Francois Loeb

Koppulieren

„Zeig mir wie man koppulieren kann“, stellt der Junge, ich bin seine Patin, mir ganz direkt die Frage, wobei er das P besonders stark betont, als wären es Schüsse aus einer Schreckpistole. Er versetzt mir dadurch auch einen richtigen Schrecken! Wie soll ich antworten? Wie mein Blut, das mir in die Wangen schießt, ich muss wie eine Indianerin aussehen, verbergen? Also, bis jetzt hat mich noch nie ein männliches Wesen in eine solch peinliche Situation gebracht. Ich weiß, dass bei einer Antwort nur ein Gestammel meinem Mund über die sich schämenden Lippen kommen würde. Also ignoriere ich die Frage. Kopf in den Sand! Sand über den Kopf, nicht Asche. Nicht einmal mehr klar denken kann ich. Es ist vertrackt. Wie nur kann ich diesem Augenblick der sich unverschämt ausdehnt, entkommen.

„Will will...st du ein ein Ei ein Eis?“, Antworte ich stotternd. Der Junge sieht mich verdutzt an.
„Ein Eis? Mitten im Winter? Nein, ich will dass du mir zeigst wie das Koppulieren geht!“
Wieder diese Schreckschüsse. Ich winde mich. Zeit gewinnen! Doch wie? „Habe noch Milch auf dem Herd, muss wegstellen gehen sonst kocht sie über!“ Renne zur Küche. Er hinter mir her.
„Ist doch nichts auf dem Herd! Weshalb erzählst du mir Lügen?“
„Ich lüge nicht. Bestimmt. Weißt, wenn man älter wird vermischt man manchmal Sachen in der Zeit. Habe heute früh für dich Milch aufgestellt, dachte sie sei immer noch auf dem Herd.“
Uff, die Ablenkung scheint gelungen. „Darf ich dir noch ein Plätzchen geben? Selbst gebacken!“, fahre ich fort. Gehe zum Küchenschrank nehme die gemalte Büchse, die ich von meiner Großmutter erbte, heraus. Biete diese an. Er entnimmt eine ganze Handvoll. Geschafft! Glücksgefühle durchströmen mich. Das Rot der Wangen fließt zu meinem Herzen zurück. Beglückwünsche mich zu meiner Ablenkungskunst.
„Bitte sage mir jetzt wie das Koppulieren geht.“
Neeein! Hiiilfe! Bettle ich in Gedanken meine Synopsen an. Wie soll ich mich nur verhalten? Kann ihm das doch nicht vorführen …
„Ich will mein iPhone mit dem Airpod den Du mir zu Weihnachten geschenkt hast koppulieren. Du musst doch wissen wie das geht …!“

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Francois Loeb).
Der Beitrag wurde von Francois Loeb auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.10.2019. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Francois Loeb als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Wolken klingen rosa von Katrin Meyer



Alex lebt nach dem Motto „all you can feel”. Nach einem Zusammenbruch erholt sie sich in den Berchtesgadener Alpen und erfährt in einem Workshop zum Thema Hochsensibilität, dass es noch andere Menschen gibt, die nach dieser Devise leben. Erleichtert über diese Erkenntnis beginnt sie, ihre Vergangenheit völlig neu zu bewerten und beabsichtigt, in Zukunft ihre eigenen Regeln aufzustellen. Aber Veränderungen sind für Hochsensible gar nicht so leicht umzusetzen. Erst recht nicht, wenn wenigstens die Beziehung ein sicherer Hafen zu sein scheint. Doch dann begegnet Alex dem Fotografen Quirin und plötzlich ist gar nichts mehr sicher.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (3)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Kindheit" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Francois Loeb

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

KONFERENZ DER FISCHE von Francois Loeb (Hoffnung)
Johannisfeuer (Kanzfeuerla) von Annie Krug (Kindheit)
Bitte zurück bleiben von Norbert Wittke (Glossen)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen