreflexzonenmassage etc., die ganze Palette, den ganzen lieben langen Tag, 15 Stunden, täglich, 7 Tage die Woche, keine Pause… Füße, Füße, Füße...“


„Uijegerl…“ entfuhr es dem Tupfinger Sepperl. „Gibt´s nochert wos zom Dringa, zom Essa aa?“ „Eine Art Manna oder Anti-Manna? Eine Halbe obendrauf? Bruuuu-ha-ha-ha-haaaa… Gnaaaa-ha-ha-ha-ha, huja-hoja-hoja-hoja-hoooo… Hehehehehe… Hoooooohahahaha… Hihihihi… Oij, so a Gaudi au...“ Der Teufel hielt sich den Bauch, konnte sich gar nicht mehr beruhigen. „Ein Anti-Manna, a Holbe oda gor a gonze Moß no glei obendrauf, wos?“ Der Tupfinger dachte nur: Wenn dieser Teufel in Menschengestalt doch bloß diese derbleckte Scheiße mit dem 'Imi-Bayerisch'  sein lassen würde. Ich bete darum, dass er es endlich lässt. Flehentlich bete ich....



„Das Beten mögen wir hier unten gleich gar nicht, Tupfinger. Damit Du es nur weißt, ja? Und, richtig, ich kann Gedanken lesen. Das wird Dir hier unten noch mancherlei Verdruss bereiten, darauf kannst Du aber Deinen fetten Wamperlfriederl-Lederhosen-Breitarsch verwetten, Du Truderinger Bürscherl, du stinkertes, boarisches!“


So zog denn also der alte verstorbene Tupfinger Sepp im schlecht sitzenden, grellroten Overall mit der Rückennummer 140304237/P in seinen Wohn- und Aufenthaltsbereich ein. Eine arg schlichte Schlafkammer mit kleinem Tischchen, darauf ein Blechgeschirr. Kurz nachdem er seine Decke ausgebreitet hatte, er wollte seine Schlafkoje gerade testen, wurde er zum Dienst gerufen. Eine Riesenschlange Wartender vor dem Tor mit der Aufschrift „Fußpflege“, alles Senioren – alles seine Kundschaft. Der Tupfinger schluckte. „Mei, die Zenzi hätt I fei neda vergewoltig´n derfa…. Mei o, bei meiner Treu, I Depp, I damischer depperter, bleder Depp I…“ Er bereute bitter, was er der Magd damals angetan hatte. Und er sah noch, wie das arme Mädchen schwanger vom Hof gejagt wurde, vor seinem geistigen Auge. Er wusste um die Tat – o ja, er wusste um seine Schuld. Er wusste, warum er in der Hölle gelandet war. Aber Fußpflege? Diese Strafe schien ihm gar zu hart. Immerhin hatte er noch zwei Assistentinnen, Doris Day und Hannelore Elsner. Aber es zeigte sich, dass die Arbeit mit den beiden an und für sich recht hübschen "Omis" nicht ganz leicht war, da sie sich an die 49 – 50 x an einem 15-Stunden-Arbeitstag übergaben. Na immerhin hält das kernig schlank, schau-schau, dachte sich der Tupfinger Josef, und machte sich daran, die entsetzlichen, so skandalös ungepflegten, übel riechenden Drecksmauken eines gut 87jährigen Ex-Berbers einzuölen und zu massieren, fragte dabei unbefangen seine Assistentinnen: „Na, Doris und Lore, woran seid Ihr zwei denn verstorben?“ – Da wurde ihm von der Aufsicht, zwei Unterteufeln in weißer Kleidung, mit Schärpe (Aufschrift: Hell Monitor), barsch beschieden:

„Keine Unterhaltung während der Dienst-Zeiten!“ Au weia, dachte der Sepp, doppelt und dreifach Au weia! Der nächste Patient: Jopi Heesters. Und der zeigte, singend, einen total verschorften Huf vor. Nochmals – Au weia!! Ließ sich die Singerei nicht stoppen? Und wenn ich diese uralte Kröte töte? Doch da tönte bereits die Stimme des einen Aufsicht-Teufels, in der weißen Tracht: "Töten? Hier unten? Das solltest du mal versuchen, Tupfinger!" Und lachte so ein irrsinnig wieherndes, nervtötendes und brüllend lautes Bruuuhahaaaa-Lachen, dass einem wirklich davon alle Sinne schwinden konnten. Zitternd vor Wut und Angst ließ er das Greislein am Leben. Heesters tönte: "Gern hab ich die Frau´n geküsst..." und der Tupfinger ergänzte sehr erbost, heiser röhrend: "Und die Rethel hab ich nie vermisst..."

