Karl-Konrad Knooshood

Stationär

Alles im Leben ist relativ,

und sekundär,

manchmal ist Aktion attraktiv,

doch viel Zeit verbringt man: stationär,

 

Man liegt in der eignen Bude,

auf der Couch faul sich fläzend,

als alter Pascha, Sofa-Lude,

im Jogging-Outfit, augenätzend,

das ist nicht besonders spektakulär,

wie nie weg vom Fleck: stationär,

Thrombose – nicht von ungefähr…,

 

Mein Blick ist sehr leer,

die Lider schon teerschwer,

hungrig bin ich lang nicht mehr,

nach Leben + Lilalaunebär,

 

Der Doktor kommt ab und an,

auf dem trist-weißen Gang vorbei,

teste an mir, welche Arzenei,

noch wirken kann,

Es ist ein Ort zum Lagern und Verwahr'n,

von Menschen, Abstellkammer,

hier hört dich niemand schreien,

wie im Weltall hier hört dir niemand zu,

geschweig' denn Katzenjammer,

als wartete man im kahlen Wartesaal auf die Bahn,

 

Es ist ein Ort von geringem Flair,

verwahrt, bald tot aufgebahrt: stationär,

 

Du bist hier nur eine Nummer,

degradiert zum Warten,

kein Privileg (mehr), kein Hummer,

das ist was für die Harten,

harrend dem Aufschluss, Umschluss,

ein Ort desavouierender Verzweiflung,

an dem man mit sich hadern muss,

der Selbsterkenntnis zur Reifung,

Käfighaltung, unnatürlich, stickig, eng,

der reinste Horror, Gram, Gewalt, Isolation,

ein Gitterplatz ist klein und streng,

persönlicher Ohnmacht, Deprivation,

Apathie und seelische Dekonstruktion,

heißt LEBENSLÄNGLICH nicht von ungefähr,

ein Tränen-Trauer-Hirnzermarterungsmeer,

ein Heer explosiver Gestalten,

werden wie wilde Kreaturen gehalten,

Zeit ist relativ, inflationär,

man sitzt hier fest von Rechtswegen her,

sicher arretiert: stationär…,

 

Das Zwischenmenschliche: rudimentär,

Nächstenliebe: sehr sekundär,

Mitleid, Gnade? Defizitär,

tangiert nur peripher: stationär,

 

Sind hohes Alter und Gebrechlichkeit,

eine Form langfristiger Todesstrafe?,

Frag mich bang: Wo bleibt die Gerechtigkeit?,

Mir blieben wenig Jahre bis zur Harfe,

doch stürb' ich gern früher als erwartet,

denn diese moderne Massenzermürbungswaffe,

wird mich schaffen, auf finaler Karte,

steht ein langes Siechtum,

mit dem Rollator kriech rum,

und scheiß mir in die Hose,

stink an Stellen, unerreichbar,

keifend kommt die Geduldzeitlose,

und wischt mir den Pöter feuchter,

 

Drum will ich in den Speisesaal schneien,

in den Abstellraum der Gesellschaft,

dies nennt man (euphemistisch): Altenheim,

doch es ist zuweil'n wie Geiselhaft,

gegen die man sich nicht wehrt,

es ist ein trautes Zähren,

das die letzten Reste versehrt,

im Prekären, aufs Altenteil mit den "Legionären",

Pioniere, vom Leben abgekehrt…,

 

Man wird zum Märtyrér,

es ist das Ende, stationär,

es trifft mich – und Udo Millionär,

zu Arbeitslebzeiten war man wer,

einzig' Unterschied: das Salär,

ich werd inflationär: stationär…

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Karl-Konrad Knooshood).
Der Beitrag wurde von Karl-Konrad Knooshood auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.10.2019. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Karl-Konrad Knooshood als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Wie ein Blitz aus heiterem Himmel von Nina Mallée



Epilepsie – was ist das eigentlich? Gute Frage... denn wie ich immer wieder mit Entsetzen feststellen musste, wussten selbst ein Großteil der von mir und anderen Betroffenen konsultierten Neurologen keine vernünftige Antwort darauf, geschweige denn Allgemeinmediziner jedweder Art und erst recht nicht Otto – Normalverbraucher. Völlig außer Frage steht, dass Epilepsien oft mit geistigen Behinderungen einhergehen, was aber nicht heißt, dass das eine mit dem anderen gleichzusetzen ist. Dieses Buch soll deshalb auch nicht als medizinisches Handbuch dienen, sondern lediglich als ein Beweismittel, dass es auch anders geht, wenn man nur will oder allenfalls eine Art Gebrauchsanleitung für den Umgang mit solchen und ähnlichen Problemen. Es sind, wenn man so will, Geschichten aus dem wahren Leben, die ich hier beschreibe und Konfliktsituationen, für deren Bewältigung sich mal eine mehr, mal eine weniger elegante Lösung findet.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Sonstige" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Karl-Konrad Knooshood

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Protokoll eines verfallenden Landes: Die Statistiker von Karl-Konrad Knooshood (Drama)
Pilgerweg...letzte Episode von Rüdiger Nazar (Sonstige)
Johannisfeuer (Kanzfeuerla) von Annie Krug (Kindheit)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen