Nicolai Rosemann

Nicolai Rosemanns Vampire


Die Charaktere:
Jack Crow der Anführer der Vampirjäger
Tony Montoya ein Vampirjäger
Katrina eine polnische Prostituierte, die von Valek gebissen wurde
Valek der Vampirmeister
Vater Adam Guiteau ein Vater, der die Vampirjäger im Auftrag des Vatikan mit Geld un-terstützt und sie mit Waffen versorgt
Kardinal Alba ein Kardinal, der Lehrmeister von Crow, ein Gelehrter des Vatikans
Marcus ein Mann, der die Vampire jagt. Er ist Informant für den Vatikan in Frankreich

Es war eine Nacht immer Sommer 1992, in der alles begann. Jack Crow und seine Freundin lebten nunmehr vierzehn Monate zusammen in der Nähe des Central Parks in New York. Bei-de arbeiteten für einen kleinen Softwarebetrieb in der Innenstadt, Jack als Programmierer und seine Freundin als Sekretärin des Chefs.
Eines Nachts, es war eine Vollmondnacht, wurden beide in das Geschäft gerufen. Das war nicht sonderlich seltsam, aber dennoch fühlte Jack sich seltsam. Als würde etwas geschehen. Und er würde es nicht abwenden können.
Sie fuhren mit dem Lift ins oberste Stockwerk, wie man es ihnen gesagt hatte. Dort lagen ei-nige Büros und die Lagerräume. Als sich die Tür öffnete, war der Gang ganz beleuchtet und laute Musik dröhnte aus einem der Lagerräume. Vor der Tür stand ein riesiger Typ, der nur so von Muskeln trotzte. „Wo wollt ihr hin?“ fragte er mit einer überraschenden Piepsstimme. „Der Boss hat nach uns geschickt.“ antwortete Jack. Der Türsteher nickte und öffnete die Tür. „Dann seid ihre also unsere Gäste heute.“ sagte er und begann zu lachen. Hinter ihnen warf er die Tür zu.

Im Lagerraum war die Hölle los. Überall waren Leute aus dem Betrieb, die richtig abtanzten. Auf einem Podest stand ein Mischpult, wo ein DJ richtig die Sau raus ließ. Sofort kam der Chef auf sie zu und begrüßte die beiden: „Willkommen. Ihr seid heute unsere Gäste. Fühlt euch wie zuhause!“ Er ergriff die Hand von Jack Freundin und führte sie weg. Jack zuckte mit den Schultern und mischte sich unter die Leute.
„H-H-Hey Jack. D-D-Du auch hier?“ fragte Edgar, der Kabinennachbar von Jack. Er stotterte seit seiner Schulzeit und wurde es nicht los.
„Sicher. Was triebt ihr hier?“ fragte Jack und ergriff eine Flasche Bier, die Edgar ihm hinhielt.
„Wir w-w-warten die Ankunft von V-V-Valek ab. Er wird h-h-heute Nacht zu u-u-uns kom-men.“ sagte Edgar und stieß mit Jack an. Jack nahm einen tiefen Schluck und spuckte das ganze sofort wieder aus. Das war kein Bier, sondern Blut.
„W-W-Was ist, J-J-Jack.? Ist dir d-d-das Gesöff z-z-zu warm, o-o-oder nur zu f-f-frisch?“ fragte Edgar und deutete auf einen Tisch. Jacks Freundin war drauf gefesselt worden und ein Mann hielt ihr den Mund zu. Ein anderer Mann zapfte Blut von ihrer Pulsader ab.
„J-J-Jetzt verstehe ich!“ schrie Edgar plötzlich. Er packte Jack und riss ihn zu Boden. „H-H-Hier ist noch e-e-einer!“ schrie er. Er öffnete seinen Mund und Jack sah seine überlangen Eckzähne. Wie bei einem Vampir.
„Was hat das zu bedeuten?“ schrie Crow, während der Türsteher und zwei andere Männer ihn zu dem Tisch schleppten.
„Willkommen im Club der Vampire. Ihr seid unsere ganz speziellen Gäste.“ sagte Crows ehe-maliger Chef und lächelte. Seine Zähne ragten dabei über die Unterlippe. Er zog einen Lederriemen an.

