Genau genommen waren wir verliebt, aber es ist unbedeutend. Ich erwähne es nur der Vollständigkeit halber, damit es nachher nicht heißt, der entscheidende Hinweis fehlte. Über den Erfolg sagt es nichts, über das Ende, über uns.
Sie saß lesend auf einer Bank, und ich wollte sie, warum, was kümmerte es mich. Als ich mich neben sie setzte, bat sie mich leise um Geld und ein Pfefferminz. Ich gab ihr beides und wartete. Sie schien gefesselt von den Wahlverwandtschaften oder war es der Tod in Venedig? Ich vermag es nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Gleichviel, wer allem entkommt, verirrt sich, so dachten und taten wir. Wir heirateten. Die Scheidung fand zwei Jahre später statt und erfolgte einvernehmlich.
Und dann: Eine kleine Feier schloss sich an, mit Sekt und Gebäck. Wir nahmen unsere alten Plätze ein. Wo wir uns einst kennenlernten, sollte der Neuanfang erfolgen: Sie las in einem Buch (meiner Erinnerung nach war es Professor Unrat oder Alte Meister), und ich reichte ihr einen nagelneuen Geldschein und ein frisches Pfefferminz. Sie sagte etwas wie: Es kommt die Zeit oder auch Lebewohl, lieber Hohlkopf. Ihre Worte treffen mich mitten ins Herz, ich weiß es noch ganz genau. Wir fühlen die Bank unter uns kippen und verlagern den Schwerpunkt.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.09.2019.
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