Nun mag der intelligente, mitdenkende Leser vielleicht fragen: Was soll das für eine Hölle sein, in der einer, der Füße hasst, dieselben zu pflegen hat, und der andere sich aber genau jene pflegen lassen darf? Das ist rasch beantwortet: Derjenige, der die Fußpflege aufsucht, hat immense Fußschmerzen! Jede Berührung, jede Massage, jedwedes Hornhaut-Raspeln oder Nagelbett-Pflegen bereitet Pein, heftige Schmerzen und entsetzliche Qualen. Und so umgab das Wirken und Pflegen der 3 Kräfte Doris, Sepp und Hannelore Elsner ein unentwegtes Gestöhne, Schmerzensgebrülle und andauerndes Ach und Weh, natürlich ab und an unterbrochen durch die Würg- und Kotzgeräusche der beiden Frauen, hin und wieder auch vom Erbrechen des Chef-Fußpflegers selbst, des Pediküre-Masters of bloody hell, Josef Tupfinger jun.; gerade jetzt aber auch unterbrochen vom jämmerlichen Singsang des Doppel-Greises Jopi Heesters. "Stirb!" so dachte der Tupfinger. Aber, nun ja, sonderlich intelligent war dieser Tupfinger eben nicht. Es ging ihm einfach nicht in den massigen, hochroten Schädel, dass der gute Jopi schon tot war.


Im Einzelgespräch, beim Unterteufel Alfredo Stroessner, der seit dem 16. August 2006 seinen Dienst in diesem Bereich zu verrichten hatte, und der rein gar nichts so sehr verabscheute wie Einzelgespräche, war nun ein smarter Endfünfziger vorstellig geworden, Berthold Albrecht. Das volle, schlohweiße Haar im Kontrast zum grellroten Overall, der Habitus eines so erfolgreichen Geschäftsmannes in Verbindung mit einem über Jahrzehnte gewohnten gehobenen Lebensstil lastete ihm noch wuchtig an, wenngleich in Erwartung der sicheren Höllenqualen sich nun doch eine gewisse Ernüchterung im Gesicht des schwerreichen,  stets charismatischen ALDI-Erben (alles natürlich im Ex-Bereich zu sehen!) auszubreiten schien, ja, hier saß einer derjenigen „großen Männer“, für die Stroessner seinen ungeliebten Job vielleicht, und sei es für wenige Minuten nur, etwas weniger hasste. „Nun, Albrecht, willkommen…“

Alfredo Stroessner setzte die Wörter ein wenig gönnerhaft-selbstzufrieden, ein ganz klein wenig Guido Knopp mäßig, und er hatte Freude an der entsprechenden Reaktion, die unwillig und unwirsch ausfiel. Stroessner sprach Deutsch, ohne jeden Akzent.


„Was haben Sie am meisten geliebt, Berthold Albrecht? Mehr als Familie, Geld und Frauen?“ Hier ist das rasche Zucken des Mundes, das Spitzen der Lippen, das nur für den äußerst aufmerksamen Betrachter deutlich zu verzeichnende Aufblitzen der Augen, für Nanosekunden nur, Verrat am ureigenen Gedankengut – ein Genießer gedenkt seiner wahren Freuden. Berthold antwortete: „Oldtimer! Ich liebe Oldtimer, o ja, in ihnen zu sitzen, Rallyes zu fahren, sie gut zu pflegen, sie anzuschauen, sie zu sammeln, sie zu bewundern und zu besitzen, ja, Oldtimer sind mein Ein und Alles… Ich besaß so viele davon. Und jedem einzelnen habe ich einen Namen gegeben!“ Wenn des Greisleins Äuglein blinken, möcht man glatt darnieder sinken... Senor Alfredo Stroessner, unbeeindruckt:


„So wisse demnach, Albrecht, Du wirst fürderhin, gute 200 – 250 Tage - und mache Dich besser auf gute 250 Tage gefasst, da beißt die Maus den Faden nicht durch (Stroessner zeigte sich nicht so ganz Sprüche sicher, was den deutschen Volksmund anbelangte), besonders teure Oldtimer zerlegen und mittels allerlei Werkzeug regelrecht zerhacken. Du wirst sie in arg winzige Stücke zerlegen, die dann zur Herstellung von Konservendosen für LIDL-Produkte Verwendung finden sollen, nachdem durch Dich die Einschmelz-Phase eingeleitet worden ist. Beginne gleich heute, in einem 15-Stunden-Arbeitstag, mit einem recht edlen Ferrari 250 Testa Rossa von 1957…“ ---



Ein langgezogenes Klage-Geräusch entwich daraufhin dem Munde einer der ehemals reichsten Persönlichkeiten Deutschlands, nun so jämmerlich dort sitzenden, neuen Höllen-Insassen, der allein bei diesem Gedanken daran, einen Testa Rossa von 1957 in winzige Kleinteile zerlegen zu müssen, in Schockstarre verfiel. „Aaaaarrrggghh“ kam es dumpf aus dem einst ja so mächtigen Schlund, der mit wenigen Worten Millionen verschoben, Existenzen nicht nur beendet, sondern regelrecht auszulöschen verstanden hatte, aus dessem Munde sowohl Freude, Angst als auch unaussprechliches Leid verkündet worden war. Und nun nur mehr das, ein gurgelndes, leicht asthmatisches „Aaarrggh“. Die Hände verkrampften sich, der Blick wurde leicht glasig, Berthold Albrecht, gleich um Jahre gealtert, sank in seinem Büßerstuhl in sich zusammen. Von 2 Teufeln wurde er zur Halle „O“ geführt, stark gebeugten Rückens, man konnte seine Nr. deutlich lesen:  140304238/O. Langsam, verschwommenen Blickes, hob er den Kopf.


In dieser Halle standen unzählige schöne Oldtimer. Albrecht griff sich ans Herz. Ihm wurden die Werkzeuge ausgehändigt, zudem zwei Assistenten zur Seite gestellt, James Dean (der gerade einen Porsche 550 Spyder zersägte, unter Tränen übrigens), und Steve McQueen, der mittels Motorsäge einen uralten Ford Mustang Fastback (in sattem Acapulco Blue) bearbeitete, laut schluchzend. Beide nickten nur kurz, sie kannten Albrecht nicht. Albrecht dagegen erkannte beide Ex-Schauspieler sofort. Laut rief er hinüber: „Hello Jimmy, hey Steve…“ Aber die beiden Unterteufel mit der Schärpe „Hell Monitor“ stießen ihn in seinen Arbeitsbereich zurück, brüsk schleuderten sie ihm entgegen: „Während der Arbeitszeiten keinerlei, auch nur ansatzweise ausgeführte Unterhaltungen mit den weiteren Arbeitskräften hier in dieser Montage-Halle!“

Es war die Hölle! Echt jetzt… Die Hölle!

Und ganze sechs Hemingways wanderten gerade im Gänsemarsch an dieser Halle vorbei, Ernest vorneweg. Ja, Suizid ist eine Todsünde und wird mit ewigem Höllen-Aufenthalt bestraft. Wenn man das da oben publik machen könnte, wäre die Selbstmordrate vielleicht deutlich geringer, außer in Japan natürlich. Klar. Nicht gerade in Japan. Seppuku olé!!!


Margaux Hemingway war das fünfte Familienmitglied der Hemingways in drei Generationen, das Suizid beging. Neben ihrem Großvater begingen auch ihr Urgroßvater, der Bruder Leicester (am 13. September 1982 im Alter von 67 Jahren) und eine Schwester ihres Großvaters Suizid. Ihr Onkel (?) Gregory (nach einer Geschlechtsumwandlung nannte er sich nur noch Gloria) starb am 1. Oktober 2001, im Alter von 69 Jahren, unter wirklich äußerst mysteriösen Umständen, tja, in einem Frauengefängnis in Miami.  