Pater Adam Guiteau und Kardinal Alba beobachteten das ganze von oben. Sie saßen auf dem Dach des Gebäudes und sahen sich alles an. Tony Montoya setzte sich neben sie und steckte sich die letzten Pfähle in den Gürtel. Kardinal Alba hielt eine UZI in der Hand, die mit Silber-kugeln geladen war. Aber Pater Adam Guiteau hatte nur eine riesige Wasserpistole, geladen mit Weihwasser. Außerdem trug er an seiner Kutte Silbermünzen. Sie sollten verhindern, dass die Vampire ihn anfassen konnten.
„Schlagen wir zu?“ fragte Montoya. Er lechzte schon seit Tagen nach dem Blut der Vampire.
„Wir müssen die Ankunft von Valek abwarten.“ sagte Kardinal Alba.
„Bis dann haben sie auch diesen Mann ausgesaugt. Wir sollten zuschlagen.“ sagte Vater Adam Guiteau. Er begann etwas von dem Weihwasser in den Tank zu pumpen.
„Jetzt kommt er. Seht ihr den Mann ganz in Leder?“ fragte Kardinal Alba und deutete auf einen Mann in der Runde der Vampire. Dieser Mann stand neben der gefesselten Frau und biss ihr in den Hals.
„Schlag das Fenster ein!“ befahl Kardinal Alba Tony. Dieser nahm einen Pfahl und schlug auf die Scheibe, die sofort in tausend Teile zerbrach. Kardinal Alba und Vater Adam begannen Luftballon, gefüllt mit Weihwasser hinunterzuwerfen, während Tony ein Seil hinunter warf und hinab kletterte. Das Weihwasser verbrannte die Vampire und ließ sie zurückweichen. Unten angekommen begann Tony seine Pfähle zu werfen. Jeder Wurf war ein Treffer und verwandelte das Opfer in eine Fontäne aus Staub. Dann landete Kardinal Alba neben ihm und eröffnete das Feuer mit der UZI. Als letzter kam Vater Adam. Als erstes zerschnitt er die Fes-seln von Jack, nachdem er ihn nach Bissspuren unersucht hatte.
„Was hat das zu bedeuten?“ fragte Crow, als er frei war. Aber Vater Adam drückte ihm nur einen Scheinwerfer in die Hand und sagte: „Wenn eines dieser Viecher auf dich zukommt, schalt ihn ein. Das tötet sie!“ Dann begann er das Weihwasser auf die Vampire zu spritzen, die mittlerweile das Feuer von Kardinal Alba erwiderten. Aber der Reihe nach fielen sie. Schließlich stand nur noch ein Vampir im Raum. Er war von oben bis unten in Leder geklei-det. Bewegungslos stand er da und musterte die drei Neuankömmlinge. Dann sagte er: „So sieht man sich wieder, Kardinal Alba. Ich hoffe ihrem Freund, Bruder Gisbert, geht es gut. Oder ist er bereits einer der meinen?“ Valek lachte hämisch.
„Verrecke, Valek.“ antwortete Kardinal Alba und wollte Valek erschießen. Aber die Munition war aufgebraucht. Langsam kam Valek auf sie zu. „Heute bist du dran, Alba.“ Aber dann flog eine Wasserbombe und traf Valek im Gesicht. Er kreischte auf und riss die Hände hoch. Den-noch kam er immer näher – unaufhaltsam.

