Ingo R. Hesse

Vielen Dank Greta!

Seit ein paar Wochen, kann ich an jedem Mittwochmorgen den Baufortschritt an einem großen Weihnachtsmarkt-Dorf begutachten. Von kleinen Hütten über ganze zweistöckige Blockhäuser im Einfamilienhaus-Format, bis hin zu einer Rodelbahn und einem Riesenrad das seinen Namen verdient, wird alles bis zur Eröffnung fertig sein.

 

Bisher habe ich derartige Aktivitäten auch schon unter mehreren Gesichtspunkten kritisch beobachtet. Zum Beispiel aus Sicht der Loser auf der Seite der Anbieter, die dort für viel Geld eine Hütte mieten und sich vorstellen, damit ihre desolate Finanzlage aufbessern zu können. Die dann aber von Sehleuten ihren Stand belagert zu sehen und am Ende nur noch öffnen um einer Vertragsstrafe zu entgehen.

 

Aber ich habe auch immer an die Gewinner gedacht. Zum Beispiel an den Besitzer einiger Glühweinschmieden, der in der örtlichen Politik soviel Einfluss hat, dass er das traditionsmäßig frühe Eröffnen des bescheidenen Weihnachtsmarktes in meinem beschaulichen Stadtteil per Intervention im Stadtrat verhindern wollte. Um seine Umsätze in der City nicht zu gefährden. Es hätte ja sein können, dass schon hier wieder einmal einigen Unverzagten klar geworden wäre, dass sie sich auch selbst ein Tetrapack Pansch-Wein hätten selbst kaufen können, für weniger Geld.

 

Die kritischsten aller Weihnachtsmarkt-Gedanken galten aber bisher immer mir. Und der Frage, wie ich es schaffen könnte, sofern ich mich auf einen Besuch dieser Sentimentalmeile in Begleitung einließe, ...dass sowohl außen Dunkelheit herrschte als auch höchstens 50 weitere Besucher diesen Ort bevölkerten. Also das Perpetuum Mobile meines Wohlbefindens. In der Idee schon ausgereift. Aber im praktischen Test bisher stets durchgefallen.

 

Doch nun kommt noch Greta mit ihren Ideen hinzu. Ich frage mich, wie viel Abgase das hin und her Transportieren dieser hölzernen fliegenden Bauten produziert. Um wie viel Grad die schwitzenden Arbeiter die Erdhülle in jeder Vorweihnachtszeit erwärmen. Wie viel Abgase später die Kunden an der Erbsensuppen-Feldküche ausstoßen. Ich frage mich auch, von wem und wo die selbstgestrickten Pullover gestrickt wurden, die dort feilgeboten werden. Und ob die süßen filigranen Glasfiguren vielleicht von Kindermund .. .

 

Nein! Ich muss damit aufhören! Denn wenn ich das alles weiter denke, werde ich nie wieder Lust haben, einen Weihnachtsmarkt zu besuchen.

 

Obwohl, ..so recht hatte ich das sowieso nie. Also, ..was soll‘s? Im Grunde genommen ist das doch die perfekte Ausrede, sofern ich einmal in die Verlegenheit kommen sollte, von einer politisch korrekten, .. . Und es würde mich mit dieser Argumentation sicher in ihrer Achtung steigen lassen.

 

OK, von denen gibt es ja inzwischen viele.

 

Also, ..vielen, vielen Dank im Voraus liebe Greta!

 

 

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