Torsten Haeffner

Des Schriftstellers Frust

Gestern hatte ich Besuch. Ossuna, eine ausserordentlich attraktive Frau vom Nachbarhaus, hatte mich aufgesucht. Sie kommt aus Uganda, ist eine Riesin, bildhübsch und …, aber lassen wir das. Ossuna jedenfalls bat mich, einen Brief durchzulesen, den sie ihrer Krankenkasse schicken wollte. Also setzte ich mich an den Küchentisch, griff – ganz der Profi – zum Rotstift und machte mich an die Arbeit, während sie diskret meine Kleinwohnung besichtigte.
Irgendwann öffnete sie im Rahmen ihrer Inspektion den Kühlschrank. Frustriert liess sie die Türe wieder zufallen.
«Süsser», flüsterte sie mir zu und beugte sich zu mir über den Tisch, «soll ich dir etwas Superschönes zeigen?»
Ich blickte auf, nickte wie von Sinnen, bekam feuchte Hände und legte den Rotstift weg.
«Etwas, was du dir in deinen kühnsten Träumen nicht vorstellen kannst?»
Abermals nickte ich eifrig (ich glaube, mein Kinn zitterte) und erwartete irgendeine Offenbarung.
Sie bedeutete mir per Handzeichen, dass ich ihr folgen solle, was ich sogleich und voller Vorfreude tat, wenngleich es mir zunächst komisch vorkam, dass sie mich erst aus meiner Wohnung zwei Stockwerke hinab und dann im Nachbarhaus drei Stockwerke wieder hinauf führte – bis wir ihre grosszügige 3-Zimmer-Wohnung erreicht hatten.
«Jetzt geht’s los», dachte ich, als sie die Wohnungstüre hinter uns sorgsam verschlossen hatte. Leider führte sie mich nun aber nicht in ihr Schlafzimmer, sondern in die Küche, bat mich dort Platz zu nehmen, schritt zum Kühlschrank, öffnete dessen Türe und sagte lächelnd: «Schau mal, Süsser, so voll ist ein Kühlschrank, wenn man einen anständigen Job hat.»
Frustriert kehrte ich später in meine Wohnung zurück und schwor mir: Wenn erst einmal die Einnahmen aus dem Verkauf meines Romans «Das Testament der Barfussläuferin» sprudeln, werde ich Ossuna zeigen, was ein voller Kühlschrank ist!

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