Crow hatte sich über seine Freundin gebeugt. Sie schien tot zu, leichenblass lag sie da und rührte sich nicht.
„Jenny. Sag doch was.“ flüsterte Crow. Aber seine Freundin rührte sich nicht. Crow strich über ihr Gesicht, über ihren Mund. Dann fühlte er die langen Eckzähne unter ihren Lippen und sah wie sich ihre Augäpfel bewegten. Er wich zurück und nahm den Scheinwerfer hoch. Langsam richtete sich seine Freundin auf und sah ihn mit ihren schwarzen Augen an. „Ich will dich küssen, Jack. Ich will deinen Hals küssen.“ sagte sie. Aber Crow schüttelte den Kopf: „Nur über meine Leiche, Baby.“ Dann schaltete er den Scheinwerfer an. Seine Freun-din sank zurück, ihre Haut schlug Blasen. Sie kreischte, aber Crow hielt weiter auf sie drauf. Schließlich zuckte ihr Körper noch einmal und zerfiel dann zu Asche. Crow wurde gepackt und an die Wand geschleudert. Der Scheinwerfer fiel zu Boden du zerbrach.
„Du! Du wirst bald mir gehorchen!“ schrie Valek und kam auf ihn zu. Valeks Gesicht war wie verbrannt, eines seiner Augen hing aus der Höhle.
Tony Montoya zog seine letzten Pfahl aus dem Gürtel und rannte auf Valek zu. Er holte aus und wollte den Pfahl in das Herz von Valek rammen. Aber Valek war plötzlich verschwun-den. Montoya torkelte wie ein Betrunkener dort vorbei, wo Valek vor einer Sekunde noch gewesen war und fiel schwer zu Boden. Der Pfahl rollte weg und stieß gegen den Schuh von Crow.
„Wer zum Teufel seid ihr? Und wer war der Typ?“ fragte Crow und hob den Pflock auf. „Sil-ber.“ sagte er überrascht. „War bestimmt teuer.“
„Da haben Sie Recht, Mister… Ihr Name ist mir entfallen.“ sagte Kardinal Alba.
„Crow, Jack Crow. Wer zum Teufel seid ihr? Und ich rat euch mich nicht anzulügen. Sonst gehe ich zur Polizei.“ sagte Jack.
„Das würden Sie nicht überleben, Jack. Ich darf Sie doch Jack nennen?“ fragte Kardinal Alba. Jack nickte nur. „Sagt jetzt wer ihr seid!“
„Mein Name ist Kardinal Alba, das sind Vater Adam Guiteau und Tony Montoya. Wir sind Vampirjäger im Auftrag des Vatikans. Wir sollen die Vampire von den Menschen fernhalten. Aber wir haben wieder einmal versagt.“ sagte Kardinal Alba und deutete auf den Tisch mit den Resten von Jack Freundin.
„Wir sollten verschwinden. Valek holt bestimmt Verstärkung. Wir sind aber trocken.“ sagte Tony Montoya und begann das Seil hinaufzuklettern.
„Sie sollten mit uns kommen, Jack. Die Vampire werden Sie jetzt jagen. Sie wissen von ihrer Existenz, das schätzen sie aber nicht.“ sagte Kardinal Alba. Jack nickte und kletterte hinter Vater Adam das Seil hinauf.
„Wohin gehen wir jetzt?“ fragte er Tony oben angekommen.
„In unser Hauptquartier. Warst du schon einmal im Vatikan?“ fragte Montoya.
„Nach Rom? Da will ich aber nicht hin.“ sagte Jack.
„Entweder der Vatikan oder den Tod. Denn wenn die dich nicht töten, dann wir. Du weißt zu viel, mein Freund.“ sagte Tony. Er kletterte die Feuerleiter hinunter.

Auf dem Flug nach Rom in einer Privatmaschine des Vatikans erklärte Kardinal Alba Crow die Geschichte und den Auftrag seiner Gruppe: „Begonnen hat alles mit Vlad, dem Pfähler, auch bekannt als Dracula. Er war der erste Vampir, der andere Vampire um sich scharte, statt wie sonst. Denn vor Draculas Herrschaft waren die Vampire Einzelkämpfer, die die Nähe zu anderen Vampiren mieden. Aber Dracula wurde mit der Zeit eine richtige Gefahr für die freie Welt. Denn es war nur eine Frage der Zeit, bis er aus Transsylvanien ausbrechen würde. Also entsandte der Vatikan eine Gruppe von Rittern nach Transsylvanien, die Dracula den Gar ausmachen sollten. Diese Gruppe wurde als die Drachenritter bekannt, denn sie bekämpften die Vampire mit Feuer und den silbernen Schwertern. Ich selbst stamme übrigens von diesem Clan ab. Aber weiter bei unserer Geschichte. Die Drachenritter kämpften sich bis zu dem Schloss von Dracula durch. Dracula war aber geflohen. So verfolgten sie Dracula durch ganz Europa, mussten aber schließlich in Schlesien ausgeben, weil sie zu wenige waren, um gegen die Anhänger von Dracula zu bestehen. Viel später, um 1800 schlug dann Dracula endlich wieder zu, zum ersten Mal in der Geschichte der Drachenritter verließen sie Europa und setz-ten als Iren verkleidet nach Amerika über. Dort wurde dann Dracula gestellt und getötet. Nach über fünfhundert Jahren war die Jagd endlich beendet. Aber eine andere Gruppe von Vampi-ren machte dann die Welt unsicher. Diese eher kleinere Gruppe unter Valek, dem Ledervam-pir, der sich fast gebissen hätte, begannen diese Vampire über die Welt zu streifen. Ich jage Valek jetzt schon seit vierzig Jahren, bin aber erst vierundsechzig Jahre alt. Also ist meine Zeit bald gekommen. Und das führt uns zu dir. Wenn ich gehe, sollst du, Jack Crow, meinen Platz einnehmen. Ich bin schon zu alt für eine Jagd.“
„Warum ich? Würde sich nicht Tony besser eignen? Oder Vater Adam?“ fragte Crow.
„Vater Adam ist ein Ausbilder, Tony sein Schüler. Tony wird bald einen eigenen Lehrling bekommen, aber du bist ein Problem. Du weißt von unserer Existenz, die Vampire von deiner. Sie werden dich jetzt jagen, und ohne unsere Hilfe überlebst du nicht eine Nacht. Ich würde dich ausbilden. Wenn du alles von mir gelernt hättest, würde ich mich in den Ruhestand be-geben. Und du könntest beenden, was ich begonnen habe. Denn du willst doch Rache für dei-ne Freundin, oder etwa nicht?“ fragte Kardinal Alba. Jack nickte. „Dann bleibt mir wohl keine andere Wahl. Ich bin dabei.“ sagte Crow und streckte Kardinal Alba die Hand hin. Alba er-griff sie und drückte zu: „Ich wusste, du enttäuscht mich nicht.“