Albrecht und Tupfinger litten, zusammen mit Dean, McQueen, Elsner und Day, Höllenqualen. Es wurde auch nicht besser, eher noch schlechter. Tagein, tagaus, die immer gleiche Leier: Füße pflegen für die einen, Oldtimer zerstören für die anderen. 15 Stunden am Tag. „Danach willst du doch nur noch in deine Schlafkoje“, so der trockene Kommentar (in Gedanken) eines Berthold Albrecht. Hinzu kam noch die Höllenglut. Es herrschten unentwegt, Tag wie Nacht, entsetzliche 66 Grad Celsius (!), nirgendwo eine Kühlung, kein Kaltgetränk, nur heißer Matetee in riesigen Samowaren, die aus unerfindlichem Grund niemals versiegten. Nur Veganer-Fraß, und keine Alkoholika, Rauchen ist verboten, Schmoren erwünscht,  Brennen erlaubt; keine Freude, nur Arbeit, Arbeit, Arbeit, dazwischen 6 Stunden Schlaf, der Rest war mit Overall-Waschen, jeder hat nur diesen einen, ein Schwätzchen mit dem Stuben-Nachbarn halten,  und mit Essen Fassen ausgefüllt. Stuben-Kontrolle und peinlich genauer Overall-Check: Sir Rio Reiser! Mit den Assistenten Keith Flint und Rutger Hauer, Auszubildender: Wiglaf Droste!

Natürlich hassen alle in der Hölle den Veganer-Fraß, das muss wohl nicht extra erklärt werden. Auch Mate-Tee findet hier keine Liebhaber. Vor allem aber – alle hassen diese extreme Hitze! Kein Deo, keine Erfrischungs-Tücher, keine Kaltgetränke, keine Ventilatoren und, natürlich, keine Kälte-Klima-Systeme!


So funktioniert eben das komplette höllische System: Die Kiffer müssen täglich Cannabis-Plantagen niederbrennen, und in sehr langen Schlangen stehen Warteschlangen hassende Wartende an, selbstredend nur, um dann an den völlig unsinnigen, total sinnfreien Schaltern doch wieder abgewiesen respektive an völlig andere, sinnlose und unnütze Schalter verwiesen zu werden. Schuhfetischistinnen müssen sündhaft teures Schuhwerk von Stuart Weitzman putzen, seine berühmten Cinderella Slippers, 2 Mio. Dollar teuer – und zwar mit Drahtbürste plus verseiften Stahlwolle-Reinigungs-Pads, zudem extrem ätzendem Abflussreiniger. Da fließen die Tränen der Frauen ohne Ende… Heulend ruinieren sie die sündhaft teuren Treter. Und so geht das immer weiter: Masochisten müssen Sadisten auspeitschen, Hundeliebhaber müssen Katzen füttern, Pädophile müssen Altenpflege betreiben, Donald-Duck-Fans dürfen nur Micky-Maus-Comics lesen, Fans der Reds müssen sich unentwegt Spiele von Manchester United ansehen.


Ein George Best, seit dem 25. November ´05 hier unten beheimatet, leitet die "Anonymen Alkoholiker", eine Selbsthilfegruppe, der gut und gerne die Hälfte aller höllischen Einwohner angehören. Er soll bis in alle Ewigkeiten die 12 Schritte vermitteln, hat es aber, in nunmehr über 15 Jahren, nur bis zum  zweiten Schritt geschafft. Allgemeine Trinker-Meinung: Inakzeptabel inkompetent, der Mann… Schmacht ohne Ende. Aber kein Stoff - weit und breit. No Booze!!
Wir sehen Adolf Hitler mit Kippa als "Schamasch" (ein Synagogen-Diener, auch „Schammes“ genannt) Dienste verrichten, und Steve Jobs montiert am Endlos-Fließband das Samsung Galaxy S II (Muss es erwähnt werden? Mit Tränen in den Augen natürlich! Beide!), wir können Walt Disney und den guten alten Luther als Assistenten des Ex-Obergefreiten Hitler bewundern, wir sichten John Wayne, wie er  unter Tränen die Biografie von Barack Obama schreibt und John F. Kennedy, der unter Schwulen und tausenden von „kessen Vätern“ ächzt und stöhnt, es taucht nach Perlen der Luis Trenker und es wirft die Angel aus, es erschlägt reihenweise Robben-Babys eine Brigitte Bardot, und Larry Hagman schreibt Lobeshymnen auf den ebenfalls in der Hölle, gleich nebenan, befindlichen Ex-Präsidenten George W. Bush, der seinerseits ein Buch gegen die Todesstrafe schreibt, laut stöhnend. Das Prinzip leuchtet ein, die Qualen sind exorbitant – und das Schönste daran ist: Sie enden niemals! Gut, Senor Alfredo Stroessner, der Einzelgespräch-Spezialist, verkündet eine Straflänge zwischen 100 – 250.000 Jahren (Höllentage ca.: 100 – 250), aber, und genau das ist das Perfide daran, es ist gelogen. Die Pein, die Marter, die Qualen in der Hölle – sie enden niemals. Nie! Sieh Dich also jetzt vor, mein Leser: Dein Steuerbetrug, Deine Fahrerflucht nach schwerem Unfall, der krasse Kreditkartenbetrug und Dein Griff in die Firmenkasse, die Kinderpornos auf dem Rechner, Atheismus oder schwarzes Schnaps Brennen im Hinterhof?? Freu Dich schon mal auf ein Einzelgespräch bei Stroessners Alfredo. Es wird Dich prägen, Sinner.