Die Ausbildung war an sich ganz einfach. Crow las einige Bücher in der Bibliothek des Vati-kans. Aber er erfuhr nicht neues. Denn diese Bücher befassten sich mit der Geschichte der Vampire und den Wegen, wie man sie am schnellsten töten kann. Pfähle und Weihwasser, Sonnenlicht, UV-Lampen, Silber, Kreuze und natürlich Knoblauch. Dann war noch ein Buch, welches sich mit der Anatomie der Vampire befasste.
Schließlich hatte Crow die Möglichkeit sein neu erlangtes Wissen in der Praxis zu testen. Eine Reihe von Menschen war in Polen spurlos verschwunden. Kardinal Alba und er brachen die-ses Mal alleine nach Warschau auf, denn Vater Adam und Tony Montoya waren auf Jagd nach Vampiren in Tokio, also zu weit entfernt um zu helfen.

In Polen angekommen fuhren Alba und Crow zuerst in das Viertel, in welchem die Leute ver-schwunden waren. Crow war nicht überrascht, das es „das Viertel der Freizügigkeit“ war, auch besser bekannt als die rote Meile. Die einzige Ansprechperson, die sie fanden war eine 19-jährige Frau namens Katrina. Sie würde einen perfekten Köder abgeben.

„Ich und meine Freundinnen arbeiten hier seit mehreren Jahren. Aber seit einer Woche kam täglich ein schwarzer Wagen mit verspiegelten Scheiben. Immer wieder nahm dieser Wagen eine meiner Freundinnen mit. Nur sie kamen nie wieder zurück.“ erzählte Katrina.
„War sonst noch was?“ fragte Kardinal Alba.
„Ja. Gestern sah ich eine meiner Freundinnen wieder. Sie sah krank aus. Als ich sie aber an-sprach, verschwand sie einfach. Sie war plötzlich weg.“ sagte Katrina.
„Meinst du dieser Wagen kommt heute wieder?“ fragte Crow.
„Sicher. Aber ich werde nicht da sein. Keine zehn Pferde halten mich hier. Ich geh zurück nach Hause, nach Krakau.“ antwortete Katrina.
„Wenn wir sagen würden, wir klären auf, was mit deinen Freundinnen geschehen ist? Wür-dest du dann hier bleiben, um uns zu helfen?“ fragte Kardinal Alba hinterhältig.
„Wisst ihr was?“ fragte Katrina interessiert.
„Schwöre, dass du uns hilfst. Dann sagen wir dir was hier läuft.“ sagte Crow.
„Ich schwöre es.“ sagte Katrina. „Was läuft hier?“
„Wir sind im Auftrag des Vatikans hier. Ein gewisser Valek, ein Vampir, ist hier. Wir verfol-gen ihn seit er in New York meine Freundin getötet hat. Und mit deiner Hilfe werden wir ihn fangen und töten.“ sagte Crow.
„Vampire? Ihr wollt mich verarschen!“ sagte Katrina und drehte sich um.
„Ich beweise es dir.“ sagte Kardinal Alba und zog einen Beutel unter seiner Kutte hervor. Er öffnete ihn und legte zwei Eckzähne in die Handfläche. Katrina sah sie an und fragte dann: „Soll ich jetzt beeindruckt sein?“
„Das sind die Reißzähne von einem Vampir. Ich habe sie ihm zuerst gezogen, dann habe ich ihn getötet. Wenn du es nicht glaubst, ist es deine Sache. Nur Valek wird dich kriegen, ob du willst oder nicht. Es liegt bei dir.“ sagte Kardinal Alba ruhig. Katrina schwieg, aber dann sag-te sie: „Okay. Aber ich will etwas dafür haben. Schließlich muss ich auch leben.“
Kardinal Alba nickte und zog ein Bündel Dollar aus der Tasche. Er zählte zweitausend Dollar raus und drückte sie Katrina in die Hand. „Das sollte reichen.“
„Danke.“ sagte Katrina und schob das Geld unter ihren BH. Aber dann deutete sie auf Crow: „Ich will ihn haben. Dann tue ich alles um euch zu helfen.“
„Jack?“ fragte Kardinal Alba. Aber Crow nickte nur: „Okay, wo sollen wir hin?“
„Ich hab da oben ein Zimmer. Dein Freund kann vor der Tür warten. Es wird nicht lange dau-ern.“
„Es wird aber bald dunkel. In einer halben Stunde. Dann solltest du wieder auf der Straße sein, Katrina.“ sagte Kardinal Alba.

„Wir werden dich jetzt verkabeln. Mit diesem Gerät werden wir dich dann orten können. Und denk daran – wir sind immer in der Nähe.“ sagte Crow und brachte das letzte Kabel an.
„Ich soll also zu diesem Valek ins Auto steigen, obwohl ich weiß, dass er ein Vampir ist?“ fragte Katrina verwundert.
„Valek wird bestimmt nicht persönlich kommen. Aber das Auto wird dich zu ihm bringen. Aber dort wird er sein blaues Wunder erleben.“ erklärte Kardinal Alba. „Dann viel Glück, Mädchen.“
„Was ist wenn doch Valek persönlich kommt und mich im Auto beißt?“ fragte Katrina.
„Wir hören mit. Sollte das der Fall sein, haben wir hier eine Knoblauchspritze. Manchmal hilft es gegen den Biss. Ansonsten müssen wir doch wohl töten. Aber das ist dann das Beste, was dir passieren kann, glaub mir.“ sagte Crow.

Katrina stand jetzt schon seit drei Stunden auf der Straße, aber der schwarze Wagen kam nicht. Crow wurde langsam unruhig. Aber Kardinal Alba sagte nur: „Wenn man eine Sache lange genug kennt, wird sie durchschaubar. Er wird kommen. Danach zieht er vermutlich wei-ter.“
„Da ist er auch schon, eben wenn man von Teufel spricht.“ sagte Crow und startete den Wa-gen. Es war ein uralter VW Käfer, von dem bereits die einmal rote Farbe abblätterte. Erst beim dritten Versuch sprang er an.
Der Wagen stoppte direkt vor Katrina. Alba schaltete das Mikrofon unter Katrinas Hemd an. „...mit. Es wird sich für dich lohnen, Kleines.“ sagte der Mann im Wagen.
„Das ist Valek persönlich.“ sagte Alba entsetzt. „Hefte dich an den Wagen. Wir müssen viel-leicht schnell handeln.“
„Alles klar.“ sagte Crow. Der Wagen fuhr los, Crow hing ihm an der Stoßstange.
„Wie viel bekomme ich?“ fragte Katrina.
„Zuerst die Dienstleistung, dann das Geld.“ sagte Valek und lachte.
„Sag mir einfach wie viel für mich raus springt. Zahlen kannst du danach, wenn du willst.“
„Achttausend. Vielleicht mehr, je nachdem.“ sagte Valek. Er schien Katrina zu berühren. Dann kreischte Katrina plötzlich auf. Crow trat aufs Gas und rammte den Wagen. Dieser streifte ein anderes Auto und wurde dann von einer Wand gebremst. Crow und Kardinal Alba sprangen aus dem VW und rissen die Tür des schwarzen Wagens auf. Valek und der Fahrer waren verschwunden. Katrina lag auf dem Sitz. Ihr Hals war blutverschmiert und ihre Augen trüb. Crow wischte das Blut so gut es ging ab und schrie: „Schnell! Die Spritze!“ Alba drück-te ihm die bereits ausgezogene Spritze in die Hand: „Ins Herz. Sonst ist es zu spät!“ Jack nickte und stieß zu. Katrina schrie auf und richtete sich kerzengerade auf. Sie schnappte nach Luft. „Was fällt dir ein? Willst du mich umbringen?“
„Fühl ihre Zähne. Vielleicht haben wir es geschafft.“ sagte Alba. Crow schob seine Finger in Katrinas Mund und fühlte ihre Eckzähne. „Sie sind normal.“ Crow atmete auf. „Du hattest Glück, Baby. Verdammtes Glück.“
„Wir sollten Valek verfolgen. Ich will diesen Scheißkerl tot sehen.“ sagte Katrina und stieg aus dem Wagen.
„Hey, Jack. Du hast wohl einen Begleiter. Ich bleibe noch hier. Kehr du mit ihr in den Vati-kan zurück und schul sie ein. In spätestens einem Monat ist Valek tot, mein Freund.“ sagte Kardinal Alba.
„Soll das heißen ich bin jetzt bereit alleine gegen die Vampire vorzugehen?“ fragte Crow.
„Wenn du mit den vier Jungs da hinten fertig geworden bist.“ sagte Alba und deutete auf vier Männer die schnell näher kamen. Sie waren mit Baseballschlägern und Fahrradketten bewaff-net. Crow nahm vier Pfähle von seinem Gürtel und ging den Männern entgegen. Katrina folg-te ihm. „Ich übernehme zwei von denen, Jack.“ sagte sie. Crow gab ihr zwei Pfähle. Hilfe konnte er gegen die vier gut brauchen.
Dann griff der erste Vampir an. Aber Crow wich ihm spielerisch aus und rammte ihm den Pfahl durch den Rücken in die Brust. Der zweite holte mit der Fahrradkette aus und schlug nach Jack. Aber er wich wieder aus und packte die Kette. Dann zog er kräftig daran. Der Vampir torkelte auf ihn zu und direkt in den Pfahl. Der Vampir schrie und zerfiel dann zu Staub. Crow sah sich jetzt nach Katrina um. Sie war schon mit beiden Vampiren fertig.
„Hey, Jack. Die ist gut.“ sagte Kardinal Alba. „Sie war schneller als du.“
„Ich bin auf den Straßen ausgewachsen. Da lernt man so was.“ sagte Katrina und lächelte.
„Verschwinden wir. Valek wird nicht lange warten bis er mehr schickt.“ sagte Crow und fass-te Katrina an der Hand. „Komm mit. Jetzt geht es nach Rom.“
„Ich wollte schon immer nach Rom.“ sagte Katrina und küsste Crow auf die Wange.