Johann „Hansi“ Hölzel, vielen nur als „Falco“ bekannt, ist in der Hölle übrigens abgestellt, in Sachen Drogenprävention Vorträge zu halten. Er macht das ein wenig hüftsteif, etwas „beinern“ wie auch berichtet wird. Hölzern und in der Art des Mr. Mackey aus South Park („Mmm-Kay?“) führt er durch das harte Programm in der Hell´s Drug-Education Class (HDE), wobei er in einer Unterrichtsstunde gut und gerne an die 66 x sagt: „Drugs are bad… Drugs are sooo bad. Believe me. Don´t take it, okay? Drugs are bad. There are brothers and sisters just like you, and they´re gonna hand you something… So don´t take it, don´t take it, okay? Why? Because drugs are bad. Very bad. You don´t have to take drugs. Do you understand? Don´t do drugs! NO DRUGS! No no way!“ Falco hält diesen Sermon in 16 Sprachen. Täglich. 15 Stunden lang.


Es fehle jedoch die rechte Überzeugung in diesem Vortrag, so einige der Schüler in der HDE-Klasse. In dem Herunterleiern des Sätzchens „Drogen sind schlecht!“ könne schwerlich diese  wuchtige Dramatik, bei heftigem Abusus und schwerer Abhängigkeit, zum Vorschein oder zum Tragen kommen. Glauben könne man diesem Lehrer das jedenfalls nicht, nämlich, dass er ein nahezu fanatischer Drogen-Gegner sei. Lasch und lahm, larmoyant und labernd, so gestalte Mr.  Falco den Unterricht, und so entstünde eine lakrimable Interturbabilität, hören wir von einem Insider. Erschreckend… Auch lalle Hölzel bisweilen. Man wisse aber beim besten Willen nicht, woher er denn, hier unten, irgendeine Form von Rauschmittel herbekomme. Viele vermuten, er berausche sich an seiner eigenen Persönlichkeit. Ein Ego-Trip!?!


Gerade hören wir vom plötzlichen Ableben des einstigen Rebellen-Stars Peter Fonda: Die Hölle hat einen neuen Bewohner. Er wird gezwungen, mit seinem ebenfalls hier ansässigen Vater Henry jeden Tag 15 Stunden lang Mahjong zu spielen. Es wird langsam eng hier unten. Wenn man bedenkt, dass seit Anbeginn aller Zeiten (der erste Insasse war Lilith, Adams erste Frau, gleich danach musste Kain sich hinzu gesellen) 120 Milliarden Menschen geboren worden sind, und davon immerhin stolze 60 Prozent in die Hölle verbannt wurden, dann weiß man, dass nun  knapp 79 Milliarden hier schmoren – wobei diese Einrichtung einst, in grauer Vorzeit, für nur 66 Milliarden konzipiert worden ist. Die Enge ist erdrückend, die Hitze ist erstickend. Alle Teufel dieser Hölle haben nur einen Wunsch an Alle „da oben“: Um Himmels Willen, haltet Euch an die Gesetze und an die 10 Gebote, lebt bitteschön stets Gott gefällig! Doch, das ist wirklich wahr - alle Teufel und sämtliche Unterteufel wünschen sich, dass der Mensch "da oben" Gott gefällig lebt und die 10 Gebote brav einhält. Denn HIER UNTEN ist einfach kein Platz mehr. 13 Milliarden zu viel leben hier bereits. Wenn jetzt auch noch Trump kommen sollte, platzt die Hölle aus allen Nähten. Bloß nicht auch noch Trump. Obschon... Zeit wär´s ja. Vielleicht kommt ja auch erst das Toupet und dann der Ex-Präsident. Mal sehen. Mag sein, dass das orange Toupet noch gerade so hinein passt... Kann denn ein Toupet teuflisch böse sein? Bei DEM Besitzer ist eigentlich alles böse! Da kommt sogar der Schlips in die Hölle!