„Mr. Crow. Ein Anruf aus Polen. Es ist Kardinal Alba.“ sagte der Bote. Crow rieb sich den Schlaf aus den Augen und befreite seine Hand. Katrina drehte sich sofort zu ihm um. „Ist was?“ fragte sie verschlafen
„Alba hat eine Spur. Schlaf weiter, Kleines.“ sagte Crow. Er folgte dem Boten zum Telefon in der Halle des Hauptquartiers der Jäger. Tony Montoya kehrte gerade wieder zurück. Er be-stellte gerade ein Zimmer. Er nickte Crow kurz zu. Der Bote deutete auf das Telefon und ver-schwand dann. Crow nahm ab: „Ja?“
„Jack. Ich weiß, es ist zwei Uhr nachts bei euch. Aber ich habe eine Spur. Valek wurde von einer Kontaktperson von mir in der Nähe von Paris gesehen. Nimm dir Katrina und flieg mit dem nächsten Flug nach Paris, die Tickets sind schon hinterlegt.“ sagte Alba. Er redete sehr schnell. Um ihn herum war es laut.
„Ich habe verstanden. Was für Ausrüstung?“ fragte Crow.
„Alles was ihr tragen könnt. Vielleicht kannst du auch Tony und Vater Adam auftreiben.“ sagte Alba.
„Du weißt es noch nicht? Vater Adam ist in Saigon von einem Vampir gebissen worden. Tony musste ihn töten. Aber ich tu was ich kann.“ sagte Crow. Dann legte er auf. Montoya wollte gerade nach oben verschwinden. Aber Crow rannte ihm nach und packte ihn an der Schulter: „Valek ist in Frankreich. Wir sollen ihn zur Strecke bringen.“
„Ich bin gerade erst angekommen.“ sagte Montoya müde. „Nimm dir doch Katrina mit.“
„Tu ich ja. Aber dich auch. Wir haben nur zusammen eine Chance, Mann.“ sagte Crow. Mon-toya schwieg einen Moment: „Nein. Ich schlafe jetzt mal. Ich komme nach.“
„Schlaf im Flugzeug. Wir fahren sofort zum Flughafen.“ sagte Crow und verschwand in sei-nem Zimmer. Er rüttelte an Katrinas Schulter: „Wach auf, Baby. Valek ist in Frankreich.“ Katrina sprang sofort aus dem Bett und zog sich an. „Ich hole die Waffen, besorg du uns Tik-kets.“ sagte sie.
„Hat Alba schon erledigt.“ antwortete Crow und packte einen Koffer.