Sehr viele Neuankömmlinge wundern sich übrigens immanent darüber, dass in Abteilung „A“ ein sehr freundlicher, langhaariger Mann mit Bart einsitzt, der einigen Neu-Höllianern sonderbar bekannt und auch sehr Ehrfurcht einflößend vorkommt, ein gewisser Jeschua Ben Josef. Unser  Tupfinger Sepp würde wohl sagen: „So a longhooriger Lockel holt…“ Und richtig, es handelt sich um jenen Religionsgründer, der bereits seit über 2000 Jahren hier einsitzt und schmort. Jähzorn, Weißglutwut-Anfälle und immer wiederkehrende Prügelattacken auf die damaligen Banker und das damalige Establishment brachten Jesus v. N. hier her. Mitunter kann man den ehemaligen Rebellen murmeln hören: „Gewalt geschrien!“, in Kurzform „Gewalt!“, immer dann, wenn ihn der Heilige Zorn erneut übermannt. Es ist schwer für ihn, dieses gewaltige Aggressionspotenzial in den Griff zu bekommen. Denn es gibt so viele Banker hier... So unfassbar viele Broker und Banker. Wo nur kommen all diese Broker und Banker her? Es müssen gut 13 Milliarden sein. Und es gibt rund um die 36 Milliarden Versicherungsvertreter hier. Aber nur einen Papst! Wer das ist? Verrate ich nicht! Der werte Leser wird es ja am eigenen Leib erfahren dürfen!


Nicht von ungefähr betreut dieser Jesus seit so vielen Jahrhunderten die „Deeskalations-und-Sensibilisierungs-Anti-Aggressions-Therapie-Selbsthilfe-Gruppe WUT EX“ („Deus AATS Wut Ex“)  mit den immerhin über 36 Milliarden Teilnehmern, größtenteils Skin Pickern, die, immer wieder von Jesus´ Ausbrüchen immanent tief beeindruckt, wenig bis gar nicht voran kommen, was die Unterdrückung der eigenen Rage angeht (dem Kursleiter entfährt des Öfteren, in 16 Sprachen, ein gebrülltes „Jeezuz!“, was nicht unbedingt, im Rahmen des seit Jahrtausenden bestehenden Kursus, dazu angetan ist, den Heilungsprozess zu fördern, voranzutreiben). Man erwartet nicht unbedingt, Jesus hier unten anzutreffen. Und so dürfte die kleine Tafel an seiner Schlafkoje „You didn´t expect me in here, right?“ auch eher eine zusätzliche Schmach der an Einfällen ja nicht verlegenen Oberteufeln in diesem satanischen System sein denn eine reine Informationspolitik. Tapfer erträgt Jesus sein Schicksal. Darin ist er wirklich sehr, sehr gut. Doch doch... Wir haben aber niemals davon gehört, dass er, im Streitfall, die andere Wange hingehalten hätte! Nie!



Der Tupfinger Sepp, er kennt den Jesus leider nicht, ließ sich einst, da er dem großen Rabbi anlässlich des großen Things kurz begegnete, zu einem knapp gebellten „Geh holt amol zum Friseur, du Hippie…“ hinreißen. Es wird seine Höllenzeit jedoch nicht verlängern. Hier unten ist eh schon alles eins… "Und a Ewigkeit bleibt olleweil a Ewigkeit." Recht hat er, der Tupfinger Sepp. In all seiner Einfältigkeit ist er halt doch irgendwie auch ein Schlitzohr, dieser Sepp. Möge er in Frieden braten.


ENDE GELÄNDE

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.09.2019. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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