„Was haben wir?“ fragte Montoya auf der Fahrt zum Flughafen. Crow nahm einen Zettel aus der Tasche und las vor: „Vierhundert Silberpfähle, zwei Harpunen mit Seilen, eine UZI mit Silberkugeln, drei Kreuze, einen halben Liter Weihwasser und ein Netz Knoblauch. Alba hat uns noch einen zusätzlichen Jäger versprochen. Also wenn wir Valek jetzt nicht erwischen, dann schaffen wir es nie.“
„Wieso fliegen wir nicht mit der Maschine des Vatikan?“ fragte Katrina. Sie fuhr auf einen bereits reservierten Parkplatz direkt am Eingang zum Flughafen.
„Die Maschine ist in Australien. Und Valek wird bald wieder weiterziehen. Also haben wir nicht viel Zeit.“ antwortete Crow.

Sie landeten in Paris um acht Uhr morgens. Als sie den Flughafen verließen wartete da schon eine Limousine und ein Mann mit einem Schild: „Vampirjäger“.
„Geht es nicht noch unauffälliger?“ fragte Crow den Fahrer.
„Sicher. Ich habe mir überlegt Vampirmörder rauf zuschreiben. Aber das wäre doch zu auffäl-lig gewesen. Ich bin übrigens Marcus.“
„Das sind Tony und Katrina, ich bin Jack.“ sagte Crow. „Wo geht es hin?“
„In eine kleine Stadt in der Nähe. Ich habe auch schon einen Plan, wie wir Valek in eine Falle locken.“ sagte Marcus und startete den Wagen.
am Horizont staute sich ein Gewitter auf. Bald würde es regnen.

Es war eine dunkle Vollmondnacht. Es regnete seit dem Mittag in Strömen.
Marcus saß in einem Bus und tat so als wurde er einen Diskman benutzen. Aber es war ein getarntes Funkgerät. Er konnte so die anderen hören und sie ihn. Außer ihm waren noch vier Männer, zwei Frauen und der Fahrer im Bus. Marcus steckte sich eine Zigarette an. Valek hatte immer auf dieser Linie zugeschlagen. Es war nur noch die Frage wann.
Der Bus passierte eine alte Holzbrücke. Als der Bus die Brücke zur Hälfte passiert hatte, be-gann die ganze Brücke zu beben. Das Geländer brach ab und wurde sofort von dem reißenden Bach weggerissen. Der Fahrer trat das Gas durch und stoppte erst, als er die Brücke verlassen hatte. Er öffnete die Tür und verließ den Bus.
„Jack. Wir stehen. Jetzt könnte es sein.“ flüsterte Marcus.
„Schütz die Leute. Wir kommen so schnell es geht. Eine Minute, vielleicht zwei.“ antwortete Crow.
Draußen schrie der Fahrer plötzlich auf. Etwas spritzte auf eine der Seitenscheiben. „Das ist Blut!“ schrie eine Frau.
„Bleibt alle ruhig!“ befahl Marcus. Er tastete nach den Pfählen an seinem Gürtel. Es waren genug für ein Dutzend Vampire.
„Was maßen Sie sich an?“ fragte ein älterer Mann. Die hintere Tür wurde aus den Angeln gerissen und ein Mann ganz in Leder trat ein. Die Leute auf den hinteren Plätzen flüchteten vorwärts. Aber auch dort war einer dieser Ledermänner. Der Reihe nach gingen die Scheiben zu Bruch.
„Wie spät ist es?“ flüsterte Marcus. Ein junger Mann sah auf die Uhr. „In einer Viertel Stunde wird es hell.“ antwortete er.
Ein weiterer Ledermann trat ein. Er stellte sich breitbeinig in den Gang. „Hallo Marcus. Willst du diese armen Teufel schützen?“ fragte Valek.
„Fick dich selber, Valek. Crow ist bald hier und dann warst du Geschichte und deine Sippe wird aussterben. Das kannst du mir glauben.“ schrie Marcus zurück und zog einen Pflock aus dem Gürtel.
„Silber? Das bringt nichts. Ich bin Geschützt. Valek knöpfte seinen bodenlangen Ledermantel auf. Darunter waren Metallplatten, wie bei einer Ritterrüstung.
„Das wird dir nichts nützen, Valek.“ sagte Marcus.
„Ihn will ich.“ sagte Valek und deutete auf Marcus. „Die anderen gehören euch.“
„Nicht so schnell, du Scheißer“ sagte Crow. Er kletterte durch ein Seitenfenster in den Bus. Valek blieb ganz ruhig. „Schon wieder du? Warum mischt du dich in Sachen ein, die dich nichts angehen? War deine Freundin nicht genug?“ fragte Valek gelangweilt.
„Ich habe eine Neue, du Arsch!“ sagte Crow. Katrina trat ein und verwandelte den Vampir an der hinteren Tür in einen Haufen Staub.
„Erinnerst du dich noch?“ fragte sie. Valek wich etwas zurück. Aber dann straffte er sich. „Drei gegen zwei ist doch etwas unfair, oder?“ fragte Valek und pfiff. Durch die Seitenfenster sprangen noch zehn Vampire. Aber einer wurde plötzlich zurückgerissen. Tony Montoya sah durch das Fenster: „Vier gegen elf ist unfair. Aber wir gewinnen trotzdem.“ Er legte mit der Harpune an und schoss vier Mal. Vier Seile spannten sich. Die Vampire, die getroffen worden waren, zerrten an den Seilen, aber sie kamen nicht frei. Valek zischte. Dann rannte er auf Crow zu und wollte ihn von den Beinen reißen. Aber Crow war schneller und trat einen Schritt zur Seite. Dann schlug er Valek ins Gesicht.
Draußen erschienen die ersten Streifen Helligkeit.
„Wir müssen weg, Meister Valek. Die Sonne!“ zischte ein Vampir und sprang aus dem Fen-ster in seinen Tod. Draußen um den Bus hatte Tony silberne Pflöcke in den Boden gerammt. Einer dieser Pflöcke bohrte sich in den Hals des Vampirs.
„Wir sehen uns wieder, Crow. Dann gewinne aber ich!“ schrie Valek und wollte verschwin-den. Aber Crow grinste. „Das sehe ich nicht so, mein Lieber.“ sagte er und zog eine Harpune unter dem Mantel hervor. Er schoss Valek in die Schulter, bevor dieser sich weg Teleportie-ren konnte. Crow sprang aus dem Fenster und drückte den Einzugsknopf der Harpune. Valek wurde aus dem Fenster gezogen und blieb vor Crow liegen.
Montoya zog die getroffenen Vampire auch heraus. Sie landeten neben Valek. Die anderen Vampire suchten das Weite. Katrina kam auch heraus und kniete neben Valek nieder. Sie knöpfte ihre Kutte etwas auf und zeigte ihm die Bissspuren. „Ich hasse diese Knutschflecke. Die sind wohl von dir.“

Langsam ging die Sonne auf. Valek und seine Vampire waren an einen Baum gefesselt, so dass sie die ganze Morgensonne abbekommen würden. Crow und Katrina saßen daneben und sahen in die aufgehende Sonne, Tony sammelte die Ausrüstung ein.
„Irgendwie wäre das sehr romantisch, wenn die Typen nicht da wären.“ sagte Katrina.
„Irgendwie schon. Aber die gibt es ja nicht mehr lange.“ sagte Crow und küsste sie. „Wie geht’s da hinten Valek?“
„Ich war nicht der letzte, Crow. Es werden neue kommen! Und du wirst sie nicht aufhalten können!“ zischte Valek. Langsam bekam seine Haut Blasen.
„Was machen wir nachher?“ fragte Katrina.
„Wir sind in der Stadt der Liebe. Wir bleiben etwas hier, oder?“
Die Sonne ging vollends auf und tauchte die Ebene in ein helles Licht. Im Chor schrieen die Vampire auf und zerfielen der Reihe nach zu Staub. Als letzter saß noch Valek da. „Wir wer-den dich kriegen, Crow. Dich und deine Freunde!“ Dann zerfiel auch er für immer zu Staub.
„Gehen wir. Ich hab Hunger gekriegt.“ sagte Crow und half Katrina hoch.
„Und dann?“ fragte sie. Crow lächelte bloß.
„Das wird sich zeigen, Baby.“


An sich ist diese Geschichte nur eine überabeitete und ausgebaute Version von Les Vampires (ebenfalls hier erschienen).
Die Charktere werden hier etwas genauer beschrieben und man hat mehr Einblick in das Leben der Jäger und natürlich der Gejagten.

Nicolai Rosemann, Anmerkung zur Geschichte

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Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Nicolai Rosemann).
Der Beitrag wurde von Nicolai Rosemann auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.08